Es war ein Moment mit Symbolkraft. Als Günther Felßner, 56, sich vergangenen Oktober in Herrsching im Rennen um die Präsidentschaft des Bayerischen Bauernverbandes durchgesetzt hatte, wollte er sich nicht alleine feiern lassen. Er holte kurzerhand seine vier Mitbewerber auf die Bühne. Nicht der neue Präsident, der Verband sollte Sieger sein. Noch heute sagt er: „Es ist mein größter Stolz, wie das abgelaufen ist. Keiner wurde verletzt, keiner beleidigt. Es gab kein böses Wort.“
„Jammern“, sagt Felßner, „kann nicht unsere Genetik sein“
Selbstverständlich war das nicht. Der Bauernverband hatte eine harte Zeit hinter sich. In der Debatte um das Volksbegehren zum Artenschutz stand er in der Öffentlichkeit mit dem Rücken zur Wand. „Das Volksbegehren hat uns in der Seele getroffen, weil mit einem Schlag all unsere Leistungen für die Umwelt infrage gestellt wurden“, sagt Felßner. Dass Bayerns Bauern mehr für den Naturschutz tun als ihre Kollegen sonst wo in Europa, sei in der pauschalen Kritik an der „modernen Landwirtschaft“ ignoriert worden.
Aber Felßner will nicht klagen. „Jammern“, so sagt er, „kann nicht unsere Genetik sein.“ Sein Ziel ist „eine Rolle vorwärts“. Er will zeigen, was die Landwirte der Gesellschaft zu bieten haben – für eine sichere Versorgung mit Nahrung und erneuerbarer Energie, für den Schutz der Artenvielfalt und der Natur. „Wir können das alles liefern“, sagt er. Klar müsse aber auch sein: „Wir können das nicht umsonst liefern.“ Nach seinem Willen soll der Bauernverband nicht Interessenvertretung für „zwei Prozent der Bevölkerung“ sein, sondern „Ideenfabrik für alle“.
Günther Felßner versteht sich als Teamplayer
Das Motiv für sein Engagement findet sich in seiner Biografie. Felßner wollte Hopfenbauer werden, musste aber feststellen, dass der Hopfenanbau in seiner Heimat in Lauf an der Pegnitz in Mittelfranken keine Zukunft hatte. Die Familie investierte in Milchwirtschaft. Ein neuer Stall für 100 Kühe wurde gebaut. Wenige Jahre später traf die BSE-Krise den Betrieb mit voller Wucht. Eine Kuh erkrankte. Der gesamte Bestand musste gekeult werden. Eine Versicherung gab es nicht. Da habe er erfahren, wie wertvoll der Bauernverband sein kann. Seither ist er dabei.
Felßner (verheiratet, drei erwachsene Kinder) trat später auch in die CSU ein. Doch das spiele, wie er betont, in seiner Arbeit für den Verband keine Rolle. Er verstehe sich als Teamspieler. Er wolle gemeinsame Lösungen – im Verband wie in der Politik.