Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Lehrermangel: Piazolo will Quereinsteiger in bayerische Klassenzimmer locken

Lehrermangel

Piazolo will Quereinsteiger in bayerische Klassenzimmer locken

    • |
    Michael Piazolo, Kultusminister der Freien Wähler, warnt vor einer Verlängerung der Lehrerausbildung.
    Michael Piazolo, Kultusminister der Freien Wähler, warnt vor einer Verlängerung der Lehrerausbildung. Foto: Peter Kneffel, dpa

    Bayerns Bildungsminister Michael Piazolo (Freie Wähler) glaubt nicht, dass die von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) kürzlich angekündigte Anwerbekampagne in anderen Bundesländern den Lehrermangel in Bayern entscheidend beheben kann: "Das ist eine Idee, die jetzt entwickelt worden ist", sagte er am Freitag in München. Letztlich gehe es aber beim Zuzug von Lehrern "um relativ geringe Zahlen".

    Söder hatte auf der letzten CSU-Klausur gezielte Anwerbekampagnen angekündigt, um die von ihm bis 2028 versprochenen zusätzlichen 6.000 Lehrerstellen auch besetzen zu können. Söder kündigte etwa Umzugshilfen und ein finanzielles "Starterpaket" für Lehrerinnen und Lehrer aus anderen Teilen Deutschlands an. Der Vorstoß hatte zu Kritik in anderen Bundesländern, aber auch in Bayern geführt: So sprach etwa die Gewerkschaft GEW von einer "reinen Problem-Verschiebung" die die soziale Ungleichheit in Deutschland nur verschärfe.

    Kultusminister warnt vor Verlängerung der Lehrerausbildung durch ein "Praxissemester"

    "Der Ministerpräsident spricht nicht mit mir ab, wie er ein Thema intoniert", sagte Piazolo zu Söders breitbeiniger Ankündigung: "Das muss er auch nicht." Auch das von Söder angekündigte "Praxissemester" in der Lehrerausbildung kommentierte der Schulminister zurückhaltend: Niemand könne ein Interesse haben, die Lehrerausbildung zu verlängern, warnte er. Aber auch die bisherige Ausbildung für ein Praxissemester zu kürzen, sei kein sinnvoller Weg. Doch woher sollen die versprochenen zusätzlichen Lehrerinnen und Lehrer dann kommen? "Mit Lehramtsstudenten allein werden wir den Gesamtbedarf nicht abdecken können", räumte Piazolo ein. Der Minister setzt deshalb vor allem auf Quereinsteiger in den Lehrerberuf: Anstatt in anderen Bundesländern zu werben, sei es "leichter in Bayern neue Lehrer zu gewinnen", hofft er. Gezielt angesprochen werden sollen Hochschulabsolventen von Physik bis Germanistik, gerne auch mit einigen Jahren Berufserfahrung. Die Interessenten sollen in den Schulen ein Referendariat beginnen und nach zwei Jahren und einer pädagogischen Zusatzausbildung mit einem regulären zweiten Staatsexamen vollwertige Lehrkräfte werden können. Auf "250 Bewerber plus X" hofft der Minister pro Jahr.

    Lehrerverbände: Quereinsteiger und Anwerbung "nur eine Notlösung"

    Die Lehrerverbände reagierten skeptisch: Sowohl die Anwerbung von außerhalb wie auch die Quereinsteiger seien "nur eine Notlösung", findet etwa Michael Schwägerl vom Philologenverband. Stattdessen müsse die Attraktivität des Lehrerberufs gesteigert werden, um den Lehrermangel zu bekämpfen. Piazolo verwieß hier auf die Ankündigung der Söder-Regierung, auch in Grund- und Mittelschulen stufenweise die Besoldungsstufe A13 einzuführen, die aktuell bei gut 4600 Euro beginnt. Zudem sollen bis zu 2000 Unterstützungskräfte etwa in Verwaltung und Sozialarbeit an den Schulen eingestellt werden. Verpflichtende Mehrarbeit für Lehrkräfte oder eine Einschränkung des weitreichenden Teilzeitanspruchs lehnt Piazolo zur Bekämpfung des Lehrermangels ab: "Ich setze hier auf Freiwilligkeit", beteuerte er. Auch größere Klassen soll es in Bayern trotz des Personalmangels nicht geben.

    In den letzten fünf Jahren habe die Staatsregierung bereits 5780 neue Lehrerstellen geschaffen, davon allein 1150 in diesem Jahr. Rund 15 Milliarden Euro wendet der Freistatt inzwischen für die Schulen auf. Die nun angekündigten 6000 zusätzlichen Stellen seien aber kein teures Wahlgeschenk, beteuerte Piazolo: "Sie sind nötig, um die höheren Schülerzahlen in den nächsten Jahren abzufedern."

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden