Bayerns Bischöfe arbeiten nach Einschätzung des Würzburger Bischofs Franz Jung trotz unterschiedlicher theologischer Positionen ergebnisorientiert miteinander. "Die Stimmung in der Freisinger Bischofskonferenz ist von nüchternem Pragmatismus bestimmt. Die theologischen Differenzen sind klar", sagte Jung der Deutschen Presse-Agentur.
In der Freisinger Bischofskonferenz sind die sieben bayerischen Erzdiözesen und Diözesen Bamberg, München und Freising, Augsburg, Eichstätt, Passau, Regensburg und Würzburg sowie das Bistum Speyer vertreten. Reformwillige Bischöfe wie Jung oder der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, treffen dort auf besonders konservative Kollegen wie Gregor Maria Hanke aus Eichstätt, Stefan Oster aus Passau und Rudolf Voderholzer aus Regensburg.
Kirche überall vor vielen Herausforderungen
Für Jung steht die Freisinger Bischofskonferenz vor den gleichen Fragen wie andere regionale Bischofskonferenzen. "Wo und wie sollen künftig Priester ausgebildet werden? Wie kann man den Erhalt der theologischen Fakultäten sichern bei permanent zurückgehenden Studierendenzahlen?"
Darüber hinaus gelte es, die Zukunft des konfessionellen Religionsunterrichtes zu gestalten und den Rückgang an finanziellen Mitteln zu bewältigen. "Bei der Beantwortung dieser Fragen spielen die unterschiedlichen theologischen Positionen keine Rolle", erläuterte Jung. "Vielmehr geht es darum, zeitnah und mit Sachverstand die erforderlichen Entscheidungen auf den Weg zu bringen."
Uneins beim Reformprozess
Die deutschen Katholiken hatten vor rund vier Jahren den Reformprozess Synodaler Weg angeschoben. Ziel war unter anderem, Veränderungen in der Sexualmoral, bei der Rolle von Frauen in der Kirche, beim Umgang mit Macht und beim Zölibat, der verpflichtenden Ehelosigkeit katholischer Priester, zu erreichen. Auslöser des Reformprozesses war die massive Vertrauenskrise nach Bekanntwerden von Missbrauchsskandalen.
Der Vatikan hat bereits klargemacht, dass er die Entwicklung kritisch sieht - unterstützt von den deutschen Bischöfen Hanke, Oster, Voderholzer und dem umstrittenen Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki. Sie blockieren Veränderungen.
Kirche und AfD-Positionen unvereinbar
Hinsichtlich verschiedener Äußerungen zum Verhältnis von Kirche und AfD sagte Jung: "Als Kirche treten wir Extremismus jeder Form entschieden entgegen." Für Christen sei es inakzeptabel, Parteien zu wählen, die fremdenfeindliche, rassistische und antisemitische Meinungen vertreten oder auch nur in ihren Reihen dulden. "Das gilt nicht zuletzt für die AfD, die derzeit auch durch den Verfassungsschutz beobachtet wird."
Im Bistum Würzburg sei in der Satzung der Pfarrgemeinderäte bereits 2021 festgelegt worden, dass niemand Verantwortung in der Kirche übernehmen könne, der "rassistische, fremdenfeindliche oder sonstige menschenrechtswidrige Auffassungen öffentlich kundgibt oder vertritt oder Mitglied von Organisationen und Parteien ist oder diese unterstützt, die diese Auffassungen vertreten".
Erzbischof Marx hatte sich zum Abschluss der Herbstvollversammlung der Freisinger Bischofskonferenz im November gegen Anhänger der AfD in Kirchenämtern ausgesprochen. Verbindliche Regeln zu der Frage soll es nach seiner Aussage aber zumindest vorerst nicht geben.
Der Augsburger Bischof Meier hatte im Herbst heftige Irritation ausgelöst, als er neben Unterschieden auch Gemeinsamkeiten mit der AfD benannte.
(dpa)