Für einen 26-Jährigen aus der norditalienischen Provinz Trentino hat sich der Entschluss, joggen zu gehen, als fataler Fehler herausgestellt. Denn er kam nicht mehr zurück. Grund dafür war ein Bärenangriff, der ihn das Leben kostete. Drei der etwa 100 Bären aus der Region standen unter Verdacht, weil sie in der Umgebung aktiv sind. Zwei davon sind Geschwister, Schwester und Halbbruder, von Bruno – dem „Problembären“, der 2006 in Bayern abgeschossen wurde. Jetzt verkündet die Trienter Staatsanwaltschaft, dass ein DNA-Test die Schuld seiner Schwester beweist. Die wird nun gesucht.
Rund 17 Jahre vorher war ihr Bruder von seinem Zuhause im italienischen Naturpark Adamello-Brenta über die Alpen nach Bayern gewandert. Weil er der erste Bär auf deutschem Boden seit über 170 Jahren war, wurde Bruno zur echten Sensation. Doch je mehr Haus- und Nutztiere er tötete, desto unbeliebter wurde er. Am Ende erteilte der damalige bayerische Umweltminister Werner Schnappauf (CSU) den Abschussbefehl.
Bayerischer "Problembär" Bruno kam aus derselben Region in Italien
Doch woher weiß man eigentlich, dass der Bär und die Bärin in Italien mit dem bayerischen Bruno verwandt sind? Andreas von Lindeiner erklärt, dass Tiere wie Bären, Wölfe und Luchse unter ständiger Beobachtung stehen. Er ist beim Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) für diese sogenannten „großen Beutegreifer“ zuständig. Die meisten davon können sehr weite Strecken zurücklegen, wie es auch Bruno getan hat.
Der kam nämlich ursprünglich aus derselben Region in Italien und war dort wie auch seine Eltern und Geschwister bereits erfasst worden. Es wurde also dokumentiert, wann das Weibchen die Jungen geworfen hat. Und die können seitdem zugeordnet werden. Die Entscheidung, die verdächtigten Tiere abschießen zu lassen, kann Lindeiner nachvollziehen. Seit Bruno gibt es auch in Deutschland ein Management für die großen Beutegreifer, in dem Regeln erarbeitet wurden.
Und falls Angriffe auf Menschen stattfinden würden, würde in Bayern genauso verfahren wie in Italien. Trotzdem sollen diese Spezies, vor denen sich viele Menschen fürchten, geschützt und nicht pauschal abgeschossen werden. Aber: „Wenn wir unsere eigenen Regeln nicht befolgen, werden wir dafür nicht auf Akzeptanz der Bevölkerung stoßen.“ Heißt, wenn es brenzlig wird, muss ein Tier auch „entfernt“ werden. In Bayern gibt es aktuell keinen bekannten Bären, sagt von Lindeiner. „Es gab einen im Allgäuer Grenzgebiet“, erzählt er, doch der sei weitergezogen. Gäbe es jetzt einen, würde er allein schon aufgrund der vielen Wildkameras nicht unbemerkt bleiben.