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Religion: Weihnachtliche Friedensbotschaft der Kirchen gegen den Krieg

Religion

Weihnachtliche Friedensbotschaft der Kirchen gegen den Krieg

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    Rudolf Voderholzer, Bischof von Regensburg, spricht während eines Gottesdienstes.
    Rudolf Voderholzer, Bischof von Regensburg, spricht während eines Gottesdienstes. Foto: Armin Weigel, dpa (Archivbild)

    Vertreter der beiden christlichen Kirchen in Bayern haben an Heiligabend zu Frieden und Dialog aufgerufen. Sie verurteilten Krieg und Gewalt, verwiesen aber auch auf ein Recht der Ukraine, sich gegen die russischen Angriffe zu verteidigen. Nach zwei Corona-Jahren strömten die Gläubigen wie vor der Pandemie in die Gotteshäuser, vielerorts waren die Kirchen voll.

    Der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm warnte am Sonntag in der fast voll besetzten Münchner Matthäus-Kirche, Militärlogik dürfe nicht alles bestimmen. "Wir alle beklagen das Leid, das die illegale und verwerfliche Invasion der Ukraine durch die russische Armee über die Menschen dort bringt. Und wir verurteilen den Terror, der mit der Bombardierung der ukrainischen Infrastruktur für die Bevölkerung dort verbunden ist", sagte Bedford-Strohm. "Aber das darf nicht den kompletten Beziehungsabbruch bedeuten. Es kann nicht sein, dass die Militärlogik alles bestimmt."

    Er rief insgesamt zu mehr Dialog auf - in gesellschaftlichen Auseinandersetzungen und in der Weltpolitik. "Wie sonst als durch Kommunikation, durch Gespräche, durch Begegnung soll die Liebe, der Respekt, die Einsicht, die Umkehr überhaupt eine Chance haben?"

    Münchner Erzbischof Marx: Krieg darf nicht das letzte Wort behalten

    Der Erzbischof von München und Freising, Reinhard Marx, sagte laut Redemanuskript an Heiligabend im Münchner Liebfrauendom, zwar gebe es wie jetzt in der Ukraine eine gerechtfertigte Verteidigung, sogar mit Waffen. Der Krieg dürfe aber nicht das letzte Wort behalten. "Jede Kriegsrhetorik, die die Opfer auf allen Seiten relativiert, widerspricht der weihnachtlichen Botschaft." Er sehe, wie die Spirale der Gewalt sich weiter fortsetze, sagte der Kardinal.

    Der Würzburger Bischof, Franz Jung, bezeichnete Weihnachten als Hoffnungsbotschaft gerade in den aktuellen Kriegs- und Krisenzeiten. "Einmal mehr wird uns nach der Erfahrung der Pandemie bewusst, dass es in der globalen Welt keine regionalen Konflikte mehr gibt", sagte Jung laut Redemanuskript in der Christmette. "Ein Krieg an einem Ort dieser Welt, mag er auch fern von uns scheinen, berührt uns unmittelbar." Die Folgen erreichten die ganze Menschheit, mit fehlenden Weizenlieferungen nach Afrika, mit Energieknappheit in Europa und mit der Unterbrechung der Lieferketten weltweit. "Der ferne Krieg ist uns näher als uns lieb sein kann."

    Der Bamberger Weihbischof Herwig Gössl sagte am ersten Weihnachtsfeiertag, Frieden sei die große Sehnsucht dieser Tage. Frieden komme aber nicht automatisch allein durch die Ächtung von Krieg, durch das Schweigen der Waffen oder einen Friedensschluss. "Friede wächst vielmehr aus der inneren Zufriedenheit der Menschen, aus einer Haltung der Dankbarkeit, der Genügsamkeit und der Demut. Wer immer mehr haben und sein will als die anderen, der wird nie zu einem friedlichen Menschen", sagte Gössl laut Redetext im voll besetzten Bamberger Dom. Nach dem Rücktritt des langjährigen Erzbischofs Ludwig Schick liegt die Leitung des Erzbistums bei Gössl.

    Auch außerhalb des Freistaates bestimmte der Krieg in der Ukraine die Predigten. Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Annette Kurschus, sagte, die Weihnachtsbotschaft vom Frieden sei selten so nötig gewesen wie jetzt. "Keine Waffe wird den Frieden schaffen", sagte sie an Heiligabend im "Morgenecho" auf WDR 5. Gesprächskanäle dürften nicht zugeschüttet werden. Die Ukraine mit Waffen gegen den russischen Angriff zu unterstützen sei aber richtig. "Du sollst nicht töten" bedeute auch, man dürfe nicht zusehen, wie unschuldige und wehrlose Menschen mitten in Europa getötet werden.

    Vorsitzender der Bischofskonferenz Bätzing fordert Friedensinitiativen

    Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, mahnte Friedensinitiativen im Ukraine-Krieg an. "Auch wenn die Unterstützung des völkerrechtswidrig überfallenen Landes durch alle benötigten Güter weitergehen muss, braucht es gleichzeitig jetzt schon Friedensinitiativen", sagte Bätzing nach vorab verbreitetem Redetext am Sonntag im Limburger Dom. "Denn wie soll es sonst weitergehen, wenn hoffentlich bald endlich die Waffen schweigen?" Der Krieg und die brutalen Menschenrechtsverletzungen säten Hass, der vermutlich über Generationen hinweg Gewalt provoziere. Deshalb müsse man sich fragen, wie die Saat des Friedens ausgestreut werden könne. Zuvor hatte Bätzing aufgerufen, den eigenen Wohlstand mit Flüchtlingen und anderen Hilfsbedürftigen zu teilen.

    In München forderten Vertreter der katholischen und evangelischen Kirche bei einem ökumenischen Gottesdienst in der Bahnhofsmission zur Solidarität mit Heimatlosen und Geflüchteten auf. "Lasst uns an diesem Weihnachten 2022 überall einander die Hand reichen", sagte der evangelische Regionalbischof Christian Kopp. "Damit Friede wird auf der Erde. In unseren Häusern und Familien. In unseren Städten. Und am liebsten auf der ganzen Welt."

    Geburt Jesu als "Zeitenwende schlechthin"

    Der katholische Weihbischof Wolfgang Bischof sagte, eine Zeitenwende hätten in diesem Jahr viele erleben müssen, häufig nicht nur durch die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Russland und der Ukraine. Aber an Heiligabend sei einer "Zeitenwende schlechthin" zu gedenken: der Geburt Jesu. "Heute hätten Maria und Josef vielleicht auch solche grauen Plastikreisebeutel dabei und wären vielleicht mit der Bahn unterwegs. Damals das wenige Gepäck auf dem Esel."

    Kopp sagte, gerade der Bahnhof sei dieses Jahr erneut ein wichtiger Ort für Menschen ohne Heimat geworden, denen der Krieg in der Ukraine ihr Zuhause nahm. "Sie standen hier auf den Bahnsteigen mit ihrem Hab und Gut. Mit großen Taschen. Und viele Münchnerinnen und Münchner haben ihr Herz und ihre Häuser geöffnet. Gott sei Dank." (dpa)

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