Die bayerischen Grünen haben die Erklärung des Münchner Erzbischofs Reinhard Kardinal Marx zum Gutachten über den Missbrauch von Kindern und Jugendlichen im Erzbistum München und Freising am Donnerstag als unzureichend kritisiert und dringen auf personelle Konsequenzen.
Vor allem der in seiner Rolle als Kirchenrichter in die Kritik geratene Prälat Lorenz Wolf müsse von allen Ämtern und als Vorsitzender des Rundfunkrats des Bayerischen Rundfunks mit sofortiger Wirkung zurücktreten, sagte die religionspolitische Sprecherin der bayerischen Landtags-Grünen, Gabriele Triebel, unserer Redaktion.
Grüne: Prälat Wolf muss von allen Ämtern zurücktreten
„Dass Prälat Wolf seine Ämter ruhen lassen will, ist zu wenig“, betonte die grüne Landtagsabgeordnete. „Er sollte jetzt zurücktreten, und zwar von allen seinen Ämtern und Aufgaben in und außerhalb der Kirche“, forderte sie. „AlsBR-Rundfunkratsvorsitzender ist er genauso wenig länger tragbar wie als Mitglied im Beirat der Akademie für politische Bildung Tutzing“, erklärte die Grünen-Politikerin, die dem Kuratorium der Akademie angehört, weiter. „Ich werde ihn auch noch persönlich zum Rücktritt auffordern“, betonte Triebel.
Die Grüne kritisierte auch den Erzbischof. „Ich bin enttäuscht davon, wie Kardinal Marx aufgetreten ist“, sagte Triebel. „Wieder kommt mir die Opferperspektive zu kurz, wieder wurde er nicht konkret. Und wieder vertagt er sich, wenn er erklärt, dass er in einem Jahr sagen werde, was er dann vorangebracht hat.“
Grüne fordern Kardnial Marx zu mehr Transparenz auf
Zudem forderte die Politikerin weitere Aufklärungsbemühungen des Kardinals: „Marx muss das erste Gutachten, das die Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl im Jahr 2010 erstellte, endlich aus dem Giftschrank holen“, betonte sie. Das Erzbistum München und Freising nahm das Gutachten unter anderem mit dem Hinweis auf datenschutzrechtliche Gründe unter Verschluss.
In dem neuen Missbrauchsgutachten der Kanzlei wird unter anderem dem BR-Rundfunkrat Wolf in seiner Rolle als Kirchenrichter in zwölf Fällen „kritikwürdiges“ Verhalten vorgeworfen. Wolf selbst hat dazu seit der Veröffentlichung des Gutachtens am 20. Januar bislang nicht Stellung genommen.