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Justiz: Ursula Herrmanns Entführer zieht wieder nach Bayern

Justiz

Ursula Herrmanns Entführer zieht wieder nach Bayern

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    Werner Mazurek könnte das Gefängnis am 7. Juni verlassen. Er war 2010 für die Entführung und Tötung von Ursula Herrmann schuldig gesprochen worden.
    Werner Mazurek könnte das Gefängnis am 7. Juni verlassen. Er war 2010 für die Entführung und Tötung von Ursula Herrmann schuldig gesprochen worden. Foto: Fred Schöllhorn (Archivbild)

    Der rechtskräftig verurteilte Entführer der kleinen Ursula Herrmann vom Ammersee kann nach 15 Jahren das Gefängnis am 7. Juni verlassen. Dies hat das Landgericht Lübeck nach Auskunft von Mazureks Verteidiger Walter Rubach entschieden. Zuvor hatte es am Donnerstag eine gerichtliche Anhörung gegeben. Alle entscheidenden Stellen haben sich für eine vorzeitige Freilassung des zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilten Mazurek ausgesprochen. Es gibt nur noch eine Hürde: Das Datum der Entlassung aus der JVA Lübeck gilt nur, wenn die Augsburger Staatsanwaltschaft auf Rechtsmittel gegen die Entscheidung verzichtet. Da sich die Anklagebehörde aber ebenfalls für eine Freilassung unter bestimmten Bedingungen ausgesprochen hat, ist nicht davon auszugehen, dass sie den Gerichtsbeschluss angreift. Damit wäre der 73 Jahre alte Werner Mazurek am kommenden Mittwoch ein freier Mann

    Herrmann-Entführer Mazurek will nach Oberfranken ziehen

    Wie die Haftentlassung genau vonstattengeht, ist nicht bekannt. Bei Fällen mit einer hohen Öffentlichkeitswirksamkeit machen die Gefängnisse zum Schutz der Betroffenen meist ein Geheimnis daraus. Oft greifen die Justizvollzugsanstalten auch zu Tricks. Dass Mazurek am 7. Juni morgens allein mit einem Koffer vor der Tür steht, ist eher nicht zu erwarten.

    Dafür ist jetzt klar, wie es mit ihm weitergeht, und diese Pläne lassen aufhorchen: Mazurek wird nach seinem langen Knastaufenthalt nach Bayern zurückkehren. Das bestätigt Anwalt Rubach. Recherchen unserer Redaktion haben ergeben, dass er in eine kleine Stadt im Landkreis Hof (Oberfranken) zieht. Dort steht seit längerem eine Wohnung für ihn bereit. Möglich gemacht hat dies ein Unterstützerkreis rund um Gudrun Rödel. Sie hat sich im spektakulären Mordfall Peggy aus Lichtenberg bereits viele Jahre lang für den zu Unrecht verurteilten Ulvi K. eingesetzt. 

    2010 wurde Mazurek von Augsburger Schwurgericht verurteilt

    Auch im Fall Ursula Herrmann glaubt sie nicht an die Schuld des Verurteilten. Daher kümmert sie sich seit Jahren um Werner Mazurek, hat ihn im Gefängnis besucht und ihn bei Freigängen begleitet. Der 73-Jährige bestreitet bis heute, etwas mit Ursula Herrmanns Entführung zu tun zu haben.

    Mazurek hatte viele Jahre in Bayern gelebt. Zunächst am Ammersee, unweit von der Familie Herrmann, später in Franken. Schließlich zog es ihn in den Norden. Bis zu seiner Verhaftung am 27. Mai 2008 lebte er mit seiner damaligen Frau in Kappeln an der Schlei in Schleswig-Holstein. Nun kehrt er also offenbar wieder zurück in den Freistaat. 

    Im März 2010 wurde Mazurek vom Augsburger Schwurgericht wegen erpresserischen Menschenraubs mit Todesfolge zu lebenslanger Haft verurteilt. Nach einem aufwändigen Indizienprozess von mehr als einem Jahr Dauer waren die Richter davon überzeugt, dass Mazurek Ursula Herrmann entführt hat und an ihrem Tod schuld ist.

    Zweifel im Fall Ursula Herrmann: Wurde der richtige Täter verurteilt?

    Damals waren seit der Tat bereits fast 29 Jahre vergangen. Die kleine Ursula war im September 1981, am ersten Schultag nach den großen Ferien, auf dem abendlichen Heimweg in einem Waldgebiet vom Rad gerissen worden. Die Entführer betäubten sie wahrscheinlich und sperrten sie in eine eigens für diesen Zweck gebaute Gefängniskiste, in der Lebensmittel, Getränke, Kleidung und Lesestoff lagen. Auch eine Lampe und ein Radio waren in der Kiste. Und die Entführer – es ist sehr wahrscheinlich, dass es mindestens zwei Personen waren – hatten mithilfe von Plastikrohren versucht, eine Lüftung zu bauen. Doch das funktionierte nicht. Die zehnjährige Ursula Herrmann erstickte in ihrem Kistenverlies. Die Täter versuchten, von Ursulas Eltern zwei Millionen Mark Lösegeld zu erpressen. Der Fall gilt als einer der spektakulärsten der deutschen Kriminalgeschichte.

    Nach dem Prozess gab es immer wieder Zweifel daran, ob der wahre Täter verurteilt wurde. Selbst Ursulas Bruder Michael Herrmann äußerte immer wieder Zweifel an den Hauptindizien und hatte versucht, den Fall neu aufrollen zu lassen.

    Hören Sie sich dazu auch unseren Podcast "Augsburg, meine Stadt" mit dem Strafverteidiger Walter Rubach an – unter anderem zu der Frage: "Warum verteidigen Sie Mörder und Sexualstraftäter?" Die Folge können Sie sich hier anhören:

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