Quizfrage: Nennen Sie die Namen von mindestens drei deutschen katholischen Bischöfen! Vermutlich können selbst Kirchenferne aufzählen – Woelki, Marx, Bätzing, vielleicht Voderholzer, Hanke, Meier, vielleicht Overbeck … in den vergangenen Jahren haben sie alle Schlagzeilen gemacht. Oft ging es um Skandale, innerkirchliche Auseinandersetzungen oder Kirchenaustritte. Oft ging es um die Deutsche Bischofskonferenz selbst, jenen Zusammenschluss der Bischöfe aller 27 (Erz-)Bistümer, der unter anderem die kirchliche Arbeit koordiniert. Wurde er früher gerne als "vielstimmiger Chor" – bisweilen misstönend, jedoch eine Einheit – bezeichnet, nahm ihn eine breitere Öffentlichkeit zuletzt als zerstritten wahr. Gerade in der Frage, welchen Kurs die Kirche einschlagen solle, traten zwischen eher konservativen und eher liberalen Bischöfen deutliche Differenzen zutage.
Wo die aktuellen Konfliktlinien verlaufen, werden Journalistinnen und Journalisten aus ganz Deutschland herauszufinden versuchen, wenn sich die Bischofskonferenz vom 19. bis zum 22. Februar zu ihrer traditionsreichen Frühjahrs-Vollversammlung trifft. Dieses Mal in Augsburg.
Die Treffen, es gibt auch eines in jedem Herbst, werfen Schlaglichter auf die Kirchenspitze und die Lage der Kirche. Seit Jahren sind es Krisentreffen. Auch in Augsburg werden sich die 61 teilnehmenden Bischofskonferenz-Mitglieder – unter ihnen Kardinäle und Erzbischöfe – mit schwierigen Themen befassen. Auf der Tagesordnung steht die im November vorgestellte Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung. Eines ihrer Ergebnisse war, dass sich nur vier Prozent der befragten katholischen Kirchenmitglieder gläubig und der Kirche eng verbunden nannten. Angesichts solcher Ergebnisse verwundert es, dass die Bischöfe unter Leitung ihres Limburger Mitbruders und Vorsitzenden Georg Bätzing hierzu Monate später nun "eine erste Sondierung" in einem "Studienhalbtag" durchführen wollen.
Die Bischöfe tagen im Haus Sankt Ulrich unter Ausschluss der Öffentlichkeit
Zumal vor kurzem bekannt wurde, dass die Zahl der Kirchenaustritte im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen im Jahr 2023 nach dem Höchstwert von 2022 nach wie vor auf hohem Niveau liegt. Ein Befund, den die entsprechenden Austrittszahlen für die Stadt Augsburg bestätigen. Unter den anderen Themen: "Überlegungen" zum umstrittenen Reformprozess "Synodaler Weg", die Weltsynode in Rom sowie die "Zukunft der Demokratie im Wahljahr 2024". Es sind Themen, die Aufregerpotenzial haben. Seit Monaten zum Beispiel wird kontrovers über den Umgang mit AfD-Mitgliedern in der Kirche diskutiert.
Getagt wird, wie stets unter Ausschluss der Öffentlichkeit, im Haus Sankt Ulrich im Zentrum Augsburgs. Interessierte werden die Bischöfe hauptsächlich in den täglichen Gottesdiensten sehen können. Am Mittwoch ab 7.30 Uhr etwa predigt in der Basilika Sankt Ulrich und Afra der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki.
Bertram Meier über Bischofskonferenz: "Ich hoffe, dass wir einander gut zuhören"
Begleitet wird das Großereignis von katholischen Reformgruppen. Christian Weisner von "Wir sind Kirche" kündigte im Gespräch mit unserer Redaktion eine Mahnwache verschiedener Reformkräfte zum Eröffnungsgottesdienst am Montagabend vor dem Dom an. Seine Botschaft an den gastgebenden Augsburger Bischof Bertram Meier: "Ich hoffe, dass er seine Mitbrüder auf einen wirklich synodalen Weg bringt." Meier spiele aufgrund seiner langjährigen Tätigkeit am vatikanischen Staatssekretariat eine nicht unwichtige Rolle in der Vermittlung zwischen Rom und der Kirche in Deutschland, was die Umsetzung von Reformen betreffe.
Erst am 9. Februar empfing Papst Franziskus den Augsburger Bischof zu einer Privataudienz. Ob es dabei auch um eine mögliche "Karriere" Meiers im Vatikan ging? Es wird viel gemunkelt in Kirchenkreisen. Meier jedenfalls sagte unserer Redaktion, er freue sich, dass die Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz nach 23 Jahren wieder in Augsburg zu Gast sei. Umso mehr, weil dies ins Festjahr zu Ehren des Heiligen Ulrich unter dem Leitwort "Mit dem Ohr des Herzens" falle: "Ich hoffe, dass wir in diesem Geist zusammenkommen, einander gut zuhören, in der steten Bereitschaft, auch in scheinbar gegensätzlichen Positionen den Spuren Jesu Christi zu folgen."
Das Feld dafür ist bereitet: Alle 61 Teilnehmer der Vollversammlung werden im Tagungshaus Sankt Ulrich auch übernachten. Ihre Zimmer seien, so ein Bistumssprecher, zwischen elf und 15 Quadratmeter groß, mit Fernseher, aber ohne Kühlschrank. Verköstigt würden sie mit "Hausmannskost". So gebe es am Eröffnungsabend ein bayerisches Büfett, "bei dem auch eine Schweinshaxe nicht fehlt". Er ergänzte, dass die Fahrer der Bischöfe mehr von Augsburg mitbekämen. Für sie habe das Bistum ein Sightseeing-Programm zusammengestellt, das neben einer Stadt- und einer Domführung auch eine Führung durch die Brauerei Riegele vorsehe.