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Lehrermangel in Bayern: Die Forderungen zum neuen Schuljahr

Neues Schuljahr

Nur zwölf Prozent der Lehrkräfte halten bis zum gesetzlichen Ruhestand durch

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    Zum Start ins neue Schuljahr bleiben viele Planstellen für Lehrkräfte in Bayern mangels qualifizierter Bewerber unbesetzt.
    Zum Start ins neue Schuljahr bleiben viele Planstellen für Lehrkräfte in Bayern mangels qualifizierter Bewerber unbesetzt. Foto: Robert Michael, dpa

    Angesichts des strukturellen Mangels an qualifizierten Lehrkräften fordert der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) eine Konzentration der Schulen auf ihre Kernaufgaben: „Wir müssen den Fokus auf das setzen, was mit der vorhandenen Mannschaft machbar ist“, verlangte BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann am Dienstag in München. Den Schulen immer neue Aufgaben aufzubürden, sei mit dem verfügbaren Personal schlicht nicht mehr möglich. Es gelte vielmehr „das Kerngeschäft in hoher Qualität“ zu machen.

    Verpflichtende Sprachtest nur, wenn individuelle Förderung möglich ist

    Ein Beispiel für von der Politik nicht zu Ende gedachte Zusatzaufgaben sei die Einführung von verpflichtenden Sprachtests vor der Einschulung: „Solche Sprachtests machen nur Sinn, wenn danach jedes Kind eine individuelle Förderung bekommen kann“, findet BLLV-Expertin Sabine Bösl. Aktuell gebe es dafür jedoch weder genügend Personal noch geeignete Strukturen.

    Die Konzentration auf das Kerngeschäft gegen politischen Druck durchzusetzen, sei Hauptaufgabe von Bayerns Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler), fordert Verbandschefin Fleischmann: „In Krisenzeiten braucht es einen klaren Kurs. Und den verlangen wir von der Ministerin.“ Stolz müsse sich zudem darum kümmern, zusätzliche qualifizierte Lehrkräfte zu finden, um die Versorgungslücken zumindest teilweise zu schließen. Ende Juli hatte das Kultusministerium eingeräumt, dass etwa an Mittelschulen nur für knapp jede zweite offene Stelle qualifizierte Bewerberinnen und Bewerber zur Verfügung stehen.

    „Endliche echte Zahlen“ zum Lehrermangel

    Es sei gut, dass die Ministerin den massiven Lehrkräftemangel nun selbst klar und ehrlich benenne: „Die echten Zahlen liegen endlich auf dem Tisch, darüber müssen wir nicht mehr streiten“, lobte Fleischmann. Gut sei auch, dass Stolz seit ihrem Amtsantritt vor fast einem Jahr viel durchs Land gereist sei und den Lehrkräften vor Ort ernsthaft zugehört habe. Jetzt müsse die Ministerin allerdings die Kritik und die Anregungen von der Basis in Bildungspolitik übersetzen.

    Will anstatt der Streichung von Stunden für Englisch, Kunst und Musik mehr Unterricht an Bayerns Grundschulen: BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann.
    Will anstatt der Streichung von Stunden für Englisch, Kunst und Musik mehr Unterricht an Bayerns Grundschulen: BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Konkret verlangt der Verband, Zwangsmaßnahmen zur Mehrarbeit von Lehrkräften zurückzunehmen und stattdessen auf Freiwilligkeit zu setzen. Derzeit liegt die Teilzeitquote der Lehrkräfte in einigen Schularten bei über 50 Prozent. 2019 eingeführte dienstrechtliche Maßnahmen wie Mehrarbeit über ein Arbeitszeitkonto hätten in der Lehrerschaft nur viel Unmut und Demoralisierung ausgelöst, so BLLV-Vize Gerd Nitschke. Durch Krankheit, Dienstunfähigkeit oder Frühverrentung seien dadurch zum Teil sogar mehr Stunden weggefallen, als zusätzlich geschaffen wurden. „Wenn man ehrlich mit den Lehrkräften spricht, sind viele bereit, mehr Stunden zu arbeiten“, glaubt Nitschke. Auch die Gesundheit der Lehrkräfte müsse mehr in den Blick: Zuletzt haben laut BLLV nur rund zwölf Prozent der Lehrkräfte bis zum gesetzlichen Ruhestandsalter durchgehalten.

    Grundschulreform: BLLV will mehr Unterricht anstatt Streichung von Kunst und Musik

    An den Grundschulen begrüßt der BLLV zwar die von Stolz aufs Gleis gesetzte Verstärkung des Unterrichts in Deutsch und Mathematik. Im Gegenzug vorgesehene Kürzungen etwa in Kunst und Musik seien aber „fatal“: Diese Streichungen müssten zurückgenommen und die Stundentafel für die Grundschüler entsprechend erhöht werden, verlangt der BLLV.

    Ebenfalls Handlungsbedarf sieht der Verband bei der Digitalisierung: Noch immer gebe es an vielen bayerischen Schulen einen Mangel an Laptops oder Tablets, kritisierte BLLV-Vize Tomi Neckov. Vor allem fehle es aber an einem pädagogischen Konzept für die Einbindung digitaler Geräte in den Unterricht sowie an qualifiziertem Personal für die technische Wartung. „Die Geräte allein reichen nicht aus für eine gute digitale Bildung.“

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    4 Kommentare
    Heinrich Hoege

    Bei der Höhe der Pensionen, kein Wunder.

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    Martin Goller

    Augen auf bei der Berufswahl! Neid ist die größte Form der Anerkennung

    Christian Durner

    Da viele Beamte aus Beamtenhaushalten kommen, potenziert sich die Unfähigkeit derer halt immer weiter! Gruß

    Christian Durner

    Ich würde Lehrer nur noch im Angestelltenverhältniss einstellen. Wir wären alle Probleme mit ihnen schlagartig los! Da die Beamtenversorgung wegfällt sortieren sich die Lehramtsanwärter schon mal aus! Nur Lehrer mit "Interesse" am Beruf würden diesen ergreifen, und nicht Personen mit Interesse an dem "Beamtentum"! Die Krankheitsfälle und Frühpensionierungen gingen schlagartig zurück, da die vollumfängliche Beamtenversorgung wegfällt! Und es könnten Lehrer entlassen werden bei Unfähigkeit oder Arbeitsunlust! Aber da dann der Zugriff des Staates, auf die "Lehrer-Denke" wegfällt, wird dieser einfache Weg, nicht kommen! Gruß Durner Christian Sie können das gerne als Leserbrief in der AZ Drucken!

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