Kinder, die aus dem Kriegsland Ukraine hierher fliehen, wollen lernen. Und zwar nicht erst, wenn nach drei Monaten Aufenthalt die Schulpflicht greift. Jeden Tag steigt die Zahl der Anmeldungen für den Unterricht. Die Politik muss dafür sorgen, dass die Geflüchteten die nötige Fürsorge und Aufmerksamkeit bekommen – und zwar ohne Abstriche für die bisherigen Schülerinnen und Schüler.
Dafür braucht es insbesondere genügend Personal. Wenn das nicht unkompliziert zur Verfügung steht, so die Befürchtung in manchen Schulleitungen und Verwaltungsstellen, muss im schlimmsten Fall bei den Förderstunden für andere Schülerinnen und Schüler gekürzt werden. Ein sensibles Thema, das schnell eine Neiddebatte auslösen könnte – kommt der Förderunterricht doch wegen des Lehrermangels ohnehin schon zu kurz.
Ukrainische Schulen sind digital professioneller als deutsche
Das Kultusministerium verspricht, dass Schulen möglichst unkompliziert Personal einstellen dürfen. Und der Wille ist sichtbar: Statt hochbürokratischer Vertragsverhandlungen nutzt das Ministerium ganz neue Kanäle, wirbt über soziale Medien und in gedruckten Zeitungen um Helferinnen und Helfer für Schulen, wendet sich an die ukrainischen Communities auf der Suche nach Lehrkräften mit der passenden Muttersprache.
Ein Glücksfall bei der Organisation: Ukrainische Schulen sind digital offenbar deutlich professioneller als deutsche nach zwei Jahren Pandemie. Vier Wochen nach Kriegsbeginn ist ein Großteil des ukrainischen Lehrplans online verfügbar – zum Teil verknüpft mit Lernanleitungen. Auf diese Weise könnten selbst Ukrainerinnen und Ukrainer ohne pädagogische Erfahrung den geflüchteten Kindern zumindest eine Hilfestellung beim Lernen geben. Diese Chance sollte das Ministerium nicht ungenutzt lassen.