Die evangelische Kirche hat ein schwieriges Jahr hinter sich. Eines voller innerkirchlicher Probleme und Spannungen. Eines vor allem, das vom Missbrauchsskandal in den eigenen Reihen überschattet wurde. Der Umgang mit ihm führte zu viel Unverständnis, Kritik und Bitterkeit. Und zum Teil wurde das mit einem Namen verbunden: Kirsten Fehrs. Die Hamburger Bischöfin war nach dem Rücktritt von Annette Kurschus, gegen die es Vertuschungsvorwürfe gegeben hatte, in ein hohes Amt gekommen: das der Ratsvorsitzenden, also der obersten Repräsentantin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).
Noch immer scheint nicht jedem Kirchenverantwortlichen die Ernsthaftigkeit der Lage klar zu sein
Seit der Veröffentlichung der unabhängigen „ForuM“-Studie über sexualisierte Gewalt und Machtmissbrauch in Kirche und Diakonie im Januar, mit der sich das Kirchenparlament jetzt in Würzburg erstmals befasst, äußerte sich Fehrs immer wieder unglücklich, für Betroffene wenig überzeugend. Auch durch Äußerungen anderer Kirchenverantwortlicher entstand der Eindruck, dass nach wie vor nicht verstanden wird, wie groß das Problem und wie ernst die Lage ist.
Ausgerechnet Fehrs wird nun an diesem Dienstag wahrscheinlich zur EKD-Chefin gewählt. Kann sie für einen glaubwürdigen Kurs im Hinblick auf Prävention und Aufarbeitung stehen? Das kann sie nur mit entschiedenem Handeln beantworten. Sie wird eine Ratsvorsitzende sein, die der Schatten des Missbrauchsskandals ständig begleiten wird.
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