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Klima in Bayern: „Begrünen reicht nicht“: Wie der Klimawandel die Städte zu Veränderungen zwingt

Klima in Bayern

„Begrünen reicht nicht“: Wie der Klimawandel die Städte zu Veränderungen zwingt

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    Auch wenn sie seit Jahren keine Hauptverkehrsstraße mehr ist, bleibt die Augsburger Fuggerstraße eine große Asphalt- und Steinfläche: ein Problem für den Klimaschutz.
    Auch wenn sie seit Jahren keine Hauptverkehrsstraße mehr ist, bleibt die Augsburger Fuggerstraße eine große Asphalt- und Steinfläche: ein Problem für den Klimaschutz. Foto: Silvio Wyszengrad (Archiv)

    Die Vereinten Nationen haben zum Auftakt der Weltklimakonferenz „Alarmstufe Rot“ für das Klima ausgerufen. Wie bereits die Jahre zuvor wird demnach auch 2024 das heißeste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Bei der Klimakonferenz im aserbaidschanischen Baku wird indes ein Streit um die Finanzierung des Klimaschutzes erwartet – ein Problem, das auch in Bayern zu spüren sein wird: Denn es brauche massive Anpassungen, um sich auf die Klimakrise einzustellen, wie Professor Matthias Garschagen im Gespräch mit unserer Redaktion sagt. Der Geograf forscht an der Ludwig-Maximilians-Universität in München zu Risiken und Anpassungen infolge des Klimawandels.

    „Wir haben ordentlich Nachholbedarf“, sagt Garschagen, und meint damit vor allem Anpassungen an die Bevölkerungsentwicklung. Aktuell versuche man, auf steigende Temperaturen, extreme Niederschläge und Dürren als Folge der Erderhitzung vor allem baulich zu reagieren. Nötig sei das insbesondere in Städten, sagt Garschagen – denn diese erhitzen sich im Vergleich zu ihrem Umland besonders und tragen mehr dazu bei, dass die Treibhausgas-Konzentration in der Atmosphäre steigt. Ein Grund dafür ist, dass mehr Flächen bebaut sind, auf denen keine Pflanzen wachsen und CO₂ aufnehmen. Doch Städte nur zu begrünen, werde nicht ausreichen, sagt Garschagen.

    Welche Probleme der Klimawandel in Bayern mit sich bringt

    Denn sie stehen auch durch demografische Entwicklungen unter Druck. Der steigende Bedarf an Wohnraum mache es noch schwerer, weitere Neubauten zu umgehen. Hinzu komme, dass der Klimawandel weltweit Konflikte und somit auch Fluchtbewegungen nach Deutschland verstärke, die ebenfalls vor allem in den Städten ankommen. Einstellen müsse man sich darauf aber nicht nur im urbanen Raum, ebenso wie auf eine zunehmend älter werdende Gesellschaft. „Man muss bedenken, dass Warnungen vor extremer Hitze oder Fluten oft diejenigen nicht erreichen, die kein Deutsch sprechen“, sagt Garschagen. „Auch für Senioren oder gar Demenzkranke braucht es Einrichtungen wie etwa Hilfstelefone, um sie vor den Folgen von Wetterextremen zu schützen.“

    Was es in Bayern konkret heißt, wenn die Auswirkungen der Klimaerwärmung zu spüren sind, lässt sich in Untersuchungen und Darstellungen verschiedener bayerischer Behörden nachvollziehen. Garschagen erwartet, dass sich Extremwetterereignisse wie das Hochwasser im Juni dieses Jahres häufen. Dabei könnte es auch zu Überflutungen kommen, die das jüngste Ausmaß noch übersteigen. Im Bayernatlas, einer digitalen Karte des Landesamtes für Vermessung, werden etwa weite Teile Neu-Ulms oder Sonthofens als Risikogebiete für extreme Hochwasser ausgewiesen, die Donau könnte sich kilometerweit auf amazonasartige Dimensionen ausbreiten und Städte wie Ingolstadt oder Deggendorf fluten. Bei einem extremen Hochwasser könnte auch Würzburg in den Mainfluten versinken.

    Auch in der Tier- und Pflanzenwelt sind Veränderungen zu erwarten, wie Untersuchungen des Landesumweltamts ergeben. Während Forellen mit dem Klimawandel häufig zu kämpfen haben, breiten sich Zwergwelse in bayerischen Gewässern aus. Auch pflanzliche Schädlinge wie Misteln nehmen zu und befallen vor allem Kiefern, die ohnehin unter Trockenheit und Hitze leiden. Wälder mit nur einer Baumart dürften seltener werden, da Mischwälder resistenter sind. „Dass innerhalb einer Generation Bayern wie die Toskana aussieht, mit Olivenhainen und Zypressen, ist zwar nicht zu erwarten“, sagt Klimaforscher Garschagen. Doch die Landwirtschaft werde sich spürbar verändern, auch, weil die Gletscherschmelze weiter voranschreitet – die vier verbliebenen bayerischen Gletscher dürfte es spätestens 2040 nicht mehr geben. „Das ist ein Wasservorrat, der dann aufgebraucht ist“, sagt Garschagen.

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