Als im Januar die Traktorkolonnen durch die Städte rollten, spürten viele Landwirte den Rückhalt der Bevölkerung. Doch die Landwirte sind auf dem besten Weg, diesen zu verspielen. Denn wenn Feuerwehrleute nachts ausrücken müssen, um brennende Kreisverkehre wie im Allgäu zu löschen, wenn demokratische Parteien Veranstaltungen wie in Biberach nicht mehr abhalten können, weil Proteste derart eskalieren, wenn Grünen-Jahreshauptversammlungen wie am Mittwoch im Landkreis Bamberg abgebrochen werden müssen, weil die Proteste der Bauern vor der Tür zu eskalieren drohen, dann ist ganz klar eine Grenze überschritten. Letztlich schaden die Landwirte damit nicht nur der Sache, für die sie auf die Straße gehen, sondern auch sich selbst.
Es droht eine Spaltung innerhalb der Bauernschaft
Umso wichtiger ist es, dass sich der Bauernverband, der nach wie vor die meisten Landwirte vertritt, klar von gewaltbereiten Akteuren abgrenzt. Selbst die mächtige Lobbyorganisation hat nur bedingt Einfluss auf einzelne Landwirte und deren Nacht- und Nebelaktionen. Doch richtig ist auch, dass die Proteste dem Verband längst entglitten sind.
Je länger die Hängepartie um den Agrardiesel dauert, je weniger sich die Politik bewegt, desto aggressiver wird die Stimmung. Doch daran hat auch der Bauernverband seinen Anteil, der mit voller Härte und ohne Rückzugsstrategie in diesen Konflikt gegangen ist. Denn sollte die Agrardiesel-Beihilfe abgeschafft werden – und alles sieht danach aus –, droht eine Spaltung innerhalb der Bauernschaft. In die, die die Kürzung hinnehmen, und jene, die weiterkämpfen um jeden Preis.