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Landsberg: Kann sich der Landkreis Landsberg ein neues Landratsamt für 120 Millionen Euro leisten?

Landsberg

Kann sich der Landkreis Landsberg ein neues Landratsamt für 120 Millionen Euro leisten?

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    So könnte der Innenhof des neuen Landratsamts im Landsberger Osten aussehen.
    So könnte der Innenhof des neuen Landratsamts im Landsberger Osten aussehen. Foto: Hascher Jehle Architektur

    Das Landsberger Landratsamt ist in den vergangenen Jahren personell gewachsen und hat mittlerweile an die 20 Außenstellen. Eine Erweiterung des in den 1970er-Jahren errichteten Hauptgebäudes in der Stadtmitte würde nicht ausreichen, um den Raumbedarf zu decken. Deswegen sollten die Außenstellen auf einem Grundstück im Landsberger Osten zusammengefasst werden. Doch aus dem reinen Zweckbau ist ein ovales Gebäude mit Sitzungssaal, Atrium und großen Innenhof geworden. Ob seiner Form „Lechkiesel“ genannt. Die berechneten Kosten liegen bei 120 Millionen Euro, Kritiker rechnen mit deutlich mehr. Können sich der Landkreis und seine Gemeinden das leisten? Eine knappe Mehrheit im Kreistag sagte jüngst ja, doch die Gegner formieren sich schon und es wird wohl ein Bürgerbegehren geben.

    In der Kreistagssitzung Mitte Juli hatte Landrat Thomas Eichinger (CSU) in der Diskussion um einen sofortigen Planungsstopp für das neue Landratsamt mit dem Vorschlag überrascht, die Vergabe der nächsten Planungsaufträge zunächst auszusetzen, um in einer Arbeitsgruppe, mit allen Fraktionen, den Planern und Mitarbeitenden der Verwaltung, mögliche Einsparungen bei dem 120-Millionen-Projekt zu diskutieren. Am Ende lehnte eine knappe Mehrheit von 31:28 Stimmen den von der Bayernpartei beantragten sofortigen Stopp der Planungen ab. Nun sollen die Gespräche mit den Planern des Berliner Architektenbüros Hascher Jehle Anfang September aufgenommen werden. An den Workshops wird neben den Planern und Mitarbeitenden der Abteilung Hochbau des Landratsamts auch der gesamte Kreistag teilnehmen.

    Die Erweiterung des Landsberger Landratsamts ist seit 2013 ein Thema

    Erste Pläne für eine Erweiterung des bestehenden Landratsamts wurden Mitte 2013 geprüft. Es stellte sich aber heraus, dass der Raumbedarf dort nicht gedeckt werden kann, also suchte die Kreisverwaltung ein passendes Grundstück. Am östlichen Stadtrand wurde man fündig. Dort sollten alle Außenstellen zusammengefasst werden. Kostenschätzung: 30 Millionen Euro. Weil aber der Landsberger Stadtrat an prominenter Stelle nicht einfach nur einen reinen Zweckbau haben wollte, wurde ein Realisierungswettbewerb ausgerufen, den das Berliner Architektenbüro Hascher Jehle 2021 gewann.

    Landrat Thomas Eichinger und Planer Professor Rainer Hascher vor dem Siegerentwurf für den Landratsamt-Neubau.
    Landrat Thomas Eichinger und Planer Professor Rainer Hascher vor dem Siegerentwurf für den Landratsamt-Neubau. Foto: Christian Rudnik (Archivbild)

    Der Siegerentwurf zeigt für das Hauptgebäude einen ovalen Baukörper mit vier Vollgeschossen. Im Eingangsbereich befindet sich ein großes Atrium mit Freitreppe. Im Erdgeschoss gibt es einen Saal für 200 Personen und eine Cafeteria. Die Büroräume, darunter auch Zellenbüros und Open-Space-Bereiche, befinden sich in den Obergeschossen mit Blick auf den parkähnlichen Innenhof. Die Dachlandschaften sollen begrünt und mit Fotovoltaikanlagen ausgestattet werden. Über diese Anlagen könne das Gebäude über das Jahr autark betrieben werden. Kernstück des Energiekonzepts ist eine Wärmepumpe mit Energie-Phasen-Eisspeicher.

    Zins und Tilgung sollen Stadt, Märkte und Gemeinden über die Kreisumlage bezahlen

    Die Planungen kamen im Kreistag wie im Stadtrat gut an. Doch letztlich geht es mittlerweile um die Frage, ob sich der Landkreis ein solches Gebäude leisten kann, oder nicht. Berechnet sind Kosten in Höhe von 120 Millionen Euro. Erfahrungsgemäß werden es am Ende deutlich mehr, die Rede ist bereits von 160 Millionen Euro. Finanziell schultern sollen dies die Stadt Landsberg, die beiden Märkte Dießen und Kaufering und die Gemeinden, die Zins und Tilgung in den kommenden 40 Jahren über die Kreisumlage zahlen sollen, die aktuell schon bei 53 Prozent liegt. Landrat Thomas Eichinger sieht die Kommunen dazu in der Lage, etliche Bürgermeister, auch von der CSU, und Kämmerer nicht, aber auch zahlreiche Bürgerinnen und Bürger, die ihren Unmut in zahlreichen Leserbriefen deutlich machen.

    Im Kreistag stehen sich aktuell zwei Lager gegenüber: CSU, UBV, Freie Wähler und FDP befürworten den Neubau, Grüne, SPD, Bayernpartei, ÖDP und Die Partei sind dagegen. Aktuell scheint es so, als ob die Kritiker die für Anfang September angesetzten Workshops abwarten wollen, ob nennenswerte Einsparungen möglich sind. Und selbst wenn, stellt sich die juristische Frage, wie weit die Planung überhaupt verändert werden darf. Schließlich hat der Entwurf einen Realisierungswettbewerb gewonnen und Mitbewerber ausgestochen, die weitreichende Änderungen anfechten könnten.

    Im Hintergrund laufen derweil auch die Vorbereitungen für ein mögliches Bürgerbegehren, das das 120-Millionen-Projekt stoppen soll. Rund 4800 Unterschriften wären nötig, damit ein Bürgerentscheid durchgeführt werden. Es wäre im Übrigen der erste auf Kreisebene im Landkreis Landsberg.

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