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Kryptowährung: So verprasste die "Krypto-Queen" das Geld ihrer Opfer in Dubai

Kryptowährung

So verprasste die "Krypto-Queen" das Geld ihrer Opfer in Dubai

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    "Krypto-Queen" Ruja Ignatova. Die Bulgarin wird von FBI und BKA gejagt.
    "Krypto-Queen" Ruja Ignatova. Die Bulgarin wird von FBI und BKA gejagt. Foto: Onecoin

    Als Ruja Ignatova 2010 im Allgäu auftaucht, kommt sie ganz bodenständig daher. Mit ihrem Vater hat sie das Gusswerk in Waltenhofen gekauft, das kurz zuvor Insolvenz angemeldet hatte. Tochter und Vater spendieren Leberkäs und Hähnchen, sie wollen die Firma fortführen. Die Mitarbeiter sind angetan von der zupackenden Art der Dame. Heute ist Ruja Ignatova, 43, die meistgesuchte Frau der Welt.

    Die Bulgarin mit deutschem Pass ist der Kopf eines gigantischen Schneeballsystems mit einer vorgetäuschten Kryptowährung namens "OneCoin". Sie soll mindestens 3,5 Millionen Menschen weltweit um mehrere Milliarden Euro betrogen haben. Allein in Deutschland soll es rund 60.000 Opfer geben. Das amerikanische FBI hat sie als einzige Frau in die Top Ten der meistgesuchten Menschen aufgenommen und 250.000 Dollar Belohnung ausgesetzt. Das deutsche Bundeskriminalamt fahndet ebenfalls seit Jahren nach ihr. Bislang vergeblich. Am 25. Oktober 2017 ist Ignatova untergetaucht. Sie flog von der bulgarischen Hauptstadt Sofia nach Athen. Dann verliert sich ihre Spur

    Ruja Ignatov mit ihrem Vater. 2010 übernahmen sie ein Gusswerk in Waltenhofen im Allgäu.
    Ruja Ignatov mit ihrem Vater. 2010 übernahmen sie ein Gusswerk in Waltenhofen im Allgäu. Foto: Laurin Schmid

    Ignatova und die "OneCoin"-Leute kauften Luxuswohnungen in Dubai

    Seit Jahren gibt es etliche Gerüchte, ob Ignatova noch lebt und wo sie sich aufhalten könnte: Manche sagen, sie sei tot. Andere behaupten, sie lebe in Osteuropa oder auf einer Jacht im Mittelmeer. Die Fahnder weisen darauf hin, dass die "Krypto-Queen" ihr Aussehen mittels Operationen verändert haben könnte. Sie glauben, dass sie immer noch über gewaltige finanzielle Ressourcen verfügt. Und sie warnen davor, dass sie bewaffnete Begleiter dabeihaben könnte. Und dann gibt es einige, die behaupten, sie sei in Dubai untergetaucht.

    Für letztere Version gibt es nun neue Nahrung. Dokumente aus Dubai ermöglichen Einblicke in das, was mit den "OneCoin"-Milliarden geschah und wer davon profitierte. Offenbar deckten sich Ignatova und ihre Führungsmannschaft in dem Wüstenstaat mit Luxusimmobilien ein und wohnten dort auch über Jahre. 

    Die Daten wurden den Konfliktforschern der US-Denkfabrik Center for Advanced Defense Studies zugespielt und mit einem Journalisten-Konsortium geteilt. 74 Medien aus aller Welt, darunter der Spiegel, werteten die Daten aus. Das Paket umfasst die Eigentumsverhältnisse und Nutzung Hunderttausender Immobilien in Dubai, dazu weitere persönliche Informationen von deren Besitzern und Nutzern. Die Angaben stammen laut Spiegel größtenteils aus den Jahren 2020 und 2022 und wurden monatelang mit Informationen aus offiziellen Quellen verifiziert.

    Ein Penthouse im "Oceana"-Resort für 2,4 Millionen Euro

    Demnach hat die "Krypto-Queen" selbst im exklusiven "Oceana-Resort" ein Penthouse von fast 500 Quadratmetern Wohnfläche erworben, Kostenpunkt: etwa 2,4 Millionen Euro. Für die schwerreiche Betrügerin ist das ein Taschengeld. Tausende Anleger mussten die Gebühren für ihre "OneCoin"-Schulungspakete auf Konten in Dubai überweisen. Das Geld sprudelte derart, dass sogar die Banken in dem Finanzparadies misstrauisch wurden und wegen des Verdachts der Geldwäsche ermittelten. Für die Führungsriege des betrügerischen Unternehmens hat sich das ausgezahlt. Insgesamt lassen sich anhand der neuen Daten offenbar mehr als zwei Dutzend Immobilien den "OneCoin"-Leuten zuordnen, für die eine zweistellige Millionensumme ausgegeben wurde.

    Im Nachhinein betrachtet war die Episode im Allgäu wohl der Beginn von Ignatovas krimineller Karriere. Dabei hat das Migrantenkind zuvor einen beachtlichen Werdegang hingelegt. Im Alter von zehn Jahren kommt die kleine Ruja aus Bulgarien nach Deutschland. Sie wächst in der kleinen Gemeinde Schramberg im Schwarzwald auf. Zwar berichten ehemalige Mitschüler, sie habe schon früh einen Hang zur Extravaganz gehabt, und erzählen von egomanischen Zügen der jungen Frau. Doch eines ist den Schilderungen gemein: Die Bulgarin soll hochintelligent sein.

    Ruja Ignatova studierte in Konstanz und Oxford, arbeitete bei McKinsey

    Bevor Ruja Ignatova 2014 die angebliche Superwährung in die Welt setzt, macht sie mehrere Abschlüsse. 1999 zuerst ein sehr gutes Abitur im Schwarzwald. Was danach alles im Lebenslauf steht, bekommt man nirgends bestätigt, es liest sich aber sehr beeindruckend. Jura-Studium in Konstanz und in Oxford, Master-Abschluss in Wirtschaftswissenschaften an der Fern-Uni Hagen. Zudem will sie nach eigener Darstellung Geschäftspartner der bekannten Unternehmensberatung McKinsey gewesen sein.

    Die promovierte Juristin hat offenbar sehr genau den Hype um den legendären "Bitcoin" analysiert – diese erste virtuelle Währung, die mehr Spekulationsobjekt denn Zahlungsmittel ist. Den "OneCoin" positioniert sie dann als "

    In Augsburg wurde Ignatova wegen Betrug und Insolvenzverschleppung verurteilt

    Anfangs läuft es auch im Gusswerk in Waltenhofen ganz gut. Doch Anfang 2012 verkaufen die Ignatovs das Unternehmen klammheimlich – offensichtlich an einen Strohmann, der vier Tage später erneut Insolvenz anmeldet. Insolvenzverwalter Michael Jaffé wirft den Ignatovs vor, Geld aus dem Unternehmen gezogen und Produktionsanlagen wegtransportiert zu haben. 160 Menschen verlieren ihre Jobs. 

    Im April 2016 wird Ruja Ignatova für das Desaster in Waltenhofen vom Amtsgericht Augsburg zu einer Bewährungsstrafe von 14 Monaten verurteilt. Wegen Insolvenzverschleppung, Betrug und Verletzung der Buchhaltungspflicht. Der Schaden für Lieferanten geht in die Hunderttausende. Denn die Geschäftsführerin und ihr Vater hatten weiter Aufträge vergeben, obwohl sie wussten, dass die Firma nicht mehr zahlen kann. Nur für sich selbst und weitere von ihnen im Ausland geführte Firmen zahlten sie bis zum Schluss die Rechnungen, sagt ein Kriminalbeamter aus.

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