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Kommentar: Familienland Bayern? Ja, aber ...

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Familienland Bayern? Ja, aber ...

Christina Heller-Beschnitt
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    In Bayern fehlen etwa 50.000 Kitaplätze. Zu viele für ein Familienland.
    In Bayern fehlen etwa 50.000 Kitaplätze. Zu viele für ein Familienland. Foto: Christophe Gateau, dpa (Symbolbild)

    Eine Sache vorweg: Es stimmt, in Bayern hat sich seit der Einführung des Rechtsanspruchs auf einen Kitaplatz vor zehn Jahren viel getan. Tagesstätten wurden gebaut, Erzieherinnen eingestellt, Betreuungsplätze geschaffen. Viele Betreuungsplätze. Das ist eine große Leistung und doch reicht sie nicht aus. Denn noch immer finden zehntausende Kinder keinen Platz.

    Wird das bayerische Familienministerium auf diese Probleme angesprochen, lautet die Antwort gerne: Bayern ist ein Familienland. Außerdem seien Kitas Aufgabe der Kommunen. Sie müssten sich darum kümmern, dass genügend Erzieherinnen und ausreichend Plätze vorhanden sind.

    Bayern ist Familienland – nur das bayerische Familienbild nicht mehr zeitgemäß

    Beides stimmt. Bayern ist ein Familienland und tut viel dafür, dass sich Familien wohlfühlen. Das Problem: Das bayerische Familienmodell sieht immer noch so aus wie vor 50 Jahren. Der Vater arbeitet, die Mutter ein bisschen. Hauptsächlich kümmert sie sich um die Kinder und den Haushalt. Spätestens ab mittags ist sie zu Hause. Geht das mal nicht, wohnen ein bis zwei Omas in nächster Nähe.

    Schön für alle, die dieses Modell leben und sich wohl damit fühlen. Für viele funktioniert es nicht. Es gibt arbeitende Omas, Alleinerziehende, Familien, die zwei Einkommen brauchen oder Familien, in denen beide Elternteile arbeiten wollen. Dazu sind Kitas ja nicht nur Betreuungsorte. Sie bringen Kindern etwas bei: Basteln, Singen, Turnen – und wie nebenbei Grob- und Feinmotorik, Sprachen oder die Fähigkeit, sich in eine Gruppe einzufügen.

    Kommunen sind für Kitas zuständig – doch die Verantwortung können sie nicht alleine tragen

    Und zu den Kommunen: Auch das ist wahr. Kitas fallen in ihren Aufgabenbereich. Aber es klingt doch sehr nach einer Ausrede. Wie soll eine einzelne Kommune den Fachkräftemangel beenden? Zumal das Problem seit Jahren bekannt ist. Nun müssen Kitas Öffnungszeiten verkürzen oder ganze Gruppen schließen – neue Plätze fehlen nach wie vor. Soweit hätte es nicht kommen müssen, hätten Bund und Freistaat rechtzeitig reagiert. Erhebungen zeigen, dass viele jungen Menschen sich für die Arbeit mit Kindern interessieren. Doch statt dieses Interesse in Stellen umzuwandeln, wurde lange nicht genug getan, um Ausbildung und Beruf attraktiver zu machen. Jetzt ist das Problem akut. Dabei ist klar: Glückliche Familien gibt es nicht mehr ohne gute, funktionierende Kinderbetreuung.

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