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Klimawandel: So groß ist die Gefahr von Sturzfluten in bayerischen Gemeinden

Klimawandel

So groß ist die Gefahr von Sturzfluten in bayerischen Gemeinden

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    Bild der Zerstörung: der Stadtplatz von Simbach am Inn am 2. Juni 2016.
    Bild der Zerstörung: der Stadtplatz von Simbach am Inn am 2. Juni 2016. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Am 1. Juni 2016 riss eine Sturzflut in der bayerischen Stadt Simbach am Inn sieben Menschen in den Tod. Starkregen hatte damals den Simbach, eigentlich ein kleines Gewässer, aufgefüllt und eine Flut von unerwartetem Ausmaß ausgelöst. Die Katastrophe schockierte das ganze Land und rückte eine Frage in den Fokus: Wie gut sind Gemeinden vor solchen Fluten und Hochwasser geschützt? Das bayerische Umweltministerium beantwortet diese Frage unter anderem mit der "Hinweiskarte Oberflächenabfluss und Sturzflut". Sie zeigt, wo Wasser im Falle von Starkregen in großen Massen abfließt und wo es sich aufstaut. Abrufbar ist sie auf der Seite www.lfu.bayern.de unter dem Menü-punkt "Wasser".

    Thomas Marzahn, Pressesprecher des Umweltministeriums, erklärt, dass es dabei vor allem um eine Sensibilisierung für das Thema geht. "Kommunen können aus dieser Karte eine Risikoeinschätzung gewinnen und entsprechende Maßnahmen ergreifen." Bereits 2017 hatte das Umweltministerium als Reaktion auf die Katastrophe in Simbach ein Förderprogramm eingerichtet, um Kommunen bei der Erstellung von Konzepten zum Sturzflut-Risikomanagement zu unterstützen. Der Freistaat trägt dabei 75 Prozent der Kosten. Bisher haben rund 200 Kommunen Mittel im Umfang von etwa 20 Millionen Euro beantragt.

    Die Stadt Augsburg ist in Rot und Pink markiert

    Beim Blick auf die "Hinweiskarte" und auf die dort verzeichnete Stadt Augsburg sieht man viel Rot und Pink: Bei Starkregen würde es im gesamten Stadtgebiet zu starken Abflüssen kommen, bedeutet das. Besonders stark betroffen wäre die Gegend um den Vorderen und Hinteren Lech sowie entlang der Wertach. In der Vergangenheit war die Stadt

    Seit dem Jahr 2000 werden laut Frank Pintsch, Ordnungsreferent der Stadt Augsburg, entlang der Wertach umfangreiche Baumaßnahmen durchgeführt. Dazu gehörten Sohlsicherungsmaßnahmen mit Wasserbausteinen, die Abflachung der Uferböschung, das Sanieren von Deichen und Gewässeraufweitungen. "Die vergangenen Schadensereignisse in Augsburg haben gezeigt, dass Augsburg gut vorbereitet ist", sagt Pintsch.

    Auch in Landsberg am Lech ist das Risiko von Hochwasser allgegenwärtig. 2005 gab es das letzte größere. Nach Angaben einer Sprecherin der Stadt ist die Altstadt bisher noch nicht überflutet worden. Im Juni 2019 kam es jedoch zu Starkregen, der zu Überschwemmungen im Landsberger Osten führte. Zum Schutz vor Hochwasser wurde 2020 die Lechmauer im Bereich oberhalb der Karolinenbrücke bis zum Wildpark saniert. 2024 ist die Durchführung einer kleinteiligen sogenannten Niederschlagsabflusssimulation geplant.

    Experten prognostizieren, dass das Risiko von Überflutungen steigen wird

    Als eine der ersten bayerischen Großstädte ließ Ingolstadt ein Risikomanagementkonzept inklusive einer eigenen Starkregen-Gefahrenkarte erstellen. So können auch Privatpersonen eine individuelle Detailauskunft beantragen und bei Bedarf Vorsorgemaßnahmen ergreifen. Wegen der Donaunähe ist die Region in und um Ingolstadt immer wieder von Überflutungen bedroht.

    In Neuburg an der Donau beschäftige man sich aufgrund der Lage am Fluss grundsätzlich täglich mit Hochwasser, sagt ein Sprecher. Der Hochwasserschutz ist ein eigener Bereich im Tiefbauamt. Alle paar Jahre gebe es in der Stadt ein Hochwasser, erklärt der Sprecher. Besonders in Erinnerung geblieben ist das "Pfingsthochwasser" von 1999, das hohe Schäden verursachte. Inzwischen schützen Deiche und ein mobiler

    Experten prognostizieren, dass das Risiko von Überflutungen steigen wird – weil der Klimawandel dazu führt, dass es häufiger zu Starkregen und Hochwasser kommt. Unter anderem laut der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) ist eine Folge der Temperaturerhöhung, dass sich mehr Feuchtigkeit in der Atmosphäre sammelt. Diese kann bei einem Gewitter plötzlich in hohen Mengen – mehr als hundert Liter pro Quadratmeter – abregnen. Und das ist mehr, als im Boden versickern kann. Angelegte Entwässerungsanlagen aber sind meist nicht für solche Extremereignisse ausgelegt und bilden keinen ausreichenden Schutz vor Starkregen.

    Der DWA zufolge kann bereits mit kleinen baulichen Anpassungsmaßnahmen an Gebäuden ein größerer Schaden aufgrund von eindringendem Wasser vermieden werden. Dazu gehören Barrieren an Kellerfenstern, Tiefgarageneinfahrten und Rückstausicherungen zur öffentlichen Kanalisation. Inwieweit der eigene Wohnort durch Starkregen und Hochwasser gefährdet ist, können Bürgerinnen und Bürger der Hinweiskarte des Umweltministeriums entnehmen.

    Hören Sie sich dazu auch unseren Podcast mit Ingo Blechschmidt über Klimacamp, Letzte Generation und Augsburg an:

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