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Krise: Richtig hamstern: Auf diese Dinge kommt es bei der Vorratshaltung an

Krise

Richtig hamstern: Auf diese Dinge kommt es bei der Vorratshaltung an

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    Dass sich Menschen Vorräte anlegen wollen, ist nicht neu. Oftmals wird allerdings das Falsche eingekauft und vor allem auch nicht richtig gelagert.
    Dass sich Menschen Vorräte anlegen wollen, ist nicht neu. Oftmals wird allerdings das Falsche eingekauft und vor allem auch nicht richtig gelagert. Foto: Lothar Heidtmann/dpa

    Abgesehen von vereinzelten Marken-Mehl-Packungen ist derzeit in manchen Regalen des Supermarktes nur tiefe Leere en masse vorhanden. Hände und Augen tasten die hinteren Flächen ab, die im Schatten liegen. Vielleicht hat sich eine Packung des 50-Cent-Mehls dorthin verirrt – Fehlanzeige. „Zeigt Solidarität beim Einkauf und kauft nur die haushaltsüblichen Mengen ein“, schallt eine Durchsage über die Regalreihen hinweg – vergeblich.

    Menge im Voraus berechnen, anstatt Lebensmittel zu horten

    Man sieht sie seit Ende Februar – seit Beginn des Krieges in der Ukraine – wieder häufiger: Menschen, die paketweise einkaufen gehen. Menschen, die Öl in Kartons kaufen und die Regale mit den Backzutaten leeren. Dabei machen viele bei solchen Hamsterkäufen Fehler. Anstatt geordnet und rational für einen Notfall zu planen, kaufen sie in Panik den Vorrat ein und horten.

    Bernd Ohlmann, Pressesprecher vom Handelsverband Bayern, bestätigt, dass es auch bereits eine Ölknappheit in

    Hildegard Engelhart vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten ist Fachlehrkraft für Küchenpraxis. Ihr ist in den Supermärkten zuletzt ein Schild aufgefallen, dass am Sonnenblumenöl hängt. „Dann steht da, man darf nur eine oder zwei Flaschen pro Person kaufen“, sagt Engelhart. Dabei könne Öl schnell auch ungeöffnet ranzig werden, wenn es nicht richtig gelagert wird, sagt die Hauswirtschafterin. In ihr ruft das Erinnerungen an die ersten Monate der Corona-Pandemie zurück. „Ich will gar nicht wissen, wie viele der Vorratslebensmittel mittlerweile im Müll gelandet sind, weil sie nicht richtig gelagert wurden.“

    Ähnlich wie 2020: Supermärkte verweisen auf Mindestmengen, die man von Öl und Mehl kaufen kann.
    Ähnlich wie 2020: Supermärkte verweisen auf Mindestmengen, die man von Öl und Mehl kaufen kann. Foto: Lisa Gilz

    Diese einfachen Regeln gelten für den Vorrat im Haushalt

    Unabhängig von Pandemie und Krieg sei es immer gut, einen Vorrat an lang haltbaren Lebensmitteln zu haben. Dabei gäbe es einfache Dos und Don’ts, an denen man sich beim Hamstern orientieren könne.

    Ein guter Startpunkt, um mit dem Anlegen des eigenen Notfallvorrats zu starten, sei eine Liste des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK). Da Menschen schneller verdursten, als dass sie verhungern, ist es wichtig, genügend Getränke vorrätig zu haben. Die Faustregel des BBK rechnet mit zwei Litern Flüssigkeit pro Person und Tag. Engelhart empfiehlt, neben Wasser auch Säfte auf Vorrat zu halten. „Ein abgepackter Apfelsaft hält sich über mehrere Jahre. Er verändert höchstens die Farbe.“ Auf Softdrinks oder Ähnliches würde man besser verzichten.

    Häufiger Fehler beim Hamstern: Esse ich das überhaupt?

    Bei der Lebensmittelauswahl sollte es ein Mix aus Trocken-, Konserven und Tiefkühlvorrat sein. Die 2200 Kilokalorien, die das BBK pro Person und Tag als Richtwert angibt, sollten je nach Geschmack zusammengestellt werden. „Es macht keinen Sinn, sich zwölf Packungen Nudeln zu kaufen, nur weil man jemand anderen beim Einkaufen sieht, der das macht“, erklärt Engelhart. Schließlich gilt: Man kauft nur das, was man auch selbst gerne isst. „Und man muss sich fragen: Hab ich überhaupt den nötigen und richtigen Platz?“

    Ausreichend Stauraum, der sich dafür eignet, auf längere Zeit Lebensmittel zu lagern, sei das A und O, um auch fünf Jahre später noch etwas von den Dingen zu haben. Eine kühle und dunkle Abstellkammer hat nun mal aber nicht jede Wohnung. Und auch nicht jeder Keller eigne sich als Lösung, erklärt die Expertin. Häufig seien diese zu feucht oder beheizt. „Ich hab daheim eine Extra-Truhe, in der ich Trockenvorräte wie Mehl und Zucker aufbewahre“, sagt Engelhart. So verhindert sie nicht nur, dass Feuchtigkeit in die Packungen eindringt, sondern hält Mehlmotten und anderes Ungeziefer auf Abstand.

    Notfallvorrat: 10-Tage-Beispiel

    Getränke: 20 Liter Wasser und Saft (darin enthalten Wasser zum Kochen)

    Kohlenhydrate: 3,5 Kilo (Getreide, Kartoffeln, Nudeln, Reis)

    Gemüse/Hülsenfrüchte: 4 Kilo

    Obst/Nüsse: 2,5 Kilo

    Milch/Milchprodukte: 2,6 Kilo

    Fisch/Fleisch/Eier: 1,5 Kilo (lang haltbar ist z.B. Volleipulver)

    Fette/Öle: 0,357 Kilo

    Sonstiges: Zucker, Süßstoff, Schokolade, Fertiggerichte

    Solche Truhen oder Boxen seien auch dann praktisch, wenn man im Kleiderschrank noch in einem Fach Platz hat. „Solange es dunkel und kühl ist, eignen sich nicht nur die Küchenregale als Stauraum“, sagt die Hauswirtschafterin.

    Notfallvorrat muss regelmäßig überprüft und genutzt werden

    Allerdings sei es notwendig, dass man den Vorrat auch regelmäßig überprüfe, etwas aufbrauche und neu dazukaufe. Das BBK spricht von einem „lebendigen Vorrat“. Das soll verhindern, dass der Lebensmittelvorrat verdirbt. „Und wie im Supermarkt gehört das Neue nach hinten und das Alte nach vorn“, sagt Engelhart schon fast tadelnd.

    Wer den notwendigen Raum hat, kann auch Äpfel und Birnen als „Frischobst“ lagern, erklärt Engelhart. Je nach Sorte halte dieses Obst Monate. Vitamine bekommt man andernfalls über Saft oder Tiefkühlprodukte. Eingelegtes Obst sei ihre letzte Wahl. Wenn es um „süße“ Lebensmittel geht, rät Engelhart zu Vollkornkeksen oder Müsliriegeln. „Die nehmen nicht viel Platz weg und haben einen hohen Energiewert.“ Aber auch hier gilt, man sollte sich nur kaufen, wofür man Platz hat und was auch verbraucht wird.

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