Nach einer einwöchigen Pause hat sich die Klimaschutz-Gruppe "Letzte Generation" am Montagmorgen wieder – wie angekündigt – auf Deutschlands Straßen festgeklebt. In dieser Woche soll es weitere und verstärkte Störaktionen geben. Insbesondere München und Berlin sollen betroffen sein. Die "Letzte Generation" ziele erneut auf die "Adern der Gesellschaft" wie Verkehrsverbindungen. "Dort wird es weiter an allen Ecken und Enden Unterbrechungen geben", sagte Henning Jeschke, einer der Mitgründer der Gruppe, am vergangenen Freitag.
"Letzte Generation" klebt sich an München am Stachus fest
Am Montagmorgen haben Aktivistinnen und Aktivisten den Verkehr am Münchner Stachus blockiert. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, haben sich neun Menschen am Karlsplatz auf der Straße festgeklebt. Sie trugen Warnwesten und machten mit Plakaten auf ihre Klimapolitik-Forderungen aufmerksam. "Die Aussicht auf Präventivhaft oder Strafen hält diese Menschen nicht ab", schrieb die "Letzte Generation" am Montagmorgen auf Twitter.
Vor dem Justizpalast fordern Gegendemonstranten ein härteres Eingreifen der Behörden gegen die Aktivisten. Die Polizei, die mit etwa hundert Einsatzkräften vor Ort war, leitete den Verkehr am Sendlinger Tor um und empfahl Autofahrern, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen.
Die Stadt München hatte laut einem Polizeisprecher nach der Ankündigung einen Auflagenbescheid für die Versammlung erstellt. Das Festkleben auf der Straße habe gegen diese Auflagen verstoßen. Es sei derzeit nicht geplant, den Protest aufzulösen.
"Letzte Generation" hatte Blockade am Stachus angekündigt
Ein Aktivist aus München, der nach eigenen Angaben fast einen Monat im Gefängnis saß, hatte in der vergangenen Woche bekanntgegeben, dass am Montag um 8 Uhr an der "Straße am Karlsplatz Richtung Norden, direkt am Taxistand Stachus Ost", eine große Blockadeaktion stattfinden wird. Hinter dieser konkreten Ansage verberge sich keine bestimmte Taktik, versicherte die Gruppe. Man rufe alle Menschen dazu auf, mitzumachen.
A9 in Richtung München wegen Klimaprotests gesperrt
Weil Aktivisten auf Schilderbrücken an der A9 und an der A96 geklettert waren und sich dort festgeklebt hatten, kam es auch dort zu Verkehrsbehinderungen. Auf der A9 beim Kreuz München-Nord wurde die Autobahn in Richtung München gesperrt. Auf der A96 lief der Verkehr mit reduzierter Geschwindigkeit. Inzwischen sind laut dem Bayerischen Rundfunk beide Autobahnen wieder frei.
"Letzte Generation" blockiert Straßen in Berlin
Auch in Berlin hat die "Letzte Generation" wie angekündigt protestiert. Zuerst registrierte die Polizei eine Protestaktion vor dem Hauptbahnhof in der Invalidenstraße mit sieben Menschen. Fünf davon hätten sich auf der Straße festgeklebt, sagte eine Polizeisprecherin. Weitere Aktionen folgten an der Wilhelmstraße, Ecke Hallesches Ufer und der Potsdamer Straße, Ecke Varian-Fry-Straße. Dort hatten sich laut Polizei jeweils vier Aktivisten festgeklebt. Auch auf der B1 im Bereich Tiergarten in Höhe Stresemannstraße sorgte eine Protestaktion laut der Berliner Verkehrsinformationszentrale für Stau.
Das fordert die "Letzte Generation"
Die "Letzte Generation" fordert mehr Maßnahmen gegen den Klimawandel, etwa ein Tempolimit auf Autobahnen und billigen Nahverkehr. Seit Anfang des Jahres laufen die Blockaden in vielen deutschen Städten. Die Polizei hat hunderte Strafverfahren wegen Nötigung und Widerstand eingeleitet.
Die Aktionen der "Letzten Generation" sorgen bundesweit zunehmend für Unverständnis. Dazu beigetragen hat vor allem ein schwerer Unfall in Berlin, bei dem am vergangenen Montag eine Radfahrerin von einem Lastwagen überrollt worden war. Ein Spezialfahrzeug, das helfen sollte, die 44-Jährige zu befreien, stand nach Angaben der Feuerwehr in einem Stau auf der Stadtautobahn – wegen einer Aktion von Klimaaktivisten an einer Schilderbrücke.