Es ist leicht, polemisch zu werden. Ja, warum braucht es überhaupt noch christliche Feiertage oder Sonntagsruhe? Wenn weniger als die Hälfte der Bevölkerung nicht mehr der evangelischen oder katholischen Kirche angehört. Wenn kaum jemand den Sonntagsgottesdienst besucht. Wenn fast niemand zu wissen scheint, warum man frei hat an Christi Himmelfahrt oder Pfingstmontag, Hauptsache frei. Man kann darüber diskutieren, natürlich. Doch man sollte genauso festhalten, wie pragmatisch und weitgehend unproblematisch der Umgang mit Sonntagsruhe und Feiertagen im Grunde ist. Und man sollte darüber diskutieren, warum die Debatte (dennoch) so vergiftet ist.
In der Debatte über die Sonntagsruhe spiegelt sich das verheerende Image der Kirchen
Zur Antwort gehört, dass sich in ihr das verheerende Image der Kirchen spiegelt – und eine gewisse Wut auf sie, teils ein spürbarer Hass. Die Kirchen haben wahrlich einiges zu ihrem Niedergang beigetragen. Das berechtigt aber nicht, ihnen ihre Existenz oder Positionen abzusprechen, wie das allüberall zu beobachten ist. Zum Glück bringen sich die Kirchen ein, indem sie auf Bruchlinien hinweisen. In diesem Fall, neben den religiösen Aspekten, auf die Bedeutung der Ruhe. Papst Johannes Paul II. hat einmal geschrieben: „Durch die Sonntagsruhe können die täglichen Sorgen und Aufgaben wieder ihre richtige Dimension erlangen“. Darauf kommt es heute, in einer gefühlt sich immer schneller drehenden Welt, zunehmend an.