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Kirche: Wer wird neuer evangelischer Landesbischof?

Kirche

Wer wird neuer evangelischer Landesbischof?

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    Am 31. Oktober 2023 endet die Amtszeit des evangelischen Landesbischofs Heinrich Bedford-Strohm nach zwölf Jahren.
    Am 31. Oktober 2023 endet die Amtszeit des evangelischen Landesbischofs Heinrich Bedford-Strohm nach zwölf Jahren. Foto: Sebastian Gollnow, dpa (Archivbild)

    Katholikinnen und Katholiken ringen derzeit darum, dass künftig engagierte Laien bei einer Bischofswahl mitsprechen und mitentscheiden können. Ihre Blicke richten sich dabei auch auf die evangelisch-lutherische Kirche. In der ist das längst Realität. So konnten bis Mitte September in Bayern etwa Kirchenvorstände, in denen Ehrenamtliche gemeinsam mit Pfarrerinnen und Pfarrern Ortsgemeinden leiten, geeignete Kandidatinnen und Kandidaten für die Nachfolge von Heinrich Bedford-Strohm vorschlagen – via E-Mail zum Beispiel.

    Inzwischen gibt es 26 Namen von Pfarrerinnen und Pfarrern und damit einen überschaubaren Kreis, aus dem der neue Landesbischof oder die neue Landesbischöfin hervorgehen wird. Es ist ein Amt mit großer Außenwirkung, eines, das vor allem in diesen krisenhaften Zeiten von enormer Bedeutung für die evangelische Landeskirche in Bayern mit ihren rund 2,2 Millionen Mitgliedern ist.

    Gesucht: "Ein Teamplayer, eine Teamplayerin mit Visionen"

    Diese sieht sich, ähnlich wie die katholische Kirche, massiven Problemen und Herausforderungen gegenüber. Unter anderem muss sie auf einen drastischen Mitglieder- sowie Pfarrer- und Pfarrerinnenrückgang reagieren. Es stehen einschneidende Prozesse und Reformen an. Mit dem erklärten Ziel, die Landeskirche „zukunftsfähig aufzustellen, sodass sie eine ausstrahlungsstarke Kirche bleibt – auch mit weniger Mitgliedern, weniger Personal, weniger Finanzressourcen und weniger Immobilien“. Die neue Landesbischöfin, der neue Landesbischof hat eine komplexe Aufgabe zu bewältigen.

    Im Vergleich dazu gestaltet sich die Suche nach einer geeigneten Person deutlich einfacher, und vor allem läuft sie nach Plan. Aus den 26 Vorgeschlagenen müssen in einem nächsten Schritt nun mindestens zwei, maximal sechs Kandidatinnen und Kandidaten werden. Um die Vorgeschlagenen nicht zu beschädigen, werden sie nicht öffentlich bekannt gemacht. Wer unter ihnen ist? Wer möglicherweise favorisiert sein könnte? In Kirchenkreisen begegnet man Spekulationen überaus verhalten – auch, weil der Wahltermin noch weit entfernt liegt.

    Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm - im Juli 2022 zu Gast bei "Augsburger Allgemeine live".
    Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm - im Juli 2022 zu Gast bei "Augsburger Allgemeine live". Foto: Ulrich Wagner

    Das dürfte sich mit dem 27. Januar 2023 ändern. Dann wird der 19-köpfige Wahlvorbereitungsausschuss seinen endgültigen Wahlvorschlag beschließen und diesen danach kirchenintern wie öffentlich vorstellen. Zuvor wird er sich bis Mitte Dezember mit den Berufsbiografien der Vorgeschlagenen befassen und an sie ein Kriterienraster anlegen, das die Ausschüsse der bayerischen Landessynode – eine Art „Kirchenparlament“ – erarbeitet haben.

    Am 17. März werden sich die Kandidatinnen und Kandidaten, ein Novum, in öffentlicher Sitzung der Landessynode in Nürnberg präsentieren. Gewählt wird Bedford-Strohms Nachfolgerin oder Nachfolger von den 108 Synodalen, also gewählten oder berufenen Kirchenmitgliedern, am 27. März in der Münchner St. Matthäuskirche. Am 31. Oktober schließlich endet die Amtszeit des Landesbischofs nach zwölf Jahren.

    Diese Kriterien soll die neue bayerische Landesbischöfin oder der neue Landesbischof erfüllen

    Wer in einem knappen halben Jahr Gesicht der evangelischen Kirche im Freistaat sein wird? Bekannt ist zumindest bereits, welches Profil sie oder er haben soll. Synodalpräsidentin Annekathrin Preidel, die auch den Wahlvorbereitungsausschuss leitet, sagt im Gespräch mit unserer Redaktion, dass es Kriterien zur Person, zur Kompetenz und zur Erfahrung gebe. „Zur Person: Es soll ein Teamplayer, eine Teamplayerin mit Visionen sein. Eine Person, die belastbar ist und integrativ in die Gesellschaft, in die Ökumene und in die Kirchengemeinden hineinwirken kann.“ Die Person solle Ausstrahlung haben und Zuversicht verbreiten.

    Zudem solle sie, so Preidel, Leitungs- und theologische Führungskompetenz haben. Dazu gehöre, dass sie gut und verständlich predigen könne. Auch solle sie gestalten können und kommunikativ sein. „Zur Erfahrung: Die Person soll wissen, was in den Kirchengemeinden vorgeht. Und sie soll Abläufe kennen und Erfahrung im Umgang mit komplexen Organisations- und Transformationsprozessen haben.“

    Es ist ein anspruchsvolles Profil, das Axel Piper, evangelisch-lutherischer Regionalbischof im Kirchenkreis Augsburg und Schwaben, noch um das Folgende ergänzt: „Für mich gehört Authentizität als erste Eigenschaft genannt.“ Sowie: „In einer Zeit, in der sich viele Menschen klare Leitung und Ansagen wünschen, denke ich, dass die evangelische Kirche das von einem bayerischen Landesbischof oder einer Landesbischöfin erwartet.“

    Welche Pläne Heinrich Bedford-Strohm für die Zeit nach Ende seiner Amtszeit hat

    Heinrich Bedford-Strohm, der sich 2011 gegen den damaligen landeskirchlichen Personalchef Helmut Völkel und die damalige Münchner Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler in insgesamt sechs Wahlgängen durchsetzen konnte, wünscht seiner Nachfolgerin oder seinem Nachfolger schon jetzt auf Anfrage „viel Freude an diesem Amt und die daraus erwachsende Kraft, um die vielen Aufgaben zu bewältigen“. Er spricht von einem „wunderbaren Amt“ – „weil man so viele kraftvolle Gottesdienste an so vielen Orten feiern darf und weil es so viele herzliche Begegnungen mit Menschen mit sich bringt“.

    Was er nach Ende seiner Amtszeit als Landesbischof tun möchte? „Ich möchte mehr Zeit mit meinen Enkeln haben und mir mehr Zeit nehmen, um meine Professuren an der Uni Bamberg und an der Uni Stellenbosch mehr mit Leben zu füllen, als mir das bisher möglich war“, sagt er.

    Den Großteil seiner Zeit werde aber sein neues Amt als Vorsitzender des Zentralausschusses des Weltkirchenrats fordern. Dieser vertritt weltweit 580 Millionen Christen aus 352 Kirchen. Bedford-Strohm ist demnach unverändert Spitzenrepräsentant – samt vollem Terminkalender und ausgiebiger Reisetätigkeit. Er wolle, sagt er noch, „für die Einheit der Kirchen werben und die Stimme der Kirchen in die weltweiten Diskussionen um die großen Zukunftsfragen der Menschheit einbringen“.

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