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Landtagswahl 2023 - Analyse: SPD mit Debakel

Landtagswahl 2023

Knapp acht Prozent für die Kanzler-Partei: Debakel für die Bayern-SPD

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    Florian von Brunn, Spitzenkandidat der SPD, ist enttäuscht vom Ergebnis seiner Partei am Wahlabend.
    Florian von Brunn, Spitzenkandidat der SPD, ist enttäuscht vom Ergebnis seiner Partei am Wahlabend. Foto: Daniel Karmann, dpa

    Es ist eine Szene, die an diesem Wahlabend sinnbildlich für den Bedeutungsverlust der SPD steht. Im BR-Fernsehen sind die Spitzenkandidaten der Parteien zur Interview-Runde zusammengekommen. Florian von Brunn, der Spitzenkandidat der bayerischen SPD, steht ganz außen. Und wird von der Moderatorin glatt als Interviewpartner vergessen. Da haben die Hochrechnungen gerade das historisch schlechteste Ergebnis für die Sozialdemokraten im Freistaat ergeben. Bei acht Prozent blieb der roten Balken stehen. Die Kanzlerpartei wird im neuen Landtag die kleinste aller fünf Fraktionen sein.

    Von Brunn verliert kein Wort darüber, dass er in dieser Spitzenkandidatenrunde glatt ausgelassen wurde. Der 54-Jährige betont stattdessen, dass die SPD-Themen wie bezahlbares Wohnen und bessere Pflege nicht bei den Menschen durchgedrungen seien. Dass in diesem Landtagswahlkampf kaum über landespolitische Themen gesprochen worden sei.

    SPD-Spitzenkandidat von Brunn: Das Wahlergebnis ist eine Enttäuschung

    Minuten vorher hat man auf der Wahlparty der Sozialdemokraten im Landtag in lange Gesichter geblickt: Beim Verlesen der ersten Prognosen gibt es betretenes Schweigen. Vereinzelt wird vorsichtig geklatscht. SPD-Leute gratulieren artig den Kollegen von den Freien Wählern – diese feiern nebenan und teilen sich mit den Sozialdemokraten das Buffet. Ein sichtlich angeschlagener von Brunn sagt: „Wir haben uns den Abend sicher anders vorgestellt.“ Das Ergebnis sei für ihn eine Enttäuschung.

    Nun kann man nicht behaupten, die SPD und ihr Spitzenkandidat hätten es nicht gewollt und nicht versucht. Gerade von Brunn wollte es („wir sind bereit, Verantwortung zu übernehmen“). Und er versuchte es (laut, bisweilen etwas schrill). In den vergangenen Wochen hatte er seine Rolle gefunden – als schärfster Kritiker von Hubert Aiwanger. Von Brunn attackierte den Freie-Wähler-Chef nicht nur für dessen Umgang mit einem antisemitischen Flugblatt, das einst in dessen Schultasche gefunden worden war. Er ging ihn auch wegen seiner Wirtschaftspolitik an: „Herr Aiwanger ist ein Standortrisiko für Bayern.“

    Nach der Schlappe bei der Landtagswahl für die SPD stellt sich die Frage: Braucht die SPD von Brunn?

    Nur: Während die Freien Wähler von einer guten zur nächsten guten Umfrage schwebten, blieb die SPD wie eingemauert bei neun Prozent. Als Ziel hatte er zunächst „15 Prozent plus x“ ausgegeben, um später von seiner Hoffnung zu sprechen, dass man noch etwas zulegen könne im Wahlkampfendspurt. Doch selbst der lief anders als erhofft. Erkrankt musste von Brunn seine Teilnahme an der Wahlkampf-Abschlusskundgebung auf dem Münchner Marienplatz absagen. Wie eine Ewigkeit her scheinen die Zeiten, in denen die Bayern-SPD zweistellig war. Dabei war sie das immer, bis sie bei der Landtagswahl 2018 auf 9,7 Prozent abstürzte.

    „Bayern braucht von Brunn“, hatte einer der SPD-Slogans gelautet. Das Wahlergebnis hat darauf eine andere Antwort gegeben. Und eine neue Frage aufgeworfen: Braucht die Bayern-SPD von Brunn? Ein SPD-Urgestein aus der Region wird im neuen Landtag jedenfalls fehlen: Harald Güller aus Neusäß ist nicht mehr angetreten. 

    Bei der Wahlparty am Sonntagabend wird über die Gründe für das miserable Abschneiden diskutiert. Es geht um die Ampelkoalition in Berlin, um die Unzufriedenheit vieler Wähler. Doch vor allem ist da Enttäuschung.

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