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Kaufbeuren: Martha Goth zog mit 102 Jahren aus dem Altersheim aus: So geht es ihr heute

Kaufbeuren

Martha Goth zog mit 102 Jahren aus dem Altersheim aus: So geht es ihr heute

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    Oma Martha Goth stemmt ihren Alltag (fast) alleine. Besuch bekommt sie oft von ihrem Sohn Günther und dessen Frau Marion.
    Oma Martha Goth stemmt ihren Alltag (fast) alleine. Besuch bekommt sie oft von ihrem Sohn Günther und dessen Frau Marion. Foto: Tobias Schuhwerk

    Es ist nie zu spät für einen Neuanfang! Die 103-jährige Martha Goth ist im Glück, seit sie sich vor gut einem Jahr zu einem ungewöhnlichen Schritt entschloss: Sie zog aus dem Altenheim aus - und stattdessen in eine eigene Zwei-Zimmer-Wohnung in Kaufbeuren-Neugablonz. Ihr Auszug glich einer Filmszene: Zum Abschied winkte sie Pflegern und Bewohnern damals noch einmal zu. Seither genießt sie ihr Leben in ihrer neuen Bleibe. Den Haushalt schmeißt sie (fast) allein. Süppchen kochen, Spiegeleier braten, waschen, bügeln, staubsaugen, Fenster putzen: Oma Martha packt's an.

    103-Jährige aus Kaufbeuren: "Mir geht es wunderbar"

    Nur das Mittagessen bringt das Rote Kreuz. "Mir geht es wunderbar", schwärmt die fitte Seniorin. Ihre Entscheidung bereut sie nicht. "Seit ich wieder alleine wohne, geht es mir viel besser." Im Altenheim sei sie von kranken und dementen Menschen umgeben gewesen. "Ich konnte mich mit Niemandem richtig unterhalten", sagt sie.

    Außerdem habe sie niemand zur Last fallen wollen: "Ich fühl' mich einfach zu jung fürs Altersheim."

    Nur zwischenzeitlich sei die Not groß gewesen: Bei einem Sturz brach sie sich mit 100 Jahren den Oberschenkel und bekam im Krankenhaus eine neue Hüfte (die dritte) eingesetzt. Nach Therapie und Reha war klar: Die vielen Treppen in ihrem Reihenhaus konnte sie nicht mehr bewältigen. Deswegen lebte Oma Martha ein Jahr und drei Monate im Altenheim. Das Heim war auf Dauer aber nichts für sie. Als Glücksfall erwiesen sich Sohn Günter (72) und dessen Frau Marion (77). Sie besorgten Oma Martha (vier Söhne, neun Enkel und zwölf Urenkel) eine Wohnung im Erdgeschoss eines Mehrfamilienhauses, in dem sie selbst wohnen. "Wenn ich etwas brauche, sind die beiden immer für mich da. Außerdem haben wir auch oft unseren Spaß", freut sich Oma Martha.

    Überraschung am Muttertag für Oma Martha

    Am Muttertag fädelte Günter eine Überraschung ein. Die Musikvereinigung Neugablonz spielte der 103-Jährigen in der Mai-Sonne in ihrem Garten gleich mehrere Ständchen. "Am liebsten hätte ich getanzt", sagt Oma Martha, die sich auf den Sommer freut.

    Zu den Höhepunkten zählt für die Kaufbeurerin ein Ausflug auf das Tänzelfest. "Da setz ich mich wie immer am Senioren-Tag auf ein Radler ins Festzelt. Zuerst zur Kaufbeurer Soldatenkameradschaft, in der mein Sohn Günter Vorstand ist und ich Mitglied bin. Anschließend geht es in die Box zu meiner AWO", freut sie sich.

    Wie hält sich die Seniorin Martha Goth aus Kaufbeuren fit?

    Im Alltag setzt Oma Martha dagegen auf Disziplin. Sie steht meist um 6 Uhr auf, kocht Kaffee, holt die Zeitung aus dem Briefkasten - und liest zwei Stunden. "Ich muss wissen, was auf der Welt los ist", sagt die Seniorin, die bis heute keine Brille benötigt. Auf ihrem täglichen Programm stehen ein Spaziergang im Freien (mit Gehhilfe) sowie Kraftübungen für Füße und Beine an einem Pedal-Gerät. "Was zu machen ist, muss gemacht werden", sagt sie. Haltung bewahrt hat sie auch in Krisenzeiten: auf den Schrecken des Zweiten Weltkriegs folgten Vertreibung und Flucht aus dem Sudetenland. Weitere Schicksalsschläge folgten: Ihr Sohn Peter verunglückte tödlich bei einem Unfall 1993 im Alter von 39 Jahren; ihr Mann Max, der als Hausmeister arbeitete, starb mit 66 Jahren.

    Martha kämpfte tapfer weiter. Auch in Zeiten, in denen das Geld knapp war. Dann fädelte sie eben Perlen auf Halsketten ("damals für 46 Pfennige in der Stunde"), arbeitete als Reinigungskraft oder trug die Allgäuer Zeitung aus. Ihr Rezept für ein langes Leben: "Öfters Knoblauch, viel Bewegung und ab und zu ein gutes Glas Wein." Für ihren 104. Geburtstag am 5. August hat sie eine klare Vorstellung. Gefeiert werden soll in verträglicher Dosierung. "Ich will alle sehen", sagt Oma Martha und fügt lachend an: "Aber nicht alle auf einmal."

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