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Klimawandel: Landwirte in Bayern erwarten eine schwache Ernte – das Wetter ist schuld

Klimawandel

Landwirte in Bayern erwarten eine schwache Ernte – das Wetter ist schuld

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    In diesen Tagen beginnt die Getreideernte. Der  Bauernverband rechnet vor allem wegen der Trockenheit im Mai mit eine unterdurchschnitlichen Ernte.
    In diesen Tagen beginnt die Getreideernte. Der Bauernverband rechnet vor allem wegen der Trockenheit im Mai mit eine unterdurchschnitlichen Ernte. Foto: Federico Gambarini, dpa

    Im Grunde geht es dem Getreide auf den Äckern nicht anders als dem Gemüse im heimischen Garten. Hier wie dort fehlt das Wasser. Über Wochen hat es kaum geregnet, der Boden ist trocken und rissig. Nur, das eigene Gemüsebeet kann man gießen, die meisten Felder dagegen nicht. Die Folgen sieht man bei der Ernte, die nun in Bayern begonnen hat. Die Landwirte im Freistaat gehen davon aus, dass die Erträge einmal mehr unterdurchschnittlich ausfallen werden.

    Dabei sah das vor einigen Monaten noch ganz anders aus. Stephan Bissinger führt einen Ackerbaubetrieb in Ichenhausen im Kreis Günzburg, seit Herbst steht er an der Spitze des Bayerischen Bauernverbands in Schwaben. Er sagt: "Das Frühjahr war sehr lange nass und kalt, das hat einfach seine Spuren hinterlassen." So nass, dass die Landwirte mit ihren Traktoren und Maschinen über Wochen nicht auf die Felder fahren konnten – und das zu der Zeit, in der eigentlich die Aussaat ansteht. "Mais, Kartoffeln und Zuckerrüben sind zum Teil sechs Wochen zu spät in den Boden gekommen", erklärt Bissinger. Und nicht nur das: Ab Mitte Mai kam die Trockenheit, etwa einen Monat lang fiel in Teilen Schwabens so gut wie kein Niederschlag. Manche Sommerkulturen, denen der Anschluss an das Bodenwasser fehlte, hätten erst gar nicht gekeimt, sagt Bissinger.

    Über Wochen hat es in vielen Teilen Bayerns kaum geregnet. Das hinterlässt auch auf den Feldern Spuren.
    Über Wochen hat es in vielen Teilen Bayerns kaum geregnet. Das hinterlässt auch auf den Feldern Spuren. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Viele Landwirte mussten umdenken: Schon im Juni waren auf den Feldern Häcksler unterwegs, deutlich bevor üblicherweise die Getreideernte im Freistaat beginnt. Wegen der anhaltenden Trockenheit waren viele Landwirte früher dran. Denn wenn das Wasser fehlt, schrumpfen auch die Körner. Doch statt Gerste und Weizen zu dreschen und die Körner zu verwerten, wurden häufig die ganzen Pflanzen gehäckselt – teils um einen Grundfuttervorrat in den Silos zu sichern, da die Maisernte in diesem Jahr unsicher ist, teils als Material für Biogasanlagen.

    Nicht nur das Wetter macht den Landwirten in Bayern zu schaffen

    Während Wintergerste und Winterweizen, die bereits im Herbst gesät wurden, vom nassen Frühjahr profitiert haben, hoffen die Bauern für den Weizen noch auf Regen. Schon jetzt aber scheint klar, dass die Getreideernte unterdurchschnittlich ausfallen dürfte. Deutschlandweit wird mit einem Ertrag von etwa 41 Millionen Tonnen Getreide gerechnet, das wäre ein Minus von sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr.

    Damit setze sich der Trend seit Jahren sinkender Erträge fort, betont Joachim Rukwied, Präsident der Deutschen Bauernverbands. "Die Landwirtschaft spürt die Auswirkungen des Klimawandels bereits deutlich." Die bayerische Agrarministerin Michaela Kaniber (CSU) sagt am Mittwoch bei der traditionellen "Erntepressefahrt" im Landkreis Ebersberg: "In unseren Breiten wird es wohl immer häufiger Extremwetterlagen geben, die sich auf das Pflanzenwachstum und die Arbeit unserer Bäuerinnen und Bauern auswirken."

    Ein Mähdrescher erntet Wintergerste. 
    Ein Mähdrescher erntet Wintergerste.  Foto: Jan Woitas, dpa

    Doch nicht nur das macht den Landwirten zu schaffen. Die Kosten für Düngemittel, Treibstoff und Futter sind deutlich gestiegen. Andererseits bekommen die Bauern deutlich weniger für Getreide oder Raps. Hier sind die Preise im Vergleich zum Vorjahr um 40 bis 45 Prozent eingebrochen. Landwirtschaftsministerin Kaniber sagt: "Im Ackerbau öffnet sich die Schere zwischen Ausgaben und Einnahmen immer weiter."

    Und was bedeutet das letztlich für die Konsumenten, wenn die Landwirte weniger Geld für ihr Getreide bekommen? Stephan Bissinger meint: "Groß auf die Verbraucherpreise wird das wahrscheinlich nicht durchschlagen." Ohnehin ist der Anteil dessen, was beim Landwirt ankommt, gering. Bei einem Laib Brot sind es nicht einmal vier Prozent. Rukwied betont: "Wir gehen nach wie vor davon aus, dass die Inflation nicht getrieben wird von landwirtschaftlichen Produkten."

    Der Dürremonitor des Helmholtz Zentrums für Umweltforschung zeigt, dass die Schäden in Unter- und Mittelfranken besonders groß sind

    Auf der Erntepressefahrt sind die Teilnehmer auf dem Feld von Ökobauer Matthias Hackl in Vaterstetten angekommen. Die Maispflanzen sind vom Hagel zerfetzt, dazwischen sprießt Unkraut, das sonst im Schatten der Blätter klein geblieben wäre. Das abgeerntete Wintergerste-Feld ist mit Körnern bedeckt, die der Hagel heruntergeschlagen hat. 75 Prozent der Körner sind vernichtet. In Ichenhausen ist Stephan Bissinger in diesem Jahr bislang von Unwettern verschont geblieben. Die Zuckerrüben und die Kartoffeln auf seinen Feldern hat er ausnahmsweise gehackt. Nach dem nassen Frühling und der folgenden Trockenheit war der Boden zu verkrustet. Trotzdem will er nicht von einem Krisenjahr sprechen – auch, weil es andere schlimmer getroffen hat. Der Dürremonitor des Helmholtz Zentrums für Umweltforschung zeigt, dass die Schäden in Unter- und Mittelfranken besonders groß sind, aber auch in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Hessen, Thüringen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. (mit dpa)

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