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Lebensmittel: Bayerische Brauereien unter Druck: Der Bierpreis steigt weiter

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Bayerische Brauereien unter Druck: Der Bierpreis steigt weiter

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    Die bayerischen Brauereien stehen nach den Corona-Folgen vor der nächsten großen Krise. Wegen des Kriegs in der Ukraine wird das Getreide knapp.
    Die bayerischen Brauereien stehen nach den Corona-Folgen vor der nächsten großen Krise. Wegen des Kriegs in der Ukraine wird das Getreide knapp. Foto: Bernd Thissen, dpa

    Horrende Energiekosten, gestörte Lieferketten - und nun auch noch der Getreide-Mangel infolge des Krieges in der Ukraine: Die bayerischen Bierbrauer stehen nach den Umsatzeinbrüchen der Coronakrise vor der nächsten großen Herausforderung. Nun ist auch die Gerste knapp - und die Nachfrage gewaltig. "Solche Preiserhöhungen habe ich noch nie erlebt", sagt Leopold Schwarz, Inhaber der Brauerei Schwarzbräu in Zusmarshausen im Landkreis Augsburg, der schon seit 30 Jahren im Geschäft ist. Eine Verbesserung der Lage ist wohl auch langfristig nicht in Sicht - aus mehreren Gründen.

    Preis für Gerste hat sich seit 2021 mehr als verdoppelt

    Dabei sei die Situation in Bayern noch vergleichsweise gut, erklärt Walter König, Geschäftsführer des Bayerischen Brauerbunds. Der Freistaat sei mit Braugerste in hohem Grade selbstversorgt - nur ein geringer Anteil der benötigten Gerste müsse importiert werden. Dennoch wirkt sich der Krieg in der Ukraine auch hier stark auf die Preise aus. Die Ukraine, Belarus und Russland speisen normalerweise rund 30 Prozent des Getreides in den Weltmarkt ein - diese Mengen fehlen dort jetzt. "Das schiebt eine wahnsinnige Nachfrage in den Markt", sagt König. Besonders Staaten, die ihre Gerste zuvor aus diesen Ländern bezogen, fragen nun etwa auch die Gerste aus Bayern, ganz Deutschland und Nordeuropa nach.

    Dabei war der Gerstenpreis bereits vor dem Krieg gestiegen. Vor der Ernte 2021 habe man die Braugerste noch für 185 bis 200 Euro pro Tonne bekommen, sagt König. Die dann folgende Ernte sei unterdurchschnittlich ausgefallen und bereits Anfang des Jahres 2022 habe deshalb die Tonne Braugerste rund 100 Euro mehr gekostet. Nach dem Kriegsbeginn Ende Februar sei der Preis dann kontinuierlich auf aktuell zwischen 400 und 450 Euro pro Tonne angestiegen.

    Bierpreise wurden bereits erhöht - und werden weiter steigen

    Die regionalen Brauereien sind stark von dem Gerstenmangel betroffen. Bei Schwarzbräu in Zusmarshausen wurde rechtzeitig Ware eingekauft und es gebe gute Lagermöglichkeiten. So sei man zwar "gut eingedeckt, aber zu abartigen Preisen", sagt Inhaber Leopold Schwarz. Der Preisdruck sei immens. Die Brauerei habe die Bierpreise bereits zum 1. April erhöht. "Die jüngsten Entwicklungen haben das aber direkt wieder aufgefressen", so Schwarz.

    Auch Stephanie Schmid, Geschäftsführerin der Brauerei Ustersbach, berichtet von den enormen Schwierigkeiten: "Das betrifft schlichtweg alles, von den Rohstoffen über die Energiekosten bei der Herstellung und Abfüllung bis hin zu den Flaschen, Etiketten und Verschlüssen und dem Sprit zum Ausfahren unserer Getränke", sagt sie. Eine weitere Entwicklung bereitet ihr große Sorgen: "Wenn man dazu noch bedenkt, dass große Mengen an Getreide von Nahrungsmittelspekulanten zurückgehalten werden, dann ist das schlichtweg eine Sauerei", so Schmid.

    Chef des Bayerischen Brauerbunds: "Ethische Zwangslage" für die Bierbrauer

    Brauerbund-Chef Walter König sieht die Brauereien unter anderem wegen der Lebensmittelspekulanten sogar in einer "ethischen Zwangslage". Die bayerischen Brauer könnten letztlich zwar die hohen Preise für Getreide bezahlen (auch indem sie die Bierpreise erhöhen) - sie stünden dabei aber indirekt in Konkurrenz mit Ländern, die die Preise nicht bezahlen könnten, in denen sogar die Lebensmittelversorgung gefährdet sei und damit Hungerkrisen drohen.

    Ad-hoc-Maßnahmen, um die Getreidesituation zu entschärfen - wie etwa die Bepflanzung von Brachflächen in Deutschland - würden der Brauwirtschaft nicht wirklich helfen, so König. Es sei "utopisch", dass man damit die Mengen an Getreide ausgleichen könne, die normalweise aus der Schwarzmeerregion kommen. Die Flächen dafür seien gar nicht vorhanden. König geht davon aus, dass sich die Problematik noch lange hinziehen wird. "Preise wie wir sie 2021 hatten, werden wir die nächsten zehn Jahre nicht mehr bekommen." Ein Ende des Krieges würde die Situation nur leicht entspannen. Wegen der vielen gestiegenen Kosten für die Brauereien müsse mit einer Preiserhöhung der Kiste Bier um insgesamt drei Euro gerechnet werden, so König. Diese werde aber stufenweise kommen und nicht auf einmal aufgeschlagen.

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