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Kommentar: Für die Energiewende ist mehr Mut nötig

Kommentar

Für die Energiewende ist mehr Mut nötig

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    Mit Beginn der wärmeren und sonnigeren Monate kommt an immer mehr Tagen rein rechnerisch vom Hausdach mehr Strom, als überhaupt verbraucht werden kann.
    Mit Beginn der wärmeren und sonnigeren Monate kommt an immer mehr Tagen rein rechnerisch vom Hausdach mehr Strom, als überhaupt verbraucht werden kann. Foto: Armin Weigel, dpa

    Hinter mehreren hunderttausend Haushalten in Bayern liegen magere Monate. Jetzt aber geht es aufwärts. Dank der Kraft der Sonne schrumpft die Stromrechnung, an immer mehr Tagen kommt rein rechnerisch vom Hausdach mehr Strom, als überhaupt verbraucht werden kann. Was im Kleinen gilt, passiert auch im Großen: Mithilfe der knapp 80.000 Fotovoltaikanlagen auf Dächern und Feldern in Schwaben entsteht schon im März in einzelnen Stunden ein Stromüberschuss – selbst wenn die Maschinen in den Fabriken auf vollen Touren laufen. Je näher der Sommer rückt, desto besser werden die Werte. Dennoch: Von der Rundumversorgung mit klimafreundlich erzeugtem Strom sind wir noch ein ganzes Stück entfernt.

    Das Megaprojekt „Energiewende“ bedeutet mehr, als die Menschen mit grünem Strom zu versorgen. Stahlwerke benötigen Ersatz fürs Gas, Häuser wollen klimaneutral beheizt werden, Autos müssen ohne Sprit fahren. Aber ohne Strom ist alles nichts. Er ist der Treibstoff der hat eine Studie im Auftrag der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft belegt, die vergangene Woche vorgestellt wurde. Bund und Land verfehlen die selbst gesteckten Ziele zum wiederholten Male krachend. Bayern bezahlt den Preis für einen zehnjährigen Schlaf der Selbstgerechten, in dem neue Windräder blockiert und der Bau von Stromtrassen verzögert wurde, die nun auch der Staatsregierung nicht schnell genug kommen können. 

    Nun will Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger einen Energieplan 2040 vorlegen

    Wirtschafts- und Energieminister Hubert Aiwanger will einen "Energieplan 2040" vorlegen, in dem steht, wie Bayern das selbst auferlegte Ziel der Klimaneutralität bis zum Jahr 2040 erreichen will. Dass bis dahin kein Ofen mehr raucht und kein Verbrenner mehr fährt, wird Aiwanger vermutlich selbst nicht glauben. Wichtig ist aber, dass man sich endlich mit mehr Tempo und Entschlossenheit auf den Weg macht. Denn je länger es dauert, desto teurer wird es. Da sind die Prognosen eindeutig. 

    Für ein Zurück zur (ebenfalls klimaneutralen) Atomkraft ist es zu spät, um die jetzigen Probleme zu lösen. Falls man das angesichts der Restrisiken überhaupt wollen soll. Wirtschaftlich sind neue Kernkraftwerke riskant. Und wie es die Union im Falle eines Wahlsieges tatsächlich mit dem erneuten Ausstieg aus dem Ausstieg halten würde? Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder hat in diesem Punkt schon seine Wendigkeit bewiesen und es mit den Umständen begründet. Die aber ändern sich weiter. So ist der Anteil von klimaschädlich erzeugtem Kohlestrom in Deutschland auf den niedrigsten Wert seit 1959 gesunken – und das ohne Atomkraft im eigenen Land.

    Will und kann man alles den Stromkunden aufbürden?

    Leider ist es aber nur die halbe Wahrheit, dass der Wind und die Sonne keine Rechnung schicken. Die zusätzlichen Stromleitungen, die man für den Transport benötigt, kosten sehr wohl. Und die neuen wasserstofffähigen Gaskraftwerke, die man braucht, um eine der weltweit größten Volkswirtschaften rund um die Uhr versorgen zu können, sind für sich schon ein milliardenschwerer Kraftakt. Auf 460 Milliarden Euro hat der Bundesrechnungshof die Kosten für den Ausbau der Stromnetze in den nächsten gut 20 Jahren beziffert. Wahrscheinlich wird es sogar länger dauern und mehr kosten. Will und kann man das alles den Stromkunden aufbürden, die jetzt schon unter hohen Preisen ächzen? Aus finanzieller Not hat die Bundesregierung den milliardenschweren Zuschuss für die Netzentgelte gestrichen. Doch vom Tisch ist dieses Thema deswegen noch lange nicht. 

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