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Kirche: Augsburger Bischof Bertram Meier: "Das Klima ist rauer geworden"

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Augsburger Bischof Bertram Meier: "Das Klima ist rauer geworden"

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    Der Augsburger Bischof Bertram Meier sagt: "Jeder Provinzialismus des Glaubens, Denkens und Handelns ist fehl am Platz."
    Der Augsburger Bischof Bertram Meier sagt: "Jeder Provinzialismus des Glaubens, Denkens und Handelns ist fehl am Platz." Foto: Annette Zoepf (Archivbild)

    Der Augsburger Bischof Bertram Meier sorgt sich um die Einheit in Kirche und Gesellschaft. In seinem Hirtenwort zur Fastenzeit, das an diesem Wochenende in allen Gottesdiensten der Diözese verlesen wird, stellt er fest, dass die Einheit bröckele – in Deutschland, Europa, der Welt sowie unter den Konfessionen und in der Kirche selbst. "Der Stil der Auseinandersetzungen wird härter, Demonstrationen und Streiks nehmen zu", so der katholische Geistliche, der auch damit explizit die Kirche anspricht.

    Vor kurzem besuchte Bischof Meier die Kemptener Klosterkirche St. Anton. Dort tauschte er sich mit vielen Gläubigen aus.
    Vor kurzem besuchte Bischof Meier die Kemptener Klosterkirche St. Anton. Dort tauschte er sich mit vielen Gläubigen aus. Foto: Ralf Lienert

    Diese ringt unverändert um einen Kurs in die Zukunft – vor allem angesichts des Missbrauchsskandals. So brachte der Reformprozess "Synodaler Weg", dessen fünfte und letzte Synodalversammlung am 9. März in Frankfurt am Main beginnt, Befürchtungen mit sich, die Kirche könne sich spalten. Deutsche Bischöfe stritten auf offener Bühne. "Das Klima ist rauer geworden, die Atmosphäre wirkt angespannt, die Aufrüstung der Worte wächst", stellt Bischof Meier fest.

    Bertram Meier ruft die Kirchenmitglieder seines Bistums im Hirtenwort zum geschwisterlichen Miteinander auf

    Er selbst wurde zuletzt kritisiert, nachdem er mit vier anderen (Erz-)Bischöfen per Brief nach Rom den Vatikan zu einer eindeutigen Positionierung gebracht hatte. Und die löste Entsetzen bei reformorientierten Katholikinnen und Katholiken aus. Die unmissverständliche Antwort lautete: Weder der Synodale Weg noch eine Bischofskonferenz hätten die Kompetenz, einen "Synodalen Rat" auf nationaler, diözesaner oder pfarrlicher Ebene einzurichten. Dieses Gremium, ein Kernstück des deutschen Reformprozesses, sollte aus Bischöfen und Laien bestehen und ein überdiözesanes "Beratungs- und Beschlussorgan" sein.

    Mit Blick auf die bröckelnde Einheit in der Gesellschaft, ruft Meier in seinem Hirtenwort die knapp 1,3 Millionen Kirchenmitglieder seines Bistums zu einem geschwisterlichen Miteinander auf. Der Rückzug ins Private sei keine Lösung. "Begeben wir uns als Brüder und Schwestern in eine große Solidargemeinschaft, um miteinander für die Schöpfung – das gemeinsame Haus, das uns Gott anvertraut hat – zu sorgen." Der Augsburger Bischof hat dabei besonders das Große und Ganze im Blick: "Jeder Provinzialismus des Glaubens, Denkens und Handelns ist fehl am Platz. Wir sind global vernetzt", betont er und zieht daraus den Schluss: "Alle tragen Verantwortung für das Schicksal aller." So müssten wir "zugeben, dass wir am Klimawandel und den damit verbundenen Krisen mitschuldig sind. Wenn wir unsere Mitgeschöpfe nicht geschwisterlich behandeln, brauchen wir uns nicht zu wundern, dass sich jetzt die Schöpfung an uns rächt". Sein Appell: "Kommunizieren wir weniger in geschlossenen Kreisen mit unseren 'Lieblingsmenschen'; weiten wir unseren Horizont, indem wir Impulse aus anderen Ländern und Kulturen an uns heranlassen und aufgreifen!"

    Das Erste zeigt an diesem Sonntag den Gottesdienst zur Eröffnung der diesjährigen Misereor-Aktion aus dem Augsburger Dom

    Bertram Meier weist in seinem Hirtenwort ebenfalls auf den Start der Misereor-Aktion an diesem Sonntag in Augsburg für ganz Deutschland hin. Misereor – das Bischöfliche Hilfswerk, das sich in Asien, Afrika, Ozeanien und Lateinamerika für arme Menschen einsetzt – sei "nicht nur eine Kampagne, sondern auch ein Programm". Es gehe um nichts weniger als um die Erde: "Tun wir das Unsrige, damit daraus keine Müllhalde wird."

    Misereor eröffnet an diesem Sonntag um 10 Uhr mit einem festlichen Gottesdienst im Augsburger Dom seine diesjährige Fastenaktion unter dem Leitgedanken "Frau. Macht. Veränderung". Frauen seien "Motoren und Inspiratorinnen sozialer und ökologischer Veränderung, die unsere Welt dringend braucht", sagte Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel. Der Gottesdienst wird am Sonntag von 10 Uhr bis 11 Uhr im Ersten übertragen.

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