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Keller vollgelaufen? Das sollten Betroffene beachten

Hochwasser

Keller vollgelaufen? Das sollten Betroffene beachten

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    In nicht wenigen Kellern in Bayerisch-Schwaben sieht es derzeit so aus.
    In nicht wenigen Kellern in Bayerisch-Schwaben sieht es derzeit so aus. Foto: Julia Geppert

    Das Hochwasser in weiten Teilen Schwabens ist auf dem Rückzug, die Aufräumarbeiten sind in vollem Gange. Nicht wenige Keller in der Region stehen nach wie vor unter Wasser. Für die meisten Betroffenen ist das keine alltägliche Situation, es stellen sich viele Fragen. Die Antworten können überlebenswichtig sein, gefährlich ist die Situation in vollgelaufenen Kellern nämlich schon bei verhältnismäßig geringem Wasserstand. 

    Wenn Wasser in den Keller eingedrungen ist: Sollte ich den Keller überhaupt betreten?

    Grundsätzlich gilt dabei: Sicherheit geht vor. Wenn das Wasser schon im Keller steht oder noch Wasser nachfließt, dann kann man eine Tür oft schon nicht mehr öffnen. Der entstehende Wasserdruck ist auch bei relativ niedrigem Wasserstand lebensgefährlich. "Es gab schon Fälle, bei denen knietiefes Wasser tödlich war", warnt Norbert Gebbeken, Präsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau. Wer das Gleichgewicht in einem solchen Fall verliere, komme nicht so einfach wieder hoch. Ohnehin sei es schon bei zehn Zentimeter Wasserhöhe schwierig, eine Türe überhaupt zu öffnen. In einem solchen Fall sind unbedingt Experten hinzuzuziehen. Etwas anders liegt der Fall bei Kellern, die nicht durch Türen abgegrenzt sind. Steht das Wasser nicht allzu hoch, könnten Betroffene diese betreten, weil kein Wasserdruck gegen Türen vorhanden ist. 

    Spielt es für die Aufräumarbeiten eine Rolle, welches Wasser in meinem Keller ist?

    Grundsätzlich ist zwischen Grundwasser und Abwasser zu unterscheiden. Wer lediglich Grundwasser im Keller stehen hat, kann zumindest in einer Hinsicht aufatmen: Dieses ist weniger verschmutzt und stinkt dementsprechend nicht so stark wie das Abwasser, das Fäkalien enthält. Grundsätzlich sollten Betroffene beim Aufräumen aber Gummihandschuhe tragen. "Ansonsten ist das ungesund, wenn man sich zum Beispiel ins Gesicht fasst", so Gebbeken. Gefährlich ist es auch, wenn Öl im Keller schwimmt. Dieses kann nicht zuletzt poröse Materialien kontaminieren. "In einem solchen Fall ist unbedingt ein Experte heranzuziehen", sagt Gebbeken. Er rät, in Überschwemmungsgebieten grundsätzlich keine Ölheizungen einzubauen. Gasheizungen sind dagegen kein Problem. "Die sind meistens druckdicht." Eine Gefahr kann auch Geröll darstellen, das das Hochwasser von außen heranträgt. "Davon wurden schon Menschen erschlagen."

    Wie pumpe ich das Wasser ab? Und ist das überhaupt sinnvoll?

    Nicht in jedem Fall ist das sofortige Auspumpen die beste Option, wie Gebbeken erläutert. "Wenn in meiner Gegend das Grundwasser hoch steht, herrscht ein extrem großer Druck auf Kelleraußenwände und Bodenplatte." In einem solchen Fall sei es schädlich, das Wasser sofort abzupumpen, weil so der Gegendruck wegfalle. Dann sei auf alle Fälle ein Baufachmann hinzuzuziehen. Wenn das Grundwasser nicht auf Wände oder Bodenplatte drückt, kann man mit Pumpen selber tätig werden. Diese können Betroffene im Baumarkt ausleihen, soweit noch welche zur Verfügung stehen. Dabei bekommt man im Normalfall keine großen Pumpen, denn diese sind der Industrie vorbehalten. Stattdessen ist es möglich, sich mehrere kleine Pumpen gleichzeitig zu kaufen oder zu leihen. Wie schnell der Keller schließlich leer ist, lässt sich laut Gebbeken pauschal nicht sagen. "Das hängt von der Leistungsfähigkeit ab. Wochen dauert das aber nicht." 

    Was mache ich, wenn mein Keller leergepumpt ist?

    Als Erstes sollten alle Naturstoffe entfernt werden. Heißt: Holzverkleidungen oder auch Lebensmittel müssen sofort raus. Denn diese Dinge fangen schnell an zu schimmeln. Danach gilt es, die Luftfeuchte im Keller auf ein Normalmaß zu bringen. Dabei helfen sogenannte Luftfeuchtetrockner, die ebenfalls im Baumarkt auszuleihen sind. Darüber hinaus ist es wichtig, die Fenster zu öffnen. Gebbeken gibt auch noch einen anderen Tipp. So sollte man bei geöffneten Fenstern die Heizung aufdrehen. "Dann haben wir eine höhere Lufttemperatur, wodurch diese mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann. So trocknet der Keller schneller." Um zu überprüfen, ob der Keller trocken genug ist, sind spezielle Messgeräte zu verwenden, die oft mit einem Ampelsystem funktionieren. Steht das System auf Grün, kann das Einräumen von Möbeln und anderen Dingen beginnen. Gebbeken unterstreicht, wie wichtig ein ausreichend getrockneter Keller ist. "Wenn die Wand noch feucht ist und ich wieder etwas dran stelle, dann fängt es direkt wieder an zu schimmeln." Falls ein Hausanschluss oder Zählerschrank unter Wasser stand, muss dieser vor der Wiederinbetriebnahme von einem Experten überprüft werden.

    Professor Norbert Gebbeken ist Präsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau.
    Professor Norbert Gebbeken ist Präsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau. Foto: Tobias Hase

    Wo bringe ich den Schutt hin?

    Den kann man in Bauschuttcontainern entsorgen. Diese können bei Abfallunternehmen geordert werden. Die Kosten hängen dabei in der Regel von der Dauer der Mietzeit ab. Das Unternehmen bringt den Container zum Haus. Wenn die Container gefüllt sind, holt die Firma diese auch wieder ab.

    Was kann ich tun, um meinen Keller auf ein Hochwasser vorzubereiten?

    Wenn die entsprechenden Warnungen eingehen, ist es nicht nur wichtig, beispielsweise mit Sandsäcken ein Eindringen zu verhindern. Auch der Strom im Keller sollte auf alle Fälle abgeschaltet werden, da es ansonsten mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einem Kurzschluss kommt und Lebensgefahr besteht. Auf lange Sicht ist es laut Gebbeken ratsam, druckdichte Fenster und Türen einzubauen. "Eine Alternative ist es auch, die Fenster 20 Zentimeter aufzumauern." Aber auch im Erdgeschoss könne man tätig werden. Beispielsweise mit mobilen Schotten. Dazu werden an der Tür rechts und links Schienen eingebaut, auf denen die Schotten aufgesetzt werden können. "Bei Hochwasser schotten sich diese durch den Wasserdruck selber ab."

    Experten für die Aufräumarbeiten und Instandsetzungsmaßnahmen sind auf der Homepage der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau zu finden.

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