Für komplexe Probleme gibt es keine einfachen Lösungen. Das gilt in vielen Lebensbereichen – auch in der Migrationspolitik. Dass Deutschland einen schärferen Asyl-Kurs eingeschlagen hat, ist zum Teil verständlich, schließlich klagen Kommunen seit Langem, dass sie an der Kapazitätsgrenze angelangt seien, nicht mehr wüssten, wo sie die vielen Geflüchteten unterbringen sollen. Nur: Die Konsequenzen, die gezogen werden, sind oft nicht nachvollziehbar. Denn oft werden die Falschen abgeschoben.
Klar sollte sein: Wer in Deutschland Straftaten begeht, der hat sein Recht verwirkt, hier zu leben. Wer sich aber integriert, sich hier eine Zukunft aufbauen will, arbeiten möchte, der sollte auch eine Chance bekommen. Besonders bitter: Gerade junge Menschen werden oft abgeschoben, obwohl sie bereits einen Ausbildungsvertrag haben — etwa für einen Job im Gesundheitswesen oder in der Gastronomie, wo Arbeitgeber derzeit händeringend nach Personal suchen. Im September des vergangenen Jahres waren in Bayern mehr als 20.000 Ausbildungsplätze unbesetzt. Junge Menschen abzuschieben, die eine dieser Stellen besetzen könnten, kann sich der Freistaat nicht leisten.
Härtefallentscheidungen müssen in den Fokus rücken
Der Bayerische Flüchtlingsrat kritisiert zu Recht, dass es kaum eine Priorisierung gibt. Selbst gefährdete Minderheiten werden abgeschoben. Nordrhein-Westfalen hingegen hat da einen anderen Kurs eingeschlagen: Das Bundesland schiebt seit Dezember keine jesidischen Frauen und Kinder mehr in den Irak ab. Genau solche Differenzierungen sind wichtig. Und wichtig ist auch: Es geht um Menschen, nicht nur um Zahlen und Quoten, die erfüllt werden sollen. Härte- und Einzelfallentscheidungen müssen in den Fokus rücken. Und ja, sie sind kompliziert. Aber auf komplexe Probleme gibt es eben keine einfachen Antworten.