Der Kemptener Jurist und Politiker Alexander Hold wurde mit seiner Gerichtssendung "Richter Alexander Hold" Anfang der 2000er deutschlandweit bekannt. Von 2001 bis 2013 sprach der Allgäuer im Fernsehen Urteile auf Sat.1. Parallel dazu zog Barbara Salesch mit einer ähnlichen Sendung die Zuschauer vor die Bildschirme. Am Montag, 5. September 2022, startete nun die Neuauflage von Barbara Saleschs Sendung auf RTL. Wir haben mit Alexander Hold über das Comeback seiner alten Kollegin, Lena Meyer-Landrut und seine Karrierepläne gesprochen.
Herr Hold, was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie mitbekommen haben, dass ihre ehemalige "Kollegin" Barbara Salesch ihre Gerichtsserie neu auflegt?
Alexander Hold: Für mich kam das nicht überraschend, weil ich selbst seit Jahren immer wieder Anfragen bekommen habe, verstärkt im letzten Halbjahr. Außerdem tausche ich mich auch ab und an mit Barbara Salesch aus.
Und? Dürfen sich Fans auf neue Folgen von "Richter Alexander Hold" freuen?
Hold: Ich habe ja jetzt eine politische Aufgabe, das sind beides Full-Time-Jobs, die bekommt man nicht unter einen Hut. Barbara Salesch und auch Ulrich Wetzel sind in Pension, die haben Zeit, die können das wieder machen. Mir war aber immer klar, dass dieses Format an sich eine innere Stärke besitzt, die dazu führt, dass es wieder aufgenommen wird.
Wieso das?
Hold: Es geht dabei nicht nur wie im Krimi um die Frage: Wer war's? Es geht um die gerechte Einordnung einer Tat und der Zuschauer vergleicht meine Entscheidung mit seinem Wertesystem. Es ist ja bezeichnend, dass meine alten Folgen immer noch täglich gezeigt werden. Wir haben 2001 angefangen, vor über zwanzig Jahren, und das Format läuft bis heute erfolgreich. Erst neulich hatte die Sendung einmal 4,9 Prozent Marktanteil in der x-ten Wiederholung bei Sat.1 Gold – das ist fast das Dreifache des Senderschnitts. Mich sprechen auch heute noch fast täglich Menschen an, dass sie mich erst im Fernsehen gesehen haben - selbst Kollegen im Landtag.
Das Interesse an der Sendung ist immer noch groß. Aber auch damals, als sie 2013 aufgehört hatten, war ihre Sendung beliebt.
Hold: Das stimmt. Deswegen hätten wir nicht aufhören müssen. Von den Quoten, die wir auch da noch hatten, träumen in dem fragmentierten Markt heute fast alle. Am Anfang hatten wir teilweise 35 Prozent Quote, das erreicht man heute nur noch mit einem Championsleague-Finale. (lacht)
Sie hatten sogar einmal Lena Meyer-Landrut in der Show. Können Sie sich daran erinnern?
Hold: Ja, sie hatte damals eine völlig unauffällige und kleine Rolle. Wir haben uns einmal wiedergetroffen, als sie gerade den Vorentscheid zum Song-Contest gewonnen hatte. Da haben wir ein bisschen darüber gesprochen. Ansonsten war das für uns beide kein prägendes Erlebnis. Wir haben über die Jahre an die 15.000 Menschen durch den Gerichtssaal geschleust.
Die Sendung lief auch am Schluss gut. Wieso haben Sie sich trotzdem entschieden, aufzuhören?
Hold: Wir haben in zwölf Jahren insgesamt über 2000 Folgen gedreht. Und wir sind bei den Dreharbeiten ja nicht nach Korsika oder Alaska gejettet - wir haben jeden Tag im Studio in Unterföhring produziert, jeden Tag im weißen Hemd und schwarzer Robe, jeden Tag das gleiche Ritual. Nachdem wir das Projekt beendet hatten, habe ich noch über 400 Folgen von "Im Namen der Gerechtigkeit" gedreht. Nach 16 Jahren war es dann für mich einfach an der Zeit, etwas Neues anzupacken.
Sie sind danach in die Politik gegangen und haben dort Karriere gemacht. 2017 haben sie sogar als Bundespräsident kandidiert und heute sind sie einer der Vizepräsidenten des Bayerischen Landtags. Könnte eine Neuauflage der Sendung vielleicht auch die politische Karriere boosten? In den vergangenen Jahren gab es in der internationalen Politik ja mehrere Quereinsteiger aus der Unterhaltungsbranche.
Hold: Mein Tag müsste ja jetzt schon 30 Stunden haben, um alles anzupacken, was auf meiner politischen Agenda steht, da ist schlicht kein Raum für eine tägliche Sendung. Außerdem täte es unserem Land gut, wenn es in der Politik weniger um Karrieren ginge, als darum, Dinge voranzubringen. Da würde ich mir von manchen eher mehr Sacharbeit wünschen und weniger Medienpräsenz.
Sie waren vergangenes Jahr in der Serie „Grave Secrets“ wieder auf den Bildschirmen zu sehen. War das ein einmaliges Engagement, oder was hatte es damit auf sich?
Hold: Wir haben das in einer Woche im August 2020 fast rund um die Uhr gedreht. An Urlaub war da aufgrund der strikten Corona-Maßnahmen eh nicht zu denken und so habe ich das quasi als Ferienjob angenommen. Zuvor hatten das renommierte Tatort-Kommissare von Jan-Josef Liefers bis Andrea Sawatzki übernommen. Es hat mich gereizt, wieder einmal etwas Neues auszuprobieren. Aber das ging nur, weil mir die Produktionsfirma entgegenkam, so dass wir in den Parlamentsferien drehen konnten.
Und wird es in Zukunft öfter Auftritte dieser Art geben?
Hold: In einer Soap auftreten wie Markus Söder in „dahoam is dahoam“ werde ich wohl kaum. Und so oft wie einst Norbert Blüm werde ich es auch nicht in Quiz-Sendungen schaffen. Bei Talks zu spannenden Themen wird man mich auch in Zukunft im TV sehen, sofern es nicht mit meinen Hauptaufgaben kollidiert.
Können Sie sich denn abseits der Kamera eine Rückkehr auf die Richterbank vorstellen?
Hold: Klar. Das ist ein Beruf, der zwar auch belasten kann, mir aber immer Freude bereitet hat und der ja auch die Basis ist für das, was ich dann im Fernsehen gemacht habe. Jetzt stehe ich mit beiden Beinen und voller Motivation inmitten meiner politischen Aufgabe, daher ist eine Rückkehr in die Justiz nicht sehr wahrscheinlich. Aber ich würde mit Freude wieder hingehen.