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Kommentar: Söders Traum von der Kanzlerkandidatur ist noch nicht ausgeträumt

Kommentar

Söders Traum von der Kanzlerkandidatur ist noch nicht ausgeträumt

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    Friedrich Merz oder Markus Söder – läuft es in der Union doch auf diese Frage hinaus?
    Friedrich Merz oder Markus Söder – läuft es in der Union doch auf diese Frage hinaus? Foto: Michael Kappeler, dpa

    Wie werde ich als Bayer Kanzlerkandidat der Union? CSU-Chef Markus Söder hat sich diese Frage bereits einmal gestellt und offensichtlich die richtige Antwort nicht gefunden. Erst hatte er lange Zeit beteuert, dass sein Platz in Bayern sei – und es dann doch gewollt. Er hatte gehofft, dass er aus der CDU lautstark gerufen wird. Diese Hoffnung erwies sich als trügerisch. Und er ließ sich, als er sich entschieden hatte, es doch zu wollen, mit einem Konkurrenten ein, der sich selbst zwar überschätzt, den Söder aber unterschätzt hatte. Der Ausgang ist bekannt. Söder wurde nicht Kandidat, sein CDU-Konkurrent Armin Laschet nicht Kanzler. 

    Mittlerweile, zwei Jahre vor der nächsten Bundestagswahl, zeichnet sich ab, dass sich für den CSU-Vorsitzenden und bayerischen Ministerpräsidenten erneut die Frage stellen könnte. Wieder sagt Söder, dass er nicht will. Er sagt es sogar noch energischer und entschiedener als beim ersten Mal. Doch kaum jemand im politischen München zweifelt daran, dass er es im Tiefsten seines Herzens eben doch will. Keiner hat diese Sehnsucht, diesen Drang nach ganz oben, in schönere Worte gefasst als der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann von den Grünen: „Es muss doch noch ein höheres Leben für einen wie den Söder geben.“ 

    Für eine Kandidatur müsste Söder drei Voraussetzungen erfüllen

    Was also ist zu tun? Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit die CDU zum dritten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik einen CSU-Chef bittet, für die Union in die Bütt zu steigen? 

    Erstens: Die CDU muss der Verzweiflung nahe sein. Die Granden in der großen Schwesterpartei der CSU müssen der Überzeugung sein, dass der aktuelle CDU-Vorsitzende es gegen einen amtierenden SPD-Kanzler nicht schafft – so wie Helmut Kohl, der 1980 Franz Josef Strauß (gegen Helmut Schmidt) den Vortritt ließ, oder so wie Angela Merkel, die 2002 Edmund Stoiber die Kanzlerkandidatur (gegen Gerhard Schröder) antrug. Im ersten Fall war es überwiegend Kalkül. Kohl spekulierte darauf, dass seine Chance noch kommen wird. Im zweiten Fall war es vor allem die pure Not, weil Merkel in ihrer Partei noch der Rückhalt fehlte und die CDU ihre Parteispendenaffäre noch nicht überwunden hatte. 

    Zweitens: Söder muss sich anders benehmen als im Jahr 2021 – als Integrationsfigur, nicht als politischer Besserwisser, Haudrauf oder Muskelprotz. Er muss sich als Freund und Helfer der aktuell ziemlich orientierungslosen CDU präsentieren. Und er muss seine Wahlkampftauglichkeit unter Beweis stellen. Da wäre – nur nebenbei bemerkt – ein 40-Prozent-Ergebnis bei der bayerischen Landtagswahl hilfreich. 

    In der Union werden schon jetzt wichtige Weichen gestellt

    Drittens: Söder muss sich geduldig zeigen und möglichst lange den Schein aufrecht erhalten, dass er die Kanzlerkandidatur gar nicht will. Er muss hemmungslos gut über seine potenziellen Konkurrenten aus der CDU reden und sie sogar dann in Schutz nehmen, wenn sie sich mal wieder verplappert haben. Und er darf nicht wieder vor der Zeit vorpreschen und sich selbst aufdrängen. Es reicht nicht, ein paar Frauen und Männer aus der zweiten Reihe der CDU hinter sich zu wissen. Auf die erste Reihe kommt es an. 

    Die Entscheidung über ihren Kandidaten soll erst im Spätsommer 2024 fallen. Da ist noch lange hin, möchte man meinen. Doch Weichen werden bereits jetzt gestellt. Wer Söder aufmerksam beobachtet, kann erkennen, dass er alles tut, um den Boden zu bereiten. Sein Traum ist nicht ausgeträumt. Ob er Realität wird, hängt an ihm, vor allem aber an der CDU.

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