Schon in ein paar Tagen dürfte das Hochwasser, das weite Teile Süddeutschlands in Atem hielt, keine große Rolle mehr in der breiten Öffentlichkeit spielen. Es wird um anderes gehen, erst recht, wenn die Sonne scheint und die Fußball-Nationalelf gewinnt. Experten haben dem Phänomen einen Namen gegeben, sie sprechen von "Hochwasser-Demenz": Kaum sind die Wassermassen abgeflossen und versickert, scheint in Vergessenheit zu geraten, was man gegen sie tun könnte, hätte tun können oder wollen. Bis zur nächsten Flut.
Die Hochwasser-Betroffenen aber können nicht vergessen – und damit sind genauso die zahlreichen Einsatzkräfte, Helferinnen und Helfer gemeint. Für sie wird dieser Sommer kein Sommermärchen mehr werden. Zu tief sitzt die Erinnerung an das Geschehene. Davon berichten etwa Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger. Sie wissen um die Schäden, die nicht auf den ersten Blick zu sehen sind – und die sich schwerer reparieren lassen als jedes Haus.
Die "Hochwasser-Demenz" macht fassungslos
Fassungslos an dieser "Hochwasser-Demenz" macht, dass die Probleme und die möglichen Problemlösungen beim Hochwasser-, Katastrophen- oder Klimaschutz bekannt sind – und dennoch nicht so gehandelt wird, wie es erforderlich wäre. Wenig erforscht ist dagegen, wie sich Hochwasserereignisse auf die – mentale – Gesundheit auswirken. Infolge des Ahrtal-Hochwassers von 2021 fiel unter anderem eine deutliche Zunahme an manisch-depressiven Erkrankungen und an emotionalen Störungen bei Kindern auf. Darauf muss man sich nun wohl auch in Bayern einstellen. Und darf keinesfalls "vergessen", darauf angemessen zu reagieren.