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Kirche: „Sektenartig“: Eine Diakonenweihe im Allgäu sorgt für Kritik

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„Sektenartig“: Eine Diakonenweihe im Allgäu sorgt für Kritik

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    Aus der Zeit gefallen: prunkvolle Gewänder.
    Aus der Zeit gefallen: prunkvolle Gewänder. Foto: dpa (Symbolfoto)

    Als der Augsburger Bischof Bertram Meier Ende Mai in Lindenberg im Allgäu zehn Priesteramtskandidaten der traditionalistischen Priesterbruderschaft St. Petrus zu Diakonen weihte, war das ein besonderes Ereignis: Erstmals spendete ein amtierender deutscher Diözesanbischof die Weihen.

    Dafür erhielt er aus katholisch-konservativen Kreisen Anerkennung. Kritik musste er sich von Liturgiewissenschaftlern gefallen lassen, die von einer „extrem problematischen“ Entscheidung, zumindest einer „Missverständlichkeit“ sprachen. Es sei „äußerst fragwürdig“, dass Meier die Bruderschaft auf diese Weise mit Klöstern, Ordensgemeinschaften und geistlichen Gruppierungen ganz unterschiedlicher Spiritualität in seiner Diözese gleichstelle, hieß es.

    Vielfach wurden Fotos der Petrusbruderschaft von der Weihe verbreitet, die wie aus der Zeit gefallen wirken

    Die Kritik an ihm hält seitdem vor allem in sozialen Medien an. In Kommentaren, in denen sich Befremden („sektenartig“) ausdrückt und Spott („Realsatire“). Denn vielfach wurden Fotos der Bruderschaft von der Weihe verbreitet, die Meier und die Priesteramtskandidaten zeigen – und die wie aus der Zeit gefallen wirken.

    Sie vermitteln das Bild einer Kirche voller Glanz und Gloria. Inklusive einem Klerikerstand, der mit prunkvollen liturgischen Gewändern gleichsam ein als überkommen wahrgenommenes Priesterbild zur Schau trägt. Meier jedenfalls trug unter anderem weiße Handschuhe.

    Bischof Bertram Meier - hier in Augsburg - sieht sich als "Brückenbauer" und "Diener an der Einheit" der katholischen Kirche.
    Bischof Bertram Meier - hier in Augsburg - sieht sich als "Brückenbauer" und "Diener an der Einheit" der katholischen Kirche. Foto: Ulrich Wagner

    Dass noch immer über die Fotos diskutiert wird, hängt auch mit Papst Franziskus zusammen. Der rief laut katholisch.de am Donnerstag vor sizilianischen Priestern und Bischöfen dazu auf, sich an die erneuerte „liturgische Mode“ anzupassen. „Wo sind wir denn?“, sagte er demnach über spitzenbesetzte Gewänder und klerikale Hüte. Und verglich die Vorliebe für eine derartige Priesterkleidung aus der Zeit vor der Liturgiereform infolge des Zweiten Vatikanischen Konzils in den 1960er Jahren mit der „Spitze der Oma“. Sie würde manchmal getragen, um ihr die Ehre zu erweisen. Es sei aber „besser, die Mutter zu feiern, die heilige Mutter Kirche“.

    Die Petrusbruderschaft hat ihren deutschen Sitz in Wigratzbad im schwäbischen Kreis Lindau

    Die Petrusbruderschaft mit deutschem Sitz in Wigratzbad im Kreis Lindau feiert unter anderem die „Alte Messe“ – und damit eine Form der Liturgie, in der sich für Franziskus oft eine „Ablehnung der Kirche“ und der Reformen des Zweiten Vatikanums ausdrückt. Die Bruderschaft betont, auf dem Boden der Lehre zu stehen.

    Meier nannte die Weihe-Feier in seiner Predigt „ein Zeugnis für die Einheit“ der Kirche und warnte vor Klerikalismus. Zuvor erklärte er, er erwarte von der Bruderschaft – die ihren Sitz auf dem Gebiet seiner Diözese hat, ihr aber nicht untersteht –, dass sie sich als Teil der Diözesangemeinschaft von Augsburg verstehe.

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