Immer mehr Menschen in Bayern begeben sich wegen des Missbrauchs von Kokain in medizinische Behandlung. Das geht aus einer Auswertung im Auftrag der Barmer hervor, die die Krankenkasse am Montag veröffentlichte. Demnach wurden 2024 in Bayern insgesamt 4.150 Menschen in Zusammenhang mit Kokainmissbrauch von einer Ärztin oder einem Arzt behandelt. Vor fünf Jahren war die Gesamtzahl mit 2.310 Patientinnen und Patienten noch deutlich niedriger gewesen. „Das wahre Ausmaß wird noch viel größer sein, da wir nur den Bruchteil der Betroffenen in ärztlicher Behandlung sehen“, warnte Alfred Kindshofer, Landesgeschäftsführer der Barmer in Bayern, zusätzlich.
Anteil junger Männer unter Kokainkonsumenten in Bayern besonders hoch
Wegen psychischer Störungen oder Verhaltensauffälligkeiten, die auf starken Kokainkonsum zurückzuführen sind, waren in Bayern insgesamt 3.090 Männer und 1.060 Frauen in Behandlung. Mit 2.080 Patienten waren insbesondere junge Männer zwischen 20 und 39 Jahren von diesen Diagnosen betroffen. Jüngere oder Ältere konsumierten demgegenüber deutlich weniger Kokain.
Der Analyse der Krankenkasse zufolge fehle jüngere Menschen oft das Geld für die Droge. Ältere missbrauchten häufiger Alkohol oder Medikamente. „Kokain hat einen stimulierenden und aufputschenden Effekt. Deshalb wird es häufig als Leistungsdroge bezeichnet“, erklärte Kindshofer die Statistik. „Der vergleichsweise starke Kokainkonsum bei jungen Männern könnte auf einen massiven Leistungsdruck hindeuten, dem sie sich offenbar ausgesetzt sehen.“
Statistik zu Behandlungen von Kokainmissbrauch zeigt regionale Unterschiede
Die Studie der Barmer ist wegen der großen Zahl an Versicherten repräsentativ. Die erhobenen Daten rechnete die Krankenkasse auf die Gesamtbevölkerung hoch. Dadurch zeigt die Statistik auch regionale Unterschiede. Insbesondere in Relation zur Bevölkerungszahl der Bundesländer wird deutlich, dass der Missbrauch von Kokain in Bayern vergleichsweise niedrig ist.
Demnach waren von den 13,4 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern im Freistaat 4.150 Menschen in Behandlung. Wesentlich höher war das Verhältnis zum Beispiel in Berlin, wo 7.230 der 3,8 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner wegen Kokain ärztlich versorgt wurden. Auch in Hessen war die Zahl mit 5.760 behandelten Menschen im Vergleich zur Einwohnerzahl von 6,4 Millionen höher. Spitzenreiter in Deutschland war Nordrhein-Westfalen, auf das als bevölkerungsreichstes Bundesland mit 18,2 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern im Jahr 2023 insgesamt 15.280 Fälle von medizinischer Behandlung wegen Kokainmissbrauch entfielen. (mit dpa)
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