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Kirche: "Synodaler Ausschuss": Kritik an vier Bischöfen hält an

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"Synodaler Ausschuss": Kritik an vier Bischöfen hält an

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    Irme Stetter-Karp, Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) und Georg Bätzing, Bischof von Limburg und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, während einer Versammlung des "Synodalen Weges".
    Irme Stetter-Karp, Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) und Georg Bätzing, Bischof von Limburg und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, während einer Versammlung des "Synodalen Weges". Foto: Arne Dedert, dpa (Archivbild)

    Die Kritik an den vier katholischen Bischöfen, die den innerkirchlichen Reformprozess in Deutschland blockieren, hält an. Nach entsprechenden Wortmeldungen von katholischen Reformgruppen oder Frauenverbänden, sagte am Mittwoch Birgit Kainz, bayerische Landesvorsitzende des Katholischen Deutschen Frauenbunds, unserer Redaktion: "Glauben die vier Bischöfe, dass die tiefgreifende Krise der Kirche sich so lösen lässt? Wir haben so viele Kirchenaustritte wie nie zuvor, während sexueller und spiritueller Missbrauch von Klerikern das Vertrauen in die katholische Kirche noch weiter trübt. Was muss noch passieren, um den Ernst der Lage zu begreifen?" 

    Kainz verwies auf das Zentralkomitee der deutschen Katholiken, die oberste Laienvertretung, das von den deutschen Bischöfen selbst gebeten wurde, sich mit Blick auf den Missbrauchsskandal auf den Reformprozess "Synodaler Weg" zu begeben. Zudem betonte die Landesvorsitzende des Frauenbunds, dass es das Geld der deutschen Katholikinnen und Katholiken sei, worüber die Bischöfe verfügten und bestimmten – und das jetzt nicht zur Verfügung stehe, um den Reformprozess zu verstetigen.

    Gregor Maria Hanke (Eichstätt), Stefan Oster (Passau), Rudolf Voderholzer (Regensburg) und Kardinal Rainer Maria Woelki (Köln) hatten am Dienstag gegen ihre 23 Mitbrüder und die Finanzierung des "Synodalen Ausschusses" über den Verband der Diözesen Deutschlands (VDD), der im Wesentlichen über Kirchensteuermittel verfügt, gestimmt. In dem Gremium aus Bischöfen und Laien sollen Beschlüsse des mit einer Synodalversammlung in Frankfurt am Main vorerst zu Ende gegangenen Reformprozesses "Synodaler Weg" weiterverfolgt werden.

    Im Herbst kommt die Weltbischofssynode in Rom

    Die vier Bischöfe erklärten in einer von der Pressestelle des Bistums Passau verschickten Mitteilung, "dass das Vorhaben, jetzt schon einen Synodalen Ausschuss in Deutschland zu organisieren, der dann einen Synodalen Rat einrichten soll, gegen die klare Weisung des Papstes stehe". Daher könnten sie diesen Schritt zum jetzigen Zeitpunkt nicht mitgehen. Man wolle sich zunächst auf die Arbeit und Ergebnisse der Weltbischofssynode im Herbst in Rom konzentrieren "und erst dann nach möglichen neuen Organisationsformen in Deutschland fragen".

    Einmal mehr erneuerten sie ihre grundsätzlichen Einwände gegen den Reformprozess: "Beim Synodalen Weg sind Beschlüsse gefasst worden, die bei vielen Gläubigen in der ganzen Welt Unruhe erzeugen: Es geht um tiefe Fragen der Lehre, vor allem um die Lehre von der Kirche, vom Menschen, von den Sakramenten", erklärten sie. "Würden wir hier nun in Deutschland forciert weitergehen, würden die Polarisierungen unter den Gläubigen bei uns, unter den Bischöfen und im Miteinander der Weltkirche nur noch weiter verstärkt."

    Stefan Oster, Bischof von Passau, sagt: "Für Papst Fran­zis­kus – und die gan­ze Tra­di­ti­on der Kir­che – ist es aber wesent­lich, dass die Bischö­fe in ihrer Letzt­ver­ant­wor­tung frei blei­ben."
    Stefan Oster, Bischof von Passau, sagt: "Für Papst Fran­zis­kus – und die gan­ze Tra­di­ti­on der Kir­che – ist es aber wesent­lich, dass die Bischö­fe in ihrer Letzt­ver­ant­wor­tung frei blei­ben." Foto: Alessandra Tarantino/AP, dpa (Archivbild)

    In einem Interview mit dem Chefredakteur seines Passauer Bistumsblatts betonte Oster am Dienstagabend: "Für Papst Fran­zis­kus – und die gan­ze Tra­di­ti­on der Kir­che – ist es aber wesent­lich, dass die Bischö­fe in ihrer Letzt­ver­ant­wor­tung frei blei­ben. Der Syn­oda­le Rat will aber eine ver­bind­li­che und zugleich frei­wil­li­ge Selbst­bin­dung der Bischö­fe an Mehr­heits­vo­ten." Über das Vorbereitungsgremium "Synodaler Ausschuss" sagte er: Vie­le Bischö­fe wol­lten, dass der Ver­band der Diö­ze­sen Deutsch­lands, der der Rechts­trä­ger der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz ist, dafür die Mit­tel bereit­stelle und zusätz­lich neue Stel­len dafür schaffe. "Für sol­che Ent­schei­dun­gen des VDD braucht es aber Ein­stim­mig­keit. Und weil es die nicht gege­ben hat, ist nun nicht mehr die Deut­sche Bischofs­kon­fe­renz Geld­ge­ber und 'Mit­ver­an­stal­ter' des Syn­oda­len Aus­schus­ses, son­dern die ein­zel­nen Bis­tü­mer – und gege­be­nen­falls eine neue Trä­ger­struk­tur." Die Deutsche Bischofskonferenz hatte noch am Dienstag angekündigt, dass nach einem alternativen Finanzierungsmodell gesucht werden müsse. Die erste Sitzung des "Synodalen Ausschusses" solle, wie vorgesehen, am 10./11. November stattfinden.

    Der Augsburger Bischof ist dieses Mal nicht Teil der kleinen Bischofs-Gruppe von Kritikern des Reformprozesses

    Der Augsburger Bischof Bertram Meier, der in der Vergangenheit ebenfalls Vorbehalte gegen den deutschen innerkirchlichen Reformprozess geäußert hatte, stimmte für die Finanzierung des "Synodalen Ausschusses". In einer Stellungnahme vom Mittwoch sagte er, er habe um Kompromissbereitschaft geworben. Noch immer hege er die Hoffnung, dass der Synodale Weg in Deutschland und die synodalen Prozesse, die in die Weltsynode einmünden werden, "keine Gegensätze sein müssen, sondern einander befruchten können. Dafür wünsche ich mir Hörbereitschaft und Geduld." Meier ist einer der Delegierten der Deutschen Bischofskonferenz, der an der Weltsynode in Rom teilnehmen wird.

    Er gehörte mit den drei genannten bayerischen Bischöfen sowie Woelki zu den Verfassern eines Briefes an den Vatikan, in dem diese anfragten, ob man als Bischof am "Synodalen Ausschuss" teilnehmen müsse beziehungsweise ob man dies überhaupt dürfe. Die Antwort kam prompt: Die Bischöfe seien nicht verpflichtet, sich an der Arbeit des "Synodalen Ausschusses" zu beteiligen. Und weiter: Der Synodale Rat würde "eine neue Leitungsstruktur der Kirche in Deutschland bilden" und sich "über die Autorität des einzelnen Bischofs innerhalb seiner Diözese" stellen. Weder der Synodale Weg noch eine Bischofskonferenz haben jedoch die Kompetenz, den Synodalen Rat auf nationaler, diözesaner oder pfarrlicher Ebene einzurichten.

    Für den "Synodalen Ausschuss" als Vorbereitungsgremium das Synodalen Rates hatten 93 Prozent der Mitglieder der Synodalversammlung in Frankfurt gestimmt. Auch 88 Prozent der Bischöfe unter den Synodalen waren für seine Errichtung. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, betonte vor kurzem, der Vatikan habe den "Synodalen Ausschuss" nicht blockiert. Aus katholisch-konservativen Kreisen erhielten die drei bayerischen Bischöfe und der Kölner Kardinal Woelki für ihre Blockade der Finanzierung des Gremiums große Zustimmung. Birgit Kainz, bayerische Landesvorsitzende des Katholischen Deutschen Frauenbunds, sagte dagegen: "Ich hoffe sehr, dass die vier Bischöfe ihre Entscheidung überdenken. Es ist an der Zeit!"

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