Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Kommentar: Morde unter Jugendlichen nicht instrumentalisieren!

Kommentar

Morde unter Jugendlichen nicht instrumentalisieren!

    • |
    Im Ulmer Stadtteil Wiblingen hat ein  15-Jähriger seine gleichaltrige Freundin mutmaßlich erwürgt.
    Im Ulmer Stadtteil Wiblingen hat ein 15-Jähriger seine gleichaltrige Freundin mutmaßlich erwürgt. Foto: Jason Tschepljakow, dpa

    Tötungsdelikte unter Kindern und Jugendlichen sind äußerst selten – selbst wenn der Eindruck zuletzt ein anderer war. Lohr, Freudenberg, Offenburg, jetzt Ulm: Mordfälle mit Täterinnen und Tätern im Schulalter brennen sich besonders tief ins Gedächtnis ein. Unwillkürlich stellt man sich die Frage: Wie kann ein Kind nur so verroht sein?

    Solche Taten auf nur einen Faktor zurückzuführen, wie etwa die Familienverhältnisse oder einen möglichen Migrationshintergrund, ist aber falsch. Kein Jugendlicher – meistens sind die Täter männlich – wird nur aufgrund eines Merkmals in der Biografie zum Täter. Dafür müssen mehrere Faktoren zusammenkommen, das bestätigen Erkenntnisse von Kriminologen und Jugendpsychiaterinnen wieder und wieder. Erziehungsdefizite können eine Mitursache sein, weitere sind etwa Persönlichkeitsmerkmale wie Impulsivität, mangelnde Affektkontrolle, eine unterdurchschnittliche Intelligenz oder neurologische Probleme.

    Deshalb dürfen Einzelfälle wie jetzt in Ulm niemals instrumentalisiert werden. Wichtiger ist, die Prävention so effektiv wie möglich zu gestalten, ganz unabhängig von den konkreten Fällen. Schulen tun dafür schon ihr Möglichstes, es gibt zahllose Programme zur Gewaltvorbeugung. Polizei, Behörden und Jugendeinrichtungen müssen kooperieren und genau hinsehen – bei Jugendlichen, die früher schon gewalttätig waren, aber auch bei denen, die selbst Opfer wurden. Denn, auch das bestätigt die Forschung: Jugendliche, die früher selbst Gewalt erfahren haben, werden häufiger zu Täterinnen und Tätern.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden