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Kirche: Grüne fordern "dauerhaften Rückzug" von Lorenz Wolf

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Grüne fordern "dauerhaften Rückzug" von Lorenz Wolf

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    Prälat Lorenz Wolf lässt derzeit unter anderem sein Amt als BR-Rundfunkratsvorsitzender ruhen.
    Prälat Lorenz Wolf lässt derzeit unter anderem sein Amt als BR-Rundfunkratsvorsitzender ruhen. Foto: Felix Hörhager, dpa

    Die bayerischen Grünen haben ihre Rücktrittsforderungen an Prälat Lorenz Wolf nochmals mit deutlichen Worten bekräftigt. In einem Brief an den katholischen Kirchenmann fordern die Grünen-Fraktionsvorsitzenden Katharina Schulze und Ludwig Hartmann ihn zum sofortigen Rücktritt von allen seinen öffentlichen Ämtern und Mandaten auf.

    In dem Schreiben, das das Datum 10. Februar trägt und das ihm mit der Post geschickt worden sei, heißt es unter anderem: "In Anbetracht Ihrer einflussreichen Stellung innerhalb der Diözesanverwaltung und der Vielzahl und Schwere der Ihnen zur Last gelegten Vorwürfe, erachten wir es als zwingend notwendig, dass Sie umgehend und vollumfänglich persönliche Konsequenzen ziehen."

    Schulze und Hartmann bedauerten es, wie es weiter in dem Schreiben heißt, dass Wolf "als einziger der noch lebenden Bistumsverantwortlichen bislang keine inhaltliche Stellungnahme" zu dem gegen ihn erhobenen "(Anfangs-)Verdacht" abgegeben habe. Auch eine von ihm verlesene öffentliche Stellungnahme in eigener Sache im Rahmen der BR-Rundfunkratssitzung am 3. Februar habe nicht auf eine "Sacheinlassung oder inhaltliche Erwiderung" abgezielt, so die Grünen-Spitze.

    Wolf hatte in einer Rundfunkratssitzung ein Statement abgegeben

    Lorenz Wolf, bislang Leiter des Kirchengerichts der Erzdiözese München und Freising und einer der einflussreichsten Kleriker Bayerns, war im am 20. Januar vorgestellten Missbrauchsgutachten der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl vorgeworfen worden, sich mehrfach "kritikwürdig" im Umgang mit Missbrauchsfällen verhalten zu haben. Er selbst wies das in der Rundfunkratssitzung zurück und sprach von „gutachterlichen Verdächtigungen“.

    Zugleich erklärte Wolf, den Rundfunkratsvorsitz weiter ruhen zu lassen und nicht für die Wahl in den Verwaltungsrat des öffentlich-rechtlichen Senders zur Verfügung zu stehen. Zudem sagte er, dass auch er Schuld auf sich geladen habe: "Immer, wenn ich mich nicht nachhaltig genug an die Seite der Opfer gestellt habe; immer dann, wenn ich die Situation falsch eingeschätzt habe, zu kurz angebunden war, den Ton nicht getroffen habe oder Hilferufe nicht gehört habe.“

    Grünen-Fraktionschef Hartmann: "Wenn er echte Verantwortung übernehmen will, dann muss er von all seinen Ämtern zurücktreten"

    Vor allem der FDP- und der Grünen-Landtagsfraktion genügte und genügt das jedoch nicht. Der Fraktionsvorsitzende der CSU, Thomas Kreuzer, der selbst Mitglied im BR-Rundfunkrat ist, hatte dagegen gesagt, dass Wolf – indem er den Vorsitz in dem Gremium ruhen lasse – Schaden von diesem Amt und vom Bayerischen Rundfunk insgesamt abgewendet habe.

    Der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag, Ludwig Hartmann, kritisiert Prälat Lorenz Wolf mit deutlichen Worten.
    Der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag, Ludwig Hartmann, kritisiert Prälat Lorenz Wolf mit deutlichen Worten. Foto: Marcus Merk

    Grünen-Fraktionschef Ludwig Hartmann lässt sich nun am Donnerstag mit den Worten zitieren: "Dass Prälat Wolf als einer der Hauptgenannten im aktuellen Gutachten seine Ämter einfach nur ruhen lassen will, ist und bleibt zu wenig. Wenn er echte Verantwortung übernehmen will, dann muss er von all seinen Ämtern zurücktreten, und zwar sofort und dauerhaft.“

    Er könne nur den Kopf darüber schütteln, dass Wolf die Legitimität des Gutachtens immer noch infrage stelle, so Hartmann. "Herr Wolf muss sich jetzt wirklich dringend öffentlich zu den Vorwürfen äußern, dass er seine Pflichten verletzt hat." Seine langatmige Ausführung bei der letzten BR-Rundfunkratssitzung habe zumindest nicht dazu beigetragen, die schwerwiegenden Vorwürfe auszuräumen.

    Für den Münchner Erzbischof Reinhard Kardinal Marx ist das im Auftrag seines Erzbistums erstellte unabhängige Missbrauchsgutachten ein tiefer Einschnitt für die Kirche.
    Für den Münchner Erzbischof Reinhard Kardinal Marx ist das im Auftrag seines Erzbistums erstellte unabhängige Missbrauchsgutachten ein tiefer Einschnitt für die Kirche. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Vor etwas mehr als einer Woche hatte ein Sprecher des Erzbistums München und Freising unserer Redaktion auf Anfrage bestätigt, dass Wolf auch sein Amt als Leiter des Katholischen Büro Bayern – eine Verbindungsstelle der katholischen Kirche unter anderem zur Staatsregierung – ruhen lasse. Darüber hatte öffentlich noch Unklarheit geherrscht, obwohl zuvor der Münchner Erzbischof Reinhard Kardinal Marx gesagt hatte, Wolf lasse alle seine Ämter und Aufgaben ruhen.

    Die Grünen sehen, so schreiben sie in ihrem Brief an Prälat Lorenz Wolf, "keine gemeinsame Grundlage für eine weiterhin funktionierende und vertrauensvolle Zusammenarbeit" mit ihm – weder mit ihm als Leiter des Katholischen Büro Bayern noch im Beirat der Akademie für Politische Bildung Tutzing, im Stiftungsrat der Kirchlichen Stiftung Katholische Bildungsstätten für Sozialberufe in Bayern, im Kuratorium der Hochschule für Philosophie, München, im Landesplanungsbeirat des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie, im Stiftungskuratorium der Stiftung Medienpädagogik Bayern sowie im Vorstand der Stiftung Obdachlosenhilfe Bayern.

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