"Wir überfrachten teilweise auch, was Schule alles tun soll: Medienkompetenz, Berufsorientierung und viele, viele Projekte", sagte er am Mittwoch dem Bayerischen Rundfunk (BR). "Man muss sich auch vielleicht mehr auf die klassischen Dinge konzentrieren: Mathe, Rechnen, Lesen, Schreiben."
Einen konkreten Vorschlag brachte daraufhin der bayerische Philologenverband in die Diskussion ein: "Eine Möglichkeit bestünde darin, die Englischstunden in der dritten und vierten Klasse für Deutschunterricht zu verwenden", erläuterte dessen Vorsitzender Michael Schwägerl. "Alle Schülerinnen und Schüler brauchen für die weiterführenden Schulen eine solide Basis beim Lesen, in der Rechtschreibung und in der Grammatik." Gerade Kinder mit Migrationshintergrund gerieten sonst in Gefahr, abgehängt zu werden.
"Es ist Aufgabe des bayerischen Bildungssystems, dass jedes Kind die nötige Förderung erhält und keines zurückgelassen wird!", betonte Schwägerl. Auch Piazolo unterstrich: "Erstmal geht es in der Grundschule auch dadrum, rechnen, lesen, schreiben zu lernen. Das ist ganz wichtig. Und da werden wir uns in Zukunft noch stärker auch drauf konzentrieren", sagte er dem BR. Man müsse Prioritäten setzen. "Alles kann man nicht tun", sagte Piazolo. "Man muss sich dann entscheiden: Was ist uns besonders wichtig."
Der am Dienstag in Berlin vorgestellten internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung (Iglu) zufolge droht jeder vierte Viertklässler in Deutschland wegen großer Schwächen beim Lesen im weiteren Schulverlauf abgehängt zu werden oder zu scheitern.
Der Anteil der Schülerinnen und Schüler in dieser Altersklasse, die nicht richtig lesen können, hat der Untersuchung zufolge in den vergangenen Jahren stark zugenommen. 25 Prozent erreichen demnach nicht das Mindestniveau, das nötig wäre für die Anforderungen im weiteren Verlauf der Schulzeit. International liegen die Grundschüler in Deutschland bei der Lesekompetenz nur im Mittelfeld.
(dpa)