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Interview: Marcus Mittermeier über Steinmeier: "Ernsthafter und abwägender Mensch"

Interview

Marcus Mittermeier über Steinmeier: "Ernsthafter und abwägender Mensch"

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    Marcus Mittermeier in der Serie „München Mord“.
    Marcus Mittermeier in der Serie „München Mord“. Foto: Jürgen Olczyk, ZDF, dpa

    Preisfrage, Herr Mittermeier: Was haben Sie mit Ex-DFB-Bundestrainer Joachim Löw, Komikerin Carolin Kebekus, Entertainer Hape Kerkeling oder Dragqueen Olivia Jones gemeinsam?

    Marcus Mittermeier: Ich habe tatsächlich gelesen, dass die alle bei einer Bundespräsidentenwahl dabei waren. Als die ersten Namen zur neuen Wahl im kommenden Jahr publik wurden, wurden Leon Goretzka und ich ja als eine der ersten genannt. Denn wir waren in Bayern nominiert und die haben wohl die Nominierten relativ schnell bekannt gegeben. Jetzt sind ja andere Bundesländer nachgezogen. Eigentlich wollte ich das ja gar nicht veröffentlichen, aber nachdem es bekannt wurde, habe ich mich auch getraut, einen Tweet rauszuhauen.

    Bei welcher Gelegenheit haben Sie erfahren, dass Sie Wahlmann werden?

    Mittermeier: Tatsächlich beim Drehen. Die Gülseren Demirel hat mich angerufen und es mir gesagt. Ich kenne die Landtagsabgeordnete der Grünen, weil wir beide eine Aktion unterstützen, die die bayerische Staatsregierung aufgefordert hat, Flüchtlinge aus den griechischen Notlagern nach Bayern zu holen. Diese Aktion habe ich als Schirmherr unterstützt. Da haben wir uns kennengelernt und ich nehme an, diese Aktion hat etwas damit zu tun, warum man mich jetzt gefragt hat.

    Welchen politischen Hintergrund haben Sie?

    Mittermeier: Ich bin parteilos, das finde ich ganz wichtig. Mir geht es um Themen, denn es gibt einige politische Vorhaben, die ich ernsthaft verfolge. Unter anderem der Kampf gegen die Klimakrise. Das ist ein Thema, das mich stark bewegt. Aber auch die Flüchtlingskrise gehört dazu, vor allem, wenn es darum geht gegen unmenschliche Zustände auf europäischen Boden anzugehen.

    Damit sind Sie politisch aber eher auf der linksliberalgrünen Seite.

    Mittermeier: Ja, da gibt es schon Schnittmengen. Es gibt jedoch auch welche mit anderen Parteien. Mit wieder anderen habe ich null Schnittmenge. Aber unser politisches Leben wird ja immer komplizierter. Gerade während der Pandemie. Andererseits finde ich beruhigend, dass deutlich wird, welche Parteien den Kampf gegen das Virus ernsthaft angehen wollen und welche nicht. Bei dem Thema geht es ja nicht um Befindlichkeiten, sondern um Existenzen.

    Wie bewerten Sie denn eigentlich den aktuellen Amtsträger? Oder anders gefragt: Was halten Sie von Frank-Walter Steinmeier als Bundespräsident?

    Mittermeier: Ich durfte ihn persönlich kennenlernen, als er noch Staatssekretär unter Bundeskanzler Gerhard Schröder war. Ich empfand das Gespräch damals als sehr entspannt und positiv. Er ist ein klar strukturierter, ernsthafter und abwägender Mensch. Und ich finde, dass er diese Haltung auch als Präsident gezeigt hat. Auch das Überparteiliche gelingt ihm meines Erachtens sehr gut. Trotzdem findet er auch deutliche Worte, wenn es darum geht, Dinge klar auszusprechen.

    Er macht seinen Job also Ihrer Ansicht nach ganz gut, oder?

    Mittermeier: Ja, er ist ein guter Präsident.

    Frank-Walter Steinmeier kann sich Hoffnung auf eine weitere Amtszeit als Bundespräsident machen.
    Frank-Walter Steinmeier kann sich Hoffnung auf eine weitere Amtszeit als Bundespräsident machen. Foto: Bernd von Jutrczenka, dpa

    Eine nicht ganz so ernste Frage: Wie kleidet man sich überhaupt, wenn man Wahlmann ist? Werden Sie sich da einen neuen Anzug kaufen?

    Mittermeier: Gute Frage. Ich muss erst einmal recherchieren, ob es da tatsächlich einen Dresscode gibt. Ich frage mich auch, ob es besser ist, unauffällig oder auffällig gekleidet zu sein. Ich werde mich aber ordentlich informieren, um mir dann intensive Gedanken zu machen.

    Werden Sie nach Berlin fliegen oder umweltfreundlich mit dem Zug fahren?

    Mittermeier: Mit dem Zug natürlich. Ich versuche, auf Inlandsflüge generell zu verzichten. Die Bahn schafft die Strecke in knapp 4 Stunden. Das ist „alternativlos“.

    Ein ebenso wichtiges Thema ist die Unruhe in unserer Gesellschaft. Was muss ein kommender Bundespräsident jetzt tun, um eine Spaltung der Gesellschaft aufzuhalten? Oder sehen Sie überhaupt eine Aufspaltung?

    Mittermeier: Ich glaube, dass die Gesellschaft an sich nicht so stark gespalten ist, wie es eine kleine aber laute Gruppe versucht, erscheinen zu lassen. Das sind Leute, die ihre Freiheit als absolut ansehen und die den Grundsatz der Solidarität nicht anerkennen. Das heißt, sie wollen nicht verstehen, dass in einer Gemeinschaft von Menschen die Freiheit des anderen die eigene Freiheit beschränken kann. Der Bundespräsident als überparteiliches Organ kann da durchaus in der Kommunikation mithelfen, hat da aber eine schwierige Aufgabe vor sich.

    Worin liegt das Problem?

    Mittermeier: Ich denke, die letzte Regierung wollte es in der Vergangenheit immer so gut wie jedem recht machen. Man hatte das Gefühl, dass sie verunsichert ist. Und dies sorgte dafür, dass sich bei vielen der Eindruck verstärkt hat, es seien willkürliche Maßnahmen, die da zur Eindämmung der Pandemie ergriffen worden sind. Dann wurden manche Maßnahmen zu früh gelockert und mussten wieder revidiert werden. Da bräuchte man eine ruhigere, aber auch klarere Ansage. Dieses Herumeiern sorgte für Verwirrung und Verwirrung führt zu Verunsicherung und diese führt zu Angst bei manchen Menschen, die dann von extremen Gruppierungen für ihre politischen Ziele instrumentalisiert wird.

    Es sorgt auch für Missstimmung bei manchen Bürgerinnen und Bürgern, dass die Wahl des Bundespräsidenten im Vorfeld meist von den Parteivorsitzenden im Hinterzimmer ausgekartelt wird. Was würden Sie davon halten, wenn das Volk den Bundespräsidenten direkt wählen würde?

    Mittermeier: In Österreich geschieht das ja. Grundsätzlich bin ich aber kein Freund von zu viel Volksabstimmungen in der Politik, weil ich glaube, dass wir die repräsentative Demokratie stärken müssen, wo es geht. Wir haben mit unseren Volksvertretern Leute, die sich jeden Tag professionell und seriös mit den Gesetzesvorhaben befassen. Wenn ich mir vorstelle, ich müsste als Privatmann über die Wirkung eines Gesetzes abstimmen und somit mitentscheiden, fühlte ich mich in vielen Fällen überfordert. Was die Wahl des Bundespräsidenten angeht, habe ich mir darüber ehrlicherweise noch keine großen Gedanken gemacht. Ich halte aber auch die Bundesversammlung für ein reizvolles Organ, das mit seiner Würde der Wahl des höchsten Amtes im Land schon sehr entspricht. Ich glaube, wir haben, was die Wahl des Bundespräsidenten angeht, keinen wirklichen Reformbedarf.

    Haben Sie irgendwann auch für sich im Stillen gedacht: Bundespräsident, das wäre ein cooler Job für mich?

    Mittermeier: Nein, Bundespräsident ist selbst in meinen Träumen noch nicht vorgekommen, aber jetzt, wo sie es sagen...

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