Ein musikalischer Sommer den Einwohnern, Gewinne dem Gewerbe und Ruhm der Stadt. Das war der hoffnungsvolle Dreiklang, als sich für diesen Sommer gleich mehrere internationale Musikstars für München ankündigten. Inzwischen sind Taylor Swift und Coldplay weitergezogen, ihre Shows im Schlepptau. Und auch Justin Timberlake hat bald seine zwei Konzerte abgeschlossen. Aber Adele singt noch vier Konzerte auf dem Münchner Messegelände. Bevor auch sie die Stadt verlässt und dieser musikalische Sommer seinen Abgesang erhält, einmal innegehalten: Was wird von ihrem Spektakel übrig bleiben?
Hier die Dimensionen, die die Region dieses Jahr erlebt hat: Allein für Taylor Swift und Coldplay kamen für vier Konzerte jeweils 70.000 Fans ins Münchner Olympiastadion, weitere 40.000 lauschten jedes Mal vom Olympiaberg aus der Musik. Und Adele plante auf einen Schlag zehn Konzerte auf dem Münchner Messegelände inklusive maßgeschneiderter Arena. 75.000 Menschen finden darin für jeden Auftritt Platz. Es ist eine Konzertserie historischen Ausmaßes.
Kein Verkehrschaos wegen Adeles Arena auf der Münchner Messe
Der Münchner Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU), dessen Büro die Organisation der Großveranstaltungen koordiniert, rechnete im Vorfeld mit 560 Millionen Euro an Einnahmen für Hotels, Gaststätten, den ÖPNV und die Messe. Sein aktuelles Zwischenfazit: „Die Jobs und Einnahmen für die Region sind da.“ Die vielen Warnungen vor Verkehrschaos oder Müllbergen seien hingegen nicht eingetroffen. Dass er dazu beigetragen habe, die Konzerte nach München zu holen, betrachte er auch als sein Erbe als Wirtschaftsreferent, bevor er im kommenden Jahr als Oberbürgermeister kandidiere.
Wieso München zum Adele-Hotspot wurde? Für die Veranstalter lag die Stadt von vielen Ländern aus gut erreichbar. Und: München sei für Großevents erprobt, sagte Adele in einem ZDF-Interview. Damit dürften auch U-Bahnen und Busse gemeint gewesen sein. Die Münchner Verkehrsgesellschaft zieht zu den Konzerten bisher eine durchwegs positive Bilanz. Aber Adeles neuer Standort im Münchner Osten bedeute: Die U2 trage die Hauptlast der Zuschauer. Das Olympiastadion sei dezentraler angebunden, heißt es auf Anfrage.
Die Zuschauer – laut Mobilfunkdaten etwa die Hälfte aus dem Ausland – haben vor allem bei den Hotels für Einnahmen gesorgt. Christian Schottenhammel, Vorsitzender des Münchner Hotel- und Gaststättenverbandes, prognostiziert für dieses Jahr rund 20 Millionen Übernachtungen und damit ein neues Hoch. „Die Konzertbesucher gönnen sich eher mal ein gutes Hotel, Fußballfans sind da preisbewusster“, sagt er und erinnert an die für die Branche eher enttäuschende Fußballeuropameisterschaft. Die Strahlkraft von München sei durch die Konzerte noch mal erhöht worden. Schottenhammel hätte daher am liebsten jedes Jahr eine prominente Konzertreihe in der Stadt.
Etwas anders sehen das die Anwohner von Adeles Konzertarena, denn sie bekommen jeden Auftritt live mit. „Je nach Windrichtung ist es lauter oder leiser“, sagt Brigitte Sowa, Vorständin des Bürgerforums Messestadt. Bis ins rund neun Kilometer entfernte Putzbrunn habe man die Generalproben gehört. Langfristig sei die Hoffnung, dass derartige Konzerte die Ausnahme blieben. Denn trotz toleranter Anwohner: „Die Messehallen sind eben keine Konzerthallen“, betont Sowa.
Adele und die Stadt erholen sich beide erstmal
Auch der Verband für Popkultur in Bayern e. V. sieht die Shows kritisch. Bis zu 430 Euro kosten die Tickets für Adeles Show ohne VIP-Platz. Erst am jeweiligen Montag vor dem Konzert werden die übrigen Tickets günstig verlost. Für andere Popkonzerte bleibe da kaum Geld übrig, befürchtet Andreas Jäger, Geschäftsführer des Verbandes. München werde als Konzertstandort zwar attraktiver, aber die kleinen Konzerte und Festivals würden langfristig benachteiligt, sagt er.
Unabhängig davon, ob sie München den Weltstars geöffnet hat oder nicht, ist klar: Adele gestattet der Stadt jetzt erst mal eine Pause. Sie brauche eine Auszeit, hat die Sängerin angekündigt.
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