Die Zielrichtung der Staatsregierung ist klar, doch der rechtliche Spielraum ist offenbar schmal: Noch im April soll der Abschuss von Wölfen in Bayern deutlich einfacher werden, kündigte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) in München an. "Der Wolf ist kurz vor der Rudelbildung", er gehe auch schon auf Höfe oder in Orte, erklärte er: "Wenn der Wolf keine Scheu mehr vor Menschen hat, dann entstehen völlig andere Gefährdungsfragen."
Nicht nur im Alpenraum, auch in der Rhön gebe es zunehmend Sichtungen von Wölfen, warnte Söder: "Wir machen uns große Sorgen." Der Schutz von Menschenleben müsse immer an erster Stelle stehen, aber auch die Weidewirtschaft sei durch Wölfe in Gefahr. Bayern werde deshalb eine Regelung auf den Weg bringen, "die eine drohende Rudelbildung verhindert, den Erhaltungsstatus als gut definiert und die Entnahme dort, wo es nötig ist, erleichtert und beschleunigt".
Juristisch ist eine Lockerung der Wolfsjagd offenbar nicht ganz einfach
Juristisch ist diese Verschärfung offenbar nicht ganz einfach, weshalb der von Söder eigentlich bereits für Dienstag angekündigte Beschluss noch einmal verschoben wurde. Denn der Wolf ist durch EU- und Bundesrecht besonders geschützt. Dieser Schutzstatus sei aber "eigentlich in dieser Form nicht mehr angemessen", findet Söder. Dafür sei die Population der Wölfe längst zu groß und die Auswirkungen der Raubtiere auf Mensch und Naturlandschaft zu gravierend.
"Wir wollen rechtssichere Lösungen, damit die Jäger schnell zuschlagen können", kündigte auch Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) an. Juristisch bewege man sich dabei aber "auf dünnem Eis", räumte er ein. Offenbar soll der Erhalt der Almwirtschaft als ein Argument für den Wolf-Abschuss genutzt werden: Würden die Almen nicht mehr bewirtschaftet, seien viele Tier- und Pflanzenarten dort bedroht, zudem steige die Gefährdung von Menschen etwa durch Lawinen, argumentiert Aiwanger.
Aiwanger: Gefährliche Wildtiere gefährden auch den Tourismus in Bayern
Darüber hinaus sei durch gefährliche Wildtiere aber auch der Tourismus in Gefahr: Nach der tödlichen Attacke eines Bären auf einen Jogger im italienischen Trentino "geht dort doch niemand mehr mit seinen Kindern zum Wandern", befürchtet Aiwanger. Deshalb gelte es jetzt entschlossen zu handeln: Er hoffe sehr, dass Gerichte "dies nicht verhindern."
Söder will zumindest die Kriterien vereinfachen, die einen Wolf zum Abschuss freigeben: Bisher müsse etwa nach einer Attacke auf Weidetiere zunächst DNA des Wolfes gesammelt und dann wochenlang auf ein Ergebnis gewartet werden. Dann werde nach diesem einen Wolf "gefahndet", kritisierte Söder: "Da läuft eine Art Wolf-Aktenzeichen-XY." Dies sei "unpraktisch und wenig realitätsnah."
Ebenfalls gelockert werden soll die Jagd auf Otter in Bayern: "Eine geregelte Entnahme muss zum Schutz der Teichwirtschaft möglich sein", forderte Söder. Gerade in Franken richteten Otter etwa an Karpfenteichen großen Schaden an.
Söder: Vorerst keine Verschärfung im Umgang mit Bären in Bayern notwendig
Keine Veränderungen sind hingegen beim Umgang mit Bären in Bayern geplant – zumindest vorerst: Über die Sichtung einzelner Spuren in Oberbayern hinaus gebe es derzeit "keine weiteren Hinweise auf einen Bären", sagte Söder. Die rechtliche Vorgabe sei zudem jetzt schon klar, ergänzte Aiwanger: Wenn ein Bär in Bayern Menschen gefährde, dann könne er zum Abschuss freigegeben werden.
Die Spuren, von denen Söder sprach, stammen aus den Landkreisen Miesbach und Rosenheim im Grenzgebiet zu Österreich. Dort habe ein Bär am vergangenen Wochenende Trittsiegel im Schnee hinterlassen, wie das Bayerische Landesamt für Umwelt in Augsburg mitteilte. Die Spuren seien ausgewertet und ein Braunbär bestätigt worden, hieß es. Nähere Angaben zu dem Bären seien nicht möglich.
Der letzte Hinweis auf einen Braunbären in Bayern stammt aus dem Sommer 2022. Im Grenzgebiet zwischen Reutte in Tirol, den Landkreisen Garmisch-Partenkirchen und Bad Tölz-Wolfratshausen wurden damals mehrere Hinweise bestätigt. (mit dpa)