Böse Zungen behaupten ja, dass es die FDP bei der Landtagswahl 2018 nur deshalb knapp über die Fünf-Prozent-Hürde geschafft hat, weil der Bundestrend günstig war und zwei prominente ältere Herren ins Rennen geschickt werden konnten: der bekannte Journalisten Helmut Markwort und der frühere bayerische Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch.
Ihr Spitzenkandidat, der damals erst 37 Jahre alte Martin Hagen, so hieß es, hätte das landespolitische Comeback der Liberalen alleine nicht gestemmt.
Es gibt eine Reihe von Wahldaten und Umfragen, die diese Lesart untermauern. Sicher aber ist, dass Hagen jetzt, ein Jahr vor der nächsten Landtagswahl, die unangefochtene Hauptrolle bei den bayerischen Liberalen spielt. Er wurde nach dem Wiedereinzug in den Landtag zum Fraktionschef gewählt, stieg in den Bundesvorstand auf und eroberte auch den Parteivorsitz in Bayern.
Martin Hagen setzt sich für Möglichkeiten zu künstlicher Befruchtung ein
Hagen – geboren als Kind deutscher Eltern in La Spezia, aufgewachsen im Landkreis Rosenheim, verheiratet, zwei Kinder – gilt als eines der größten politischen Talente in Bayern. Der Politikwissenschaftler überzeugt im Landtag durch kluge, oft freche Reden und ein beachtliches Wissen. Und er gibt mehr von sich preis als andere.
Mit einer Krebserkrankung ging er sehr offen um. Inzwischen hat er die Krankheit überwunden. Außerdem macht er sich dafür stark, dass der Staat Paare unterstützt, die sich ihren Kinderwunsch mit Hilfe von künstlicher Befruchtung erfüllen wollen. Seine eigenen Kinder sind auf diesem Weg gezeugt worden.
FDP-Politiker Martin Hagen soll Spitzenkandidat für Landtagswahl werden
Beim Landesparteitag in Amberg an diesem Wochenende wird die FDP Hagen erneut zum Spitzenkandidaten küren. Doch die Partei ist in Bayern in Umfragen deutlich unter die Fünf-Prozent-Hürde gefallen. Hagen will sich davon nicht beirren lassen. „Ich bin seit bald 23 Jahren in der FDP. Ich habe viel Auf und Ab erlebt“, sagt er.
Hagen geht auf größtmögliche Distanz zu SPD und Grünen, will die FDP als Alternative für bürgerliche Wähler präsentieren und die Landespolitik nach vorne stellen. Er wehrt sich dagegen, seine Partei im „Ampel-Lager“ zu verorten, und betont die Schnittmengen mit der CSU, die für ihn immer ein potenzieller Koalitionspartner sei. Dass CSU-Chef Markus Söder davon nichts wissen will, kontert er trocken: „Ich bin unverbesserlicher Optimist.“
In seiner Eigenschaft als Fußball-Fan bleibt ihm auch gar nichts anderes übrig. Hagen ist Anhänger des TSV 1860 München.