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Kirche: Der erzkonservative Flügel der katholischen Kirche feiert seine Bekenntnisse

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Der erzkonservative Flügel der katholischen Kirche feiert seine Bekenntnisse

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    Auch Erzbischof Georg Gänswein spricht im Rahmen der Jubiläumsfeier der katholischen Zeitung "Die Tagespost" in Würzburg.
    Auch Erzbischof Georg Gänswein spricht im Rahmen der Jubiläumsfeier der katholischen Zeitung "Die Tagespost" in Würzburg. Foto: Daniel Karmann, dpa

    Mehr Kontrast ist kaum vorstellbar: draußen das Straßenmusikfestival Stramu mit lautem Gewusel, drinnen leises Gebet beim Rosenkranz. Das in Würzburg erscheinende katholische Wochenblatt "Die Tagespost" feiert 75-jähriges Bestehen und hat zum Festgottesdienst ins Neumünster geladen. Während die Gäste eintrudeln und die letzten Lücken auf den Bänken besetzen, erklingt weiterhin ein "Ave Maria" nach dem anderen. Dann eine Wolke Weihrauch. Die Orgel braust auf und aus dem Nebel schälen sich die Zelebranten – vier Bischöfe, von denen drei zu den prominentesten Vertretern des konservativen Flügels zählen: Rudolf Voderholzer aus Regensburg, Gegner der Frauenordination und der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare. Dann: Kardinal Rainer Und schließlich Erzbischof Georg Gänswein, der Charismatiker, langjähriger Sekretär von Benedikt XVI. Auch er gilt als erzkonservativ. 

    Nach der Predigt brandet Applaus auf

    Das Neumünster ist voll. In seiner Predigt würdigt Woelki die Arbeit der "Tagespost", die sich über die Jahrzehnte und angesichts einer zunehmenden Säkularisierung "den Blick des Glaubens auf die Dinge" bewahrt habe. Woelki sieht die "Offenbarung" als einzige authentische Wurzel menschlicher Errungenschaften wie Würde oder Hilfsbereitschaft. Die "neuzeitliche Kultur" behaupte nur, auf diesen Werten zu beruhen. "In Wahrheit sind diese Werte an eine Offenbarung gebunden", sagt er in Ablehnung einer "allgemeinen Vernunftordnung". Deshalb auch sollten Christen "hellhörig" denen gegenüber sein, die sich "nicht zu Gott bekennen" wollen. Eher ungewöhnlich: Die Gemeinde honoriert die Predigt mit spontanem Applaus.

    Anschließend geht es zum Festakt hinüber ins Tagungszentrum CCW. Zur Begrüßung im Franconia-Saal des CCW werden Woelki, Gänswein und Voderholzer bejubelt wie Popstars. Erster Programmpunkt ist ein Podiumsgespräch. Thema: "Frau in der Kirche". "Das langweiligste Thema, das es gibt", sagt Moderatorin Sophia Kuby und erntet Applaus. Frauen, die meinten, sie seien in der Kirche nicht anerkannt, solange sie nicht Priester werden könnten, reduzierten das Priesteramt auf eine Machtposition. Kuby ist Gründerin der Nichtregierungsorganisation European Dignity Watch, die sich gegen Abtreibung richtet, und arbeitet heute für die rechtsgerichtete christliche US-Organisation Alliance Defending Freedom International. Es sprechen: Milena Marton, Mutter von fünf Kindern, Schwester Anna Mirjiam Kaschner, Generalsekretärin der Nordischen Bischofskonferenz und Kritikerin des deutschen Reformprozesses Synodaler Weg, sowie Simone Weinmann-Mang, Leiterin eines Familienunternehmens. Reformbedarf in Fragen der Gleichberechtigung in der Kirche sehen die Frauen nicht.

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