Der Grund für die Nervosität der CSU vor der Europawahl hat einen Namen: Hubert Aiwanger. Wie energisch der Chef der Freien Wähler an seinem Image als Vertreter der Landbevölkerung arbeitet, hat er gerade erst wieder mit einem krawalligen Fernsehauftritt bei Markus Lanz gezeigt. Es ist offenkundig: Aiwanger will mehr – 2024 in Europa und 2025 auch im Bund. Seine Partei tritt zwar bei der Europawahl auf den vorderen Listenplätzen nur mit einer einzigen Kandidatin aus Bayern an, aber das ist die Landesbäuerin Christine Singer. Aiwanger fordert die CSU heraus.
Was die europapolitische Kompetenz der Kandidaten betrifft, kann er mit der CSU allerdings nicht mithalten. EVP-Fraktionschef Manfred Weber, die Vorsitzende der CSU-Europagruppe Angelika Niebler oder auch die Abgeordneten Christian Doleschal, Markus Ferber und Monika Hohlmeier sind seinen Kandidatinnen und Kandidaten an Wissen und Erfahrung um Meilen voraus.
Ferber hat für einen Junge-Union-Mann auf Listenplatz 3 verzichtet
Für Ferber, der seit 1994 im EU-Parlament sitzt, gilt das in besonderer Weise. Er ist tief in allen Themen drin, fachlich höchst anerkannt und bestens vernetzt. Und er hat, um den Junge-Union-Mann Doleschal nach vorne zu lassen, freiwillig auf Listenplatz 3 verzichtet. Ihm jetzt nur der Symbolik wegen Platz 5 streitig zu machen und das Risiko einzugehen, dass es für ihn vielleicht nicht mehr reicht, wäre nicht nur unklug. Es ließe auch am Selbstbewusstsein der CSU zweifeln.