Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Kirche: Ein Krumbacher leitet den deutschen Friedhof in Rom

Kirche

Ein Krumbacher leitet den deutschen Friedhof in Rom

    • |
    Der schwäbische Priester Konrad Bestle ist seit ein paar Wochen neuer Rektor am Campo Santo Teutonico direkt neben dem Petersdom.
    Der schwäbische Priester Konrad Bestle ist seit ein paar Wochen neuer Rektor am Campo Santo Teutonico direkt neben dem Petersdom. Foto: Deutsche Bischofskonferenz, dpa

    Der Campo Santo Teutonico befindet sich in Sichtweite zum Petersdom. Es ist ein Ort, an dem man gewissermaßen die Ruhe im Auge des Sturms erleben kann. Obwohl zentral gelegen und über den Petersplatz gut erreichbar, wird der Deutsche Friedhof von wenigen aufgesucht. Denn nur deutschsprachige Rom-Besucherinnen und Wallfahrer haben Zutritt zu diesem einmaligen Gebilde aus Friedhof, Erzbruderschaft und Priesterkolleg. Alle anderen müssen draußen bleiben, sie werden von den Schweizergardisten nicht eingelassen.

    Seit einigen Wochen hat der Campo Santo einen neuen Rektor. Dazu wurde Konrad Bestle aus Krumbach im Kreis Günzburg in einem langwierigen Verfahren bestimmt. Bestle folgt dem Südbadener Hans-Peter Fischer nach, der die Institution von 2010 an über zwei Amtszeiten hinweg leitete und als Richter an das päpstliche Gericht Rota berufen wurde.

    Der alte, geschichtsträchtige Friedhof ist eingewachsen wie ein italienischer Garten.
    Der alte, geschichtsträchtige Friedhof ist eingewachsen wie ein italienischer Garten. Foto: Uli Fricker

    Deutschsprachige Pilger, die in Rom starben, werden seit den Zeiten Karls des Großen hier beigesetzt

    Bestle, der an diesem Mittwoch 39 Jahre alt wird, hatte schon einige Erfahrung in Rom gesammelt. Er wirkte als Seelsorger an der deutschsprachigen Kirche Santa Maria dell’Anima und ist mit dem römischen Leben inzwischen bestens vertraut. Den Kindern an der deutschsprachigen Schule etwa erteilte er Religionsunterricht und gewann damit auch Einblick in den Alltag der Deutschen, die in der italienischen Hauptstadt leben. Immer wieder wird er zu Taufen gebeten.

    Bestle empfängt seine Besucher im Zentrum des Campo – dem quadratischen Innenhof, der seit mehr als einem Jahrtausend als Friedhof genutzt wird und nicht zum Vatikanstaat gehört. Deutschsprachige Pilger, die in Rom starben, werden seit den Zeiten Karls des Großen hier beigesetzt. Dieses Recht ist verbrieft. Heute gehört das Gelände der Erzbruderschaft zur Schmerzhaften Muttergottes. Im 19. Jahrhundert wurde in den Gebäuden, die um das Gräberfeld entstanden, ein Priesterkolleg gegründet.

    Der Friedhof wird von einfachen Grabmalen beherrscht, die an einen bayerischen Dorffriedhof erinnern. Die meisten Platten sind von dichtem Efeu überwuchert, Palmen ragen in die Höhe. Der Eindruck, den jeder Besucher hat, der dieses Geviert betritt: Man gelangt vom Gedränge am Petersplatz in eine Oase der Ruhe. Wie auf Knopfdruck wird es still.

    Bestle soll die umfassende Sanierung des Komplexes auf den Weg bringen

    Konrad Bestle hat einen frischen Gesichtsausdruck, ein drahtiger Seelsorger mit großer Aufgabe. Die Deutsche Bischofskonferenz vertraute ihm das Amt an. Der Augsburger Bischof Bertram Meier ist deren Beauftragter für den Campo Santo, so lag es nahe, dass er auf einen Geistlichen aus seiner Diözese zurückgreift. Bestle wurde 2011 im Augsburger Dom zum Priester geweiht und war danach unter anderem Kaplan in Marktoberdorf und Memmingen.

    Nun soll er die umfassende Sanierung des Komplexes auf den Weg bringen und den Ort "jung und lebendig" halten, wie es der Camerlengo der Erzbruderschaft formulierte. Bischof Meier erklärte: "Die Chance der Kirche in Deutschland, so nah am Grab des Apostelfürsten Petrus aktiv zu werden, sehe ich auch als Verpflichtung, dieses spirituell, pastoral und kulturell kostbare Potenzial zu nützen und wechselseitig Brücken zu bauen zwischen Römern und Germanen." Die Erwartungen und Herausforderungen sind also hoch. Um den Friedhofsgarten erhebt sich ein verschachteltes Konglomerat aus einer Kirche, einem Hörsaal, aus Schlafräumen für die Seminaristen, Wirtschaftsräumen und Speisesaal. Hier eine Treppe, dort eine Terrasse mit Ausblick auf die Sakristei des Petersdoms. Alles wirkt stark in die Jahre gekommen, vor allem die Haustechnik. "Eine Renovation ist dringend notwendig", sagt Bestle.

    Selbst deutsche Minister genehmigen sich gerne einen Abstecher auf den Campo Santo

    Die Mittel dafür stehen bereit. Vom Auswärtigen Amt sind 16 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Die deutschen Bischöfe haben signalisiert, dass sie sich ebenfalls beteiligen werden. Schließlich gilt der Campo Santo Teutonico – wie das Goethe-Haus (Casa Goethe) – als Teil deutscher Kultur im Ausland. Es fehlt nur noch ein Sanierungsplan, der für alle Beteiligten konsensfähig ist. Bestle sieht seine Aufgabe als ehrenvoll an. Unter seinen Vorgängern befand sich zum Beispiel der 1917 gestorbene Prälat Anton de Waal, ein Archäologe, der zu den ersten Erforschern der römischen Katakomben zählt. Im Laufe der Jahre machten sie aus einem unscheinbaren Campus einen Treffpunkt für viele Deutsche in Rom. Selbst deutsche Minister oder der Bundeskanzler genehmigen sich gerne einen Abstecher auf den Campo Santo, wenn sie eine Dienstreise in die Stadt führt. 

    Einzig die Mutter von Konrad Bestle war von der Berufung ihres Sohnes in die Ewige Stadt nicht richtig überzeugt. "Bua, komm wieder heim" – das habe sie ihm mit auf den Weg gegeben, als er nach Rom gezogen sei, erzählt er.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden