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Landwirtschaft: 75 Jahre Bauernverband: Sieben Fakten über die bayerische Landwirtschaft

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75 Jahre Bauernverband: Sieben Fakten über die bayerische Landwirtschaft

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    Ein Kalb auf dem Wannenhof in Haldenwang bei Kempten.
    Ein Kalb auf dem Wannenhof in Haldenwang bei Kempten. Foto: Ralf Lienert

    Nur wenige Monate nach dem zweiten Weltkrieg gründete sich der Bayerische Bauernverband - lange noch bevor 1948 der bundesweite Zusammenschluss entstand, der Deutsche Bauernverband. Nachdem es lange eine Vielzahl an Gruppen gab, die verschiedene Interessen der bayerischen Bauern vertrat, strebten diese nun eine Einigung an - und erzielten sie. Am 7. September beschlossen sie die Gründung des Verbandes, die sie mit der "Proklamation an das bayerische Landvolk" verkündeten.

    2020 feiert der Bayerische Bauernverband sein 75-jähriges Bestehen. Er hat 149.000 Mitglieder und ist der größte Landesverband der Bauern in Deutschland. Trotzdem war der Verband einmal viel größer: Nach dem Krieg lag allein die Zahl der Betriebe bei weit über 300.000 in Bayern. Doch in den vergangenen 75 Jahren hat sich die Landwirtschaft massiv verändert.

    Nach wie vor zählen Landwirte zu den angesehensten Personen in Deutschland. Einer Studie der Gesellschaft für Konsumforschung zufolge vertrauen ihnen 82 Prozent aller Befragten. Doch der Einfluss des Bauernverbandes schwindet, wie eine Äußerung der bayerischen Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber belegt: "Ich bin nicht die Befehlsempfängerin des Bauernverbandes", sagte sie im vergangenen November. Unsere Fakten zeigen, wie die Landwirtschaft im Jahr 2020 dasteht - und welche Probleme sie lösen muss.

    1. So viele Menschen leben von den Produkten eines Bauernhofs

    140 Menschen kann ein Landwirt im Jahr 2020 ernähren. Das ist etwa das Zehnfache dessen, was ein Betrieb in den Anfangszeiten des Bayerischen Bauernverbandes geschafft hat. Der Grund: Die Höfe wachsen, sie ähneln verstärkt industriellen Betrieben. Allein von 2015 bis 2017 ist die Zahl der Großbetriebe um acht Prozent gestiegen. Inzwischen gibt es in Bayern mehr als 5000 Höfe mit über 100 Hektar. Wer jedoch nicht expandiert, muss oft schließen: So hat sich die Gesamtzahl der Betriebe seit dem Zweiten Weltkrieg mehr als halbiert.

    2. Die Landwirtschaft in Bayern hat ein Nachwuchsproblem

    Der durchschnittliche Landwirt in Bayern ist inzwischen über 50 Jahre alt. Vor allem die Einzelunternehmer sind nur selten jünger als 40 Jahre. Mitte der Neunziger war das noch anders: Da betrug das Durchschnittsalter von Landwirten in Bayern noch 42,8 Jahre. Die Folge dieser Entwicklung: Die Landwirtschaft in Bayern, ebenso wie im Rest Deutschlands, klagt seit Jahren über Nachwuchsprobleme.

    3. Unter den Bauern gibt es wenige Frauen

    Nur 39 Prozent der Frauen, die auf den Höfen in Bayern leben, sind offiziell berufstätig. Zum Vergleich: Insgesamt gehen 79 Prozent der Frauen in ländlich geprägten Gebieten einer Beschäftigung nach. Viele Frauen auf den Höfen in Bayern leisten also unbezahlte Familienarbeit, sie tun das dreimal so umfangreich wie Männer. Diese führen dabei in der Regel den Hof: In ganz Deutschland machen Bäuerinnen nur zehn Prozent der Führungskräfte in der Landwirtschaft aus.

    4. Wo der höchste Bauernhof Bayerns liegt

    Der höchste Berg Deutschlands liegt in Bayern, die Alpen prägen das Bild des Freistaats - und so wundert es nicht, dass auch der höchste ganzjährig bewirtschaftete Hof Deutschlands hier liegt. Er befindet sich im Landkreis Rosenheim am Osthang des Rehleitenkopfs in der Gemeinde Flintsbach. Beide Gebäude des Hofs "Hohe Asten" sind Baudenkmäler - und das auf 1108 Metern Höhe. Der Hof besteht seit dem zwölften Jahrhundert, heute finanziert er sich unter anderem durch Rindermast und Gasthaus.

    5. So viel macht die Landwirtschaft in Bayern aus

    47 Prozent der bayerischen Landesfläche werden landwirtschaftlich und 23 Prozent forstwirtschaftlich genutzt. Das sind insgesamt 5,6 Millionen Hektar. Von der landwirtschaftlichen Fläche sind zwei Drittel Ackerland und ein Drittel Dauergrünland, also Wiesen und Weiden, die mehr als fünf Jahre nicht als Acker genutzt wurden. So gibt es Platz für eine Menge Anbaupflanzen - und viele Tiere. Die bayerischen Landwirte halten knapp drei Millionen Rinder, 3,2 Millionen Schweine, 5,5 Millionen Hühner und 800.000 Puten.

    6. Das bauen die Bauern in Bayern an

    Die am weitesten verbreitete Anbaupflanze ist Mais. Diesen bauen die Landwirte auf einer Fläche von 556.000 Hektar an. Weizen nimmt eine Fläche von 442.000 Hektar und Wintergerste 236.000 Hektar ein. Auf 235.000 Hektar bauen die Landwirte gar nichts an: Auf den sogenannten Ökologischen Vorrangflächen wächst zeitweise nichts oder Zwischenpflanzen, die nicht geerntet werden. Diese Flächen sollen sich vom Ackerbau erholen. Exotischere Pflanzen in Bayern sind etwa Trüffel, Walnüsse oder die Energiepflanze Silphie, die allesamt jeweils unter 2000 Hektar der Fläche ausmachen.

    7. Immer mehr Bio-Bauern in Bayern

    10.600 Ökobetriebe gibt es in Bayern, das ist fast jeder dritte Bio-Hof in Deutschland. Gemeinsam bewirtschaften sie fast 366.000 Hektar Fläche. Somit ist rund ein Zehntel der Bayerischen Landwirtschaft in der Hand von Bio-Bauern, der Anteil wächst jährlich. Zum Vergleich: 1989 waren es noch nur 800 Bio-Betriebe.

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