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Kettensägen-Prozess: Urteil gegen Jens Lehmann gefallen

Urteil

135.000 Euro: Torwart-Legende Jens Lehmann zu saftiger Geldstrafe verurteilt

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    Dem ehemaligen Fußball-Nationaltorwart Jens Lehmann wurde vorgeworfen, einen Dachbalken in der Garage seines Nachbarn angesägt zu haben.
    Dem ehemaligen Fußball-Nationaltorwart Jens Lehmann wurde vorgeworfen, einen Dachbalken in der Garage seines Nachbarn angesägt zu haben. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Die Woche hat schon ziemlich mies angefangen für Jens Lehmann und das Ende war nicht viel besser. In der Nacht zum Montag zogen Polizisten den ehemaligen Fußball-Nationaltorwart in München aus dem Verkehr. Er soll auf dem Oktoberfest zu tief in den Maßkrug geschaut haben, der Führerschein ist jetzt erst einmal weg. Am Freitag musste der 55-Jährige vor Gericht erscheinen. Berufungsverhandlung wegen alter Geschichten, die Lehmann schon jede Menge unrühmlicher Schlagzeilen eingebracht haben.

    Schauplatz war der Sitzungssaal 101 im Münchener Justizgebäude. Genau dort musste sich im Sommer ein anderer bekannter Fußballer wegen Körperverletzung an seiner früheren Freundin verantworten. Jérôme Boateng kam nach jahrelangem juristischem Tauziehen mit einer milden Strafe davon. Darauf hoffte auch Lehmann und behielt zumindest teilweise recht. Teuer war es trotzdem.

    Lehmann verliert Führerschein auf dem Oktoberfest

    Das Schöffengericht unter Vorsitz von Christoph Oberhauser verurteilte den Ex-Profi zu einer Geldstrafe von 135.000 Euro. Präziser gesagt: Die Strafe beträgt 150 Tagessätze zu 900 Euro. Damit ahndete das Gericht, dass Lehmann seinem Nachbarn im noblen Berg am See den Balken an einer Garage mit einer Kettensäge angesägt hat, außerdem hat der einstige Spitzensportler versucht, sich am Münchner Flughafen zweimal um die Parkgebühren zu drücken. Ein Verfahren wegen Beamtenbeleidigung stellte die 9. Kammer des Landgerichtes ein - auch dafür war Lehmann beim ersten Verfahren am Starnberger Amtsgericht noch verurteilt worden.

    Jens Lehmann und der FC Augsburg

    Kurz vor Weihnachten des vergangenen Jahres war der Ex-Profi, der sich inzwischen mit wechselndem Erfolg als TV-Experte und Trainer verdingt - das letzte Engagement als Trainerassistent beim FC Augsburg liegt allerdings schon sechs Jahre zurück - zu saftigen 420.000 Euro verurteilt worden. Lehmann hatte sich damals buchstäblich um Kopf und Kragen geredet, indem er an zwei Verhandlungstagen trotz einer sehr klaren Beweislage die Vorwürfe kleinredete, bestritt und sich alles andere als einsichtig zeigte. Weder Zeugenaussagen noch Video-Aufnahmen bewegten ihn zum Einlenken. Gegen das Urteil legten sowohl er als auch die Staatsanwaltschaft Berufung ein.

    In München nun präsentierte der frühere Torwart nicht nur einen neuen Anwalt, sondern auch eine geänderte Defensivstrategie. Er schwieg weitestgehend. Schon im Vorfeld hatte es ein Verständigungsgespräch zwischen Gericht, Staatsanwaltschaft und Verteidigung gegeben, das den Weg zum Urteil ebnete und das Verfahren erheblich abkürzte. Ohne ein Geständnis abzulegen, akzeptierte Lehmann den Schuldspruch in zwei Punkten. Ab da ging es nur noch um die Höhe der Strafe.

    So viel Geld verdient Jens Lehmann heute

    Dafür wichtig sind die Vermögensverhältnisse des Angeklagten und diese ließ die Justiz eigens von einem Kripo-Beamten durchleuchten. Das Ergebnis: Jens Lehmann hat Einnahmen aus Immobilien, Honoraren und Firmenbeteiligungen. Auf der anderen Seite stehen Zinsen für Kredite, der Unterhalt für seine Frau und das jüngste von drei Kindern. Seine Frau betreibt ein Yogastudio; dort sollen aber nicht mehr als zwei Stunden in der Woche anfallen. Darben muss Lehmann trotzdem nicht, am Ende bleiben ihm offenbar 900 Euro zum Ausgeben zur Verfügung - jeden Tag. Diese Summe nannte er selbst. Die Überprüfung durch die Kripo bestätigte, dass das plausibel sei.

    Anwaltskanzlei des FC Bayern verteidigt Jens Lehmann

    Neben der Geldstrafe kommen auf Lehmann nun auch noch Gerichts- und Anwaltskosten zu. Schon im Zuge des Verfahrens in Starnberg hatte er sich mit seinem Nachbarn verständigt und alte Streitigkeiten beigelegt. In diesem Zuge zahlte Lehmann 60.000 Euro. Die Kanzlei, welche in München seine Verteidigung übernommen hatte, rühmt sich bekannter Mandanten wie Rene Benko, Bernie Ecclestone oder des FC Bayern München. Lehmanns Verteidiger Florian Ufer verteilte nach dem Urteil eine kurze Erklärung, in der die Entscheidung des Landgerichts als „sehr gutes Ergebnis“ gewürdigt wurde. Es sei gelungen, „die Geldstrafe um 70 Prozent zu reduzieren“.

    So reagierte Jens Lehmann auf den Schuldspruch

    Und Jens Lehmann? Der verließ nach dem Urteil gesenkten Hauptes und wortlos den Gerichtssaal. Vielleicht klangen ihm noch die Worte von Staatsanwalt Stefan Kreutzer in den Ohren. Der nämlich hatte darauf hingewiesen, dass Lehmann für die Justiz kein Unbekannter ist. Der frühere Sportler musste bereits Geldstrafen bezahlen wegen Beihilfe zur Unfallflucht und eines Steuervergehens. Die mutmaßliche Trunkenheitsfahrt nach dem Oktoberfest könnte weiteren Ärger mit der Justiz bringen. Das Urteil des Staatsanwaltes über Lehmann: „Er glaubt offensichtlich, dass er über dem Gesetz steht.“

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