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Klimawandel: Wassernot bleibt trotz nassem Frühjahr bestehen

Klimawandel

Wassernot bleibt trotz nassem Frühjahr bestehen

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    In den vergangenen Wochen hat es viel geregnet. Dadurch haben sich auch die Grundwasserstände in Bayern entspannt.
    In den vergangenen Wochen hat es viel geregnet. Dadurch haben sich auch die Grundwasserstände in Bayern entspannt. Foto: Arne Dedert, dpa

    Noch vor zwei Monaten saß Bayern auf dem Trockenen. Anfang März wurden im Freistaat so niedrige Grundwasserstände gemessen wie noch nie um diese Zeit, Fachleute waren angesichts neuer Tiefststände alarmiert. Nun, nach mehreren verregneten Wochen, sind die Pegel wieder gestiegen. Gebannt ist die Wassernot aber deswegen noch nicht, betont Harald Kunstmann, Klimaforscher der Universität Augsburg. "Es gibt eine gewisse Entspannung, aber noch lange keine Entwarnung. Ein bis zwei überdurchschnittlich feuchte Monate reichen nicht aus, um ein so großes Defizit auszugleichen." 

    Nach den Daten des Landesamts für Umwelt wiesen im März noch 65 Prozent der oberflächennahen Grundwassermessstellen und Quellen in Bayern niedrige und sehr niedrige Messwerte auf. Derzeit sind es noch 22 Prozent. Dass das

    In Augsburg fiel ein Fünftel weniger Regen als im bayerischen Durchschnitt

    Der März war in Deutschland so feucht wie seit 20 Jahren nicht mehr. Und erstmals seit 15 Jahren regnete es im April hierzulande zu viel, hat der Deutsche Wetterdienst errechnet. Davor aber lagen trockene und milde Monate. Es war bereits der zwölfte zu warme Winter in Folge. Auf das gesamte Winterhalbjahr gerechnet, ist in Südbayern weniger Niederschlag gefallen als im langjährigen Mittel. Und: Nicht überall war es gleich regnerisch. In Augsburg etwa fielen 180 Liter zwischen März und Mai, gut ein Fünftel weniger als im Rest Bayerns. "Im Grunde war es ein durchschnittlich nasses Frühjahr", sagt Lothar Bock vom Deutschen Wetterdienst. Auch, wenn sich das nicht mit dem Gefühl vieler Menschen decke, die die letzten Wochen als zu nass empfunden haben dürften. Bock führt das auf die letzten beiden milden Frühjahre zurück. "Und wir Menschen fühlen uns einfach besser, wenn wir schöneres Wetter haben."

    Messungen zeigen, dass das Grundwasser seit Jahren immer weniger wird. Begonnen hat das mit dem Jahrhundertsommer 2003. Seither folgen immer wieder trockene Sommer, andererseits fehlen niederschlagsreiche Jahre, die das Grundwasser auffüllen. Und weil aufgrund des Klimawandels die Temperaturen steigen, verdunstet mehr Wasser, für die Böden bleibt weniger Feuchtigkeit. Nach den Zahlen des Landesamts für Umwelt bildet sich jedes Jahr durchschnittlich 16 Prozent weniger Grundwasser neu.

    Klimaforscher Kunstmann sagt einen sehr heißen Juni und August voraus

    Grundwasserforscher Andreas Hartmann von der TU Dresden betont: "Uns wird das Grundwasser nicht ausgehen, aber die Erneuerungsraten werden weiter sinken." Er fordert, effizienter mit dem Grundwasser umzugehen. Politische Vorgaben seien dringend nötig, damit die Industrie auf Wasseraufbereitung setze. "Das wird teuer werden. Aber es wird noch sehr viel teurer, wenn wir nicht rechtzeitig gegensteuern." Größere Ballungsräume müssten sich zudem darauf einstellen, Wasser aus anderen Regionen zu beziehen. Fernwasserleitungen, wie es sie bereits von Nordschwaben nach Franken gibt, würden zunehmen.

    Wie sich die Wasserlage in den kommenden Monaten entwickeln wird? Der Augsburger Klimaforscher Kunstmann sagt: "Wir haben eine hohe Wahrscheinlichkeit für einen außergewöhnlich heißen Juni und August." Ob der Sommer deswegen auch trocken wird, lasse sich allerdings noch nicht vorhersagen.

    Hören Sie sich dazu auch unseren Podcast "Wem gehört das Wasser?" an. Die erste Folge können Sie sich hier anhören. Wöchentlich folgt eine neue Folge exklusiv für Plus-Abonnentinnen und Abonnenten. Mehr Infos finden Sie hier.

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