Nirgendwo in Deutschland haben Grundschülerinnen und -schüler mehr Religionsunterricht als in Bayern. Gleichzeitig treten auch im Freistaat jedes Jahr Zehntausende Menschen aus der Kirche aus. Allein im Jahr 2022 kehrten mehr als 150.000 Katholiken und fast 50.000 evangelische Gläubige der Kirche den Rücken. Das sind im Schnitt rund 550 Austritte pro Tag. Und immer mehr Eltern schicken ihre Kinder lieber ins Fach Ethik. Vor diesem Hintergrund den konfessionellen Religionsunterricht zulasten anderer Fächer festzuzurren, ist einem wachsenden Teil der Menschen in Bayern nicht vermittelbar. Und es ist auch pädagogisch fragwürdig.
Religion ganz streichen? Nicht nötig!
Das heißt nicht, dass der Religionsunterricht ganz gestrichen werden sollte, keinesfalls. Zwei Drittel der Eltern in Bayern sind schließlich nach wie vor der Meinung, dass konfessionelle Bildung ihren Kindern guttut. Und die katholische Kirche betont, dass mitunter sogar Eltern, deren Kinder nicht getauft sind, diese für den Religionsunterricht anmelden. Aber Religion im Stundenplan von drei auf zwei Wochenstunden zu reduzieren, das wäre ein sinnvoller Kompromiss bei der Grundschulreform gewesen.
Die Kürzung bei Musik, Kunst und Werken, die derzeit so viel Empörung auslöst, wäre dann vom Tisch gewesen. Und dass Kinder kreative Fächer für ihre Entwicklung brauchen, ist keine Glaubensfrage, sondern ein wissenschaftlicher Fakt.