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Landtagswahl: Diese Allgäuer Politiker sind nicht mehr im Landtag

Landtagswahl

Diese Allgäuer Politiker sind nicht mehr im Landtag

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    Die Zeit im Landtag ist vorbei: Diese Allgäuer sind nach der Landtagswahl 2023 nun nicht mehr im Maximilianeum vertreten.
    Die Zeit im Landtag ist vorbei: Diese Allgäuer sind nach der Landtagswahl 2023 nun nicht mehr im Maximilianeum vertreten. Foto: Keller Damm Kollegen, dpa

    Sie haben in den vergangenen Jahren viel Zeit – meist mehrere Wahlperioden – in München verbracht und vertraten dort die politischen Interessen des Allgäus im Landtag. Für manche, wie zum Beispiel den CSU-Politiker und bisherigen Fraktionsvorsitzenden Thomas Kreuzer, war es ein bewusster Abschied (wir berichteten). Andere gaben die Hoffnung bis zuletzt nicht auf, dass es doch noch für einen Platz im Maximilianeum reicht. Zum Beispiel der Grünen-Abgeordnete und Landtagsvizepräsident Thomas Gehring. Wie er gegenüber unserer Redaktion berichtet hatte, will er auch weiterhin ein politischer Kopf bleiben und sich engagieren. Was kommt für die anderen Allgäuer Abgeordneten nach ihrer Zeit im Landtag? Wie blicken sie auf die Jahre in München zurück, was konnten sie bewegen? Eines haben die vier Ex-Abgeordneten aus dem Allgäu gemeinsam: Die politische Arbeit haben sie gerne gemacht. Einer schließt eine erneute Kandidatur nicht aus.

    Angelika Schorer (CSU): Eine Anwältin der Landwirtschaft

    Bodenständig, dem ländlichen Raum und der Landwirtschaft verbunden ist Angelika Schorer immer gewesen. Und das, obwohl sie als Ostallgäuer Landtagsabgeordnete die vergangen 20 Jahre viel Zeit in München verbracht hat. Jetzt hört die 65-Jährige als Landtagsabgeordnete auf.

    Viermal war sie für die CSU im Stimmkreis Marktoberdorf ins Rennen gegangen – und viermal wurde sie als Direktkandidatin gewählt. Vier Ministerpräsidenten hat Angelika Schorer in 20 Jahren Landtag kennengelernt. „Edmund Stoiber suchte nicht gerade die Nähe der Neuen“, erinnert sie sich im Gespräch mit unserer Redaktion: „Mit Beckstein bin ich gut ausgekommen. Unter Seehofer wurde ich Mitglied im Präsidium und konnte vieles für unseren Landkreis erreichen. Und auch Söder hat mich geschätzt.“

    Vor allem das Thema Landwirtschaft zog sich wie ein roter Faden durch die politische Laufbahn der gelernten Bankkauffrau und ehemaligen Bäuerin. Zwar reichte es unter Horst Seehofer nicht ganz für einen Ministerposten („ich wäre zur Verfügung gestanden“), aber auch durch ihren Vorsitz im Landwirtschaftsausschuss habe sie einiges bewegen können: „Mit dem damaligen Landwirtschaftsminister Helmut Brunner gab es ein gutes Miteinander.“

    Auch nach ihrem Abschied aus dem Landtag wird Schorer weiter in der Öffentlichkeit präsent sein: Seit Ende 2021 ist sie ehrenamtliche Präsidentin des Bayerischen Roten Kreuzes. „Es gibt viele Herausforderungen im Sozialen“, sagt sie über anstehende Aufgaben im BRK mit seinen 73 Kreisverbänden. „Ich falle in kein Loch“, betont die vierfache Mutter und neunfache Großmutter. Nach 20 Jahren aufzuhören, sei für sie „die richtige Entscheidung“ gewesen. „Ich bereue die Zeit nicht, und ich bereue es nicht, jetzt aufzuhören.“

    Franz Pschierer (FDP): Ein stiller Abgang

    Er gehörte zu den alten Hasen im Maximilianeum: 29 Jahre lang saß Franz Pschierer im Landtag. Er ist deshalb ein guter Ansprechpartner für die Frage, wie sich die politische Arbeit in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat: „Heute haben wir ein hohes Anspruchsdenken der Bürger und eine riesige Erwartungshaltung. Doch die Politik kann nicht alle Probleme des täglichen Lebens lösen“, antwortet der 67-jährige Mindelheimer.

    Pschierer hatte jetzt für die FDP kandidiert, doch die Freien Demokraten verpassten den Sprung in den bayerischen Landtag: „Die Unzufriedenheit mit der Ampelkoalition hat uns erheblichen Gegenwind beschert.“ Pschierer trat als Direktkandidat im Memminger Stimmkreis an und erreichte nur 2,5 Prozent der Stimmen. Manche hätten ihm seinen Parteiwechsel übel genommen, konstatiert der Unterallgäuer.

    Vor gut einem Jahr hatte Pschierer für einen Paukenschlag gesorgt. Der langjährige CSU-Politiker wechselte zur FDP, seine alte Partei nannte er einen „Intrigantenstadl“. Heute wählt er versöhnlichere Töne: „Ich habe der CSU und vielen Weggefährten in der Partei viel zu verdanken.“ Die Christsozialen und Franz Pschierer – das war ja auch mal eine erfolgreiche Beziehung. Zehn Jahre lang saß der Mindelheimer im Kabinett, für kurze Zeit war er Wirtschaftsminister.

    Auch nach dem Abschied aus dem bayerischen Landtag hat Pschierer öffentliche Ämter, als Präsident des Allgäu-Schwäbischen Musikbundes und Unterallgäuer Kreisrat. Doch auch ganz anderes rückt jetzt in den Vordergrund. Der 67-Jährige will die Familiengeschichte erforschen und freut sich auf seine „lieb gewonnenen Hobbys Tennis, Schafkopf und Musizieren“.

    Dr. Dominik Spitzer (FDP): Der Rechtsruck bereitet ihm große Sorgen

    Die vergangenen fünf Jahre hatte Dr. Dominik Spitzer zwei Berufe: Landtagsabgeordneter in München und Hausarzt in Kempten. Für freie Tage blieb da wenig Zeit, sagt der 56-Jährige. Und doch bedauert der Mediziner, dass es nun vorbei ist: Die FDP ist bei der Landtagswahl an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert. Damit ist auch für Spitzer Schluss – trotz Platz eins auf der Schwabenliste.

    Spitzer macht keinen Hehl aus seiner Enttäuschung: „Es sind definitiv zwei weinende Augen“, sagt der Kemptener, der sich seit 15 Jahren im Stadtrat engagiert. „Wir haben es nicht geschafft, uns von der Bundes-FDP zu emanzipieren“, nennt er einen Grund für das schlechte Wahlergebnis. Das sei aber auch schwer gewesen, Themen wie das Heizungsgesetz hätten alles überlagert. „Ein großer Teil der Bevölkerung heißt es nicht für gut, dass die FDP Teil der Ampel ist“, sagt Spitzer. Deren Arbeit werde von Beginn an schlecht geredet – speziell aus Bayern. Die FDP will sich im Freistaat aber nicht zurückziehen, sondern als außerparlamentarische Opposition weiterarbeiten. Allein schon wegen des Rechtsrucks, der Spitzer große Sorgen bereitet. „Wir waren konstruktiv, nicht laut“, sagt der Mediziner. Im Gegensatz zu „Schreihälsen wie Aiwanger“. Der Kemptener spricht von Populisten, zu denen er die Freien Wähler mittlerweile dazu zählt. Und durch deren Verhalten die AfD profitiere.

    Spitzer will sich nun wieder stärker auf die Kemptener Themen fokussieren. Er schließt aber nicht aus, bei der Landtagswahl 2028 wieder anzutreten. Schließlich habe die FDP in der Opposition „viele konstruktive Anträge“ gestellt – durchaus mit Erfolg, zum Teil in Zusammenarbeit mit anderen Fraktionen. Er denkt beispielsweise an die Zentralisierung der Anerkennung ausländischer Pflegekräfte.

    Dr. Leopold Herz (Freie Wähler): Er möchte Neulinge im Parlament beraten

    Eine Art Beratertätigkeit für Neulinge im Landtag: Das schwebt Dr. Leopold Herz aus Wertach nach seinem Ausscheiden aus dem Parlament vor. 15 Jahre war der Landwirt Abgeordneter der Freien Wähler. Er hatte sich nicht zur Wiederwahl gestellt. Vor Kurzem ist er 70 geworden.

    Dass er im Stall jetzt wieder mehr mit anpackt, ist für den Oberallgäuer Ehrensache. Sein Sohn betreibt einen Biohof mit Mutterkuhhaltung. Er liebt es, draußen im Wald zu sein, das sei angenehmer als einen ganzen Tag im Plenarsaal zu verbringen. Aber er sei auch gerne Abgeordneter gewesen.

    Für seine Berufskollegen hat er sich immer stark gemacht, zuerst als Kreisobmann der Landwirte im Bayerischen Bauernverband. Später im Landwirtschaftsausschuss des Parlaments, den er von 2018 bis 2023 leitete. „Wir haben da einiges erreicht“, sagt Herz. So gebe es in Bayern kein Verbot der Anbindehaltung im Stall, wenn die Kühe auf die Weide kommen. Das sei wichtig für die bäuerliche Landwirtschaft. Herz sagt aber auch: „Man kann viel gestalten, Berlin und Brüssel geben aber den Rahmen vor.“

    Der Wertacher ist seit 2002 Kreisrat. Er ist leutselig, ein Mensch ohne Allüren. „Im Kleinen wirken, den Leuten zuhören“, ist ihm wichtig. Er habe als Abgeordneter „Tausende Einzelfälle“ bearbeitet. „Das ist viel Kleinarbeit, die keiner sieht.“ Um Mitarbeiter im Ministerium kennenzulernen, ist er mit ihnen gerne mal „abends einen trinken“ gegangen oder hat sich auf Veranstaltungen zu Leuten gesetzt, die er gar nicht kannte – auch zu Abgeordneten der in Teilen als rechtsextrem eingestuften AfD. Für ihn sei es „ein Schock“ gewesen, dass sie von anderen Parlamentariern ausgegrenzt wurden: „Die AfD muss man politisch bekämpfen, nicht emotional.

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